Eine Nacht, zehn Bands und 'ne fast verlorene Handtasche!
Ein Abend, 28 Bands und mein erstes Problem: Elf Konzerte fangen um 21 Uhr an. Spannung war also vorprogrammiert. Als Organisationstalent habe ich mir natürlich vorab einen Plan erstellt. Was daraus wurde? Lesen Sie selbst!
Die zwölfte ENNI Night of the Bands stand wieder kurz bevor. 28 Bands in 25 Locations. Ich setzte mich also hin und überlegte, was ich für realistisch erachtete. Zehn Bands in zehn Locations sollten machbar sein, entschied ich und machte mir einen Ablaufplan. Aber bekanntlich kommt ja immer alles anders als man denkt.
Gestartet bin ich um 20.30 Uhr im Café Lyzeum. Dort spielte die „Magic Boogie Show“ Hits aus Boogie und Rock‘n‘Roll. Die Location ist vielen noch nicht so ein Begriff, das merkte man am Anfang. Es war noch etwas leerer, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Das sympathische Duo swingte los und spätestens nach dem dritten Lied stieg der Pianist Vito auf seinen Stuhl. Ich bin mir sicher, dass der Abend noch laut und lustig wurde, aber da mein Plan ja zehn Bands beinhaltete, musste ich weiter zur nächsten Location. Ursprünglich stand auf meinem Plan das Bollwerk als Nächstes. Da aber kurzfristig die Moerser Band „Was wenns regnet“ ausgefallen war und stattdessen der Newcomer Sebastian Dey um 23 Uhr spielte, änderte ich meinen Plan und blieb zunächst in der Moerser Innenstadt.
Die Handtasche blieb auf dem Tisch liegen
Auf zum Hanns-Dieter-Hüsch-Platz hieß es jetzt. Was mich da allerdings erwartete, hätte ich nicht zu träumen gewagt: Sowohl im neuen ritumenti (im ehemaligen Gloria) als auch im Café des Arts war ein Reinkommen nur unter enormer körperlicher Betätigung möglich. Als begeisterte Journalistin ging es auf ins Getümmel. Die Stimmung im ritumenti in der die Band „Glam Bam“ Glamrock der 70er Jahre spielte, war bombastisch. Obwohl ein Durchkommen fast unmöglich war, wurde die Band gefeiert und die ausgelassene Stimmung war mitreißend.
So mitreißend, dass ich, im Eifer des Gefechts, glatt meine Handtasche auf einem Tisch vergaß. Was mir allerdings erst aufgefallen ist, als ich draußen war. Flugs wieder rein und siehe da, das gute Stück lag noch an Ort und Stelle - unberührt! Danke, Moers!
Direkt ging es dann nach nebenan ins Café des Arts. Auch hier war ein Vorwärtskommen beinahe unmöglich. Die Band „Kralle & Friends“ sorgte mit Blues und Rock für gute Stimmung. Nach ein paar Minuten ging es allerdings raus und weiter.
Location Nummer vier wurde mir beinahe zum Verhängnis
Nächster Stopp war der Klub Kobra. Zu Beginn etwas skeptisch, da stehen ja gar keine Menschen vorne vor, ging es hinein in den Club, wo „Granufunk“ Hits aus Funk, Soul und Rock spielten. Die Stimmung riss mich direkt mit und schnell war klar, hier bleib ich etwas! Jacke aus, Tanzmodus an und eine Cola bestellt. Der Klub war, im Gegensatz zu den bisherigen Locations, zwar voll, aber trotzdem bestand hier noch etwas Raum zum Tanzen. Was ich direkt ausnutzte. Eine knappe Stunde später schaute ich auf die Uhr und bekam ein schlechtes Gewissen: Mist, ich bin erst bei Band Nummer vier. Und hab noch sechs vor mir! Ich gebe zu, wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, zehn zu schaffen, wäre ich wohl den Rest des Abends hier geblieben. Aber mein Ehrgeiz und meine Entdeckerlust waren schließlich geweckt und weiter ging‘s.
Nächste Location war direkt um die Ecke beim Monokel. Hier spielte die Band „Real Spirit“ Oldies und Schlager. Zu den Klängen von „I can‘t get no Satisfaction“ versuchte ich mich auch hier herein zu quetschen. Hier war ich nur froh, dass ich einen Bekannten getroffen hatte, der für mich ein paar Fotos machte. Als Mensch mit nur einer Größe von 1,65 Meter erweist sich das doch manchmal als etwas schwierig. Ob meine nicht vorhandene Größe allerdings der Maßstab dafür war, dass ich noch nicht als Erwachsene angesehen wurde? Im Monokel sprach mich nämlich jemand an, warum ich denn das Ganze mitschreibe. Meine Antwort zwischen zwei Liedern war: „Ich schreib einen Artikel darüber“. Allen Ernstes fragte er mich dann „Für die Schule?“. Ähm ja, Zeit für die nächste Location.
Direkt um die Ecke liegt die Tapas-Bar „Brown Sugar“. Hier ertönten schon von weitem Reggae-Klänge von „Jah Culture“, die einem zum Hüfteschwingen einluden. Auch hier war es wieder ein Kunststück, voran zu kommen. Einziger Vorteil, beim gemütlichen Reggae reicht ein systematisches Körper-Hin- und Herwiegen und dafür reichte der Platz gerade noch aus.
Stopp Nummer sieben war beim Extrablatt, in der die Band „Incomplete“ Rockcover spielte. Allerdings war das Einzige, was ich von der Band zu sehen bekam, deren Tour-Auto. „Einlass-Stopp“ hieß es an den Tür und so ging es direkt weiter zu Location Nummer acht.
Als es Richtung Kastellplatz ging, wurde schon von weitem klar, dass auch dies eine Herausforderung werden würde, da eine große Menschentraube vor dem Mondis und Fiddlers stand. Aber auch alte Bekannte traf man wieder. So sprachen uns die vier netten Damen an, die wir zu Beginn im Café Lyzeum entdeckt hatten: „Euch kennen wir doch, ihr Beiden wart doch ganz am Anfang auch bei der Boogie Band oder?“
Ja, waren wir. Bei der wievielten Band wir mittlerweile denn seien, war die nächste Frage. Nach kurzem Nachrechnen verkündete ich, mit einem gewissen Stolz, dass jetzt Band acht und neun kommen. Anerkennend nickten die Damen: „Und was ist euer Tipp, was hat euch bisher am Besten gefallen?“ Ganz klar, die Kobra mit „Granufunk“. Auch hier stimmten uns die Damen zu und wanderten weiter Richtung Röhre. Für uns hieß es aber erneut: Auf ins Getümmel.
Im Fiddlers spielten „Opa kommt!“ Oldies und Rockclassics. Die Location war zwar voll, aber trotzdem war noch etwas Platz zum Tanzen und Durchkommen. Nachdem dann auch alle im Restaurant dank der netten Band wussten, das eine Journalistin unter ihnen ist „Immer schön alles mitschreiben, junge Dame“, ging es weiter nach nebenan ins Mondis.
Hier war Vorwärtskommen wieder ein Glücksspiel. Und auch die Luft wurde zunehmend knapper, so dass es nach einem kurzen Aufenthalt, in dem der Band „Freezeland“ zugehört wurde, nun endgültig Richtung Bollwerk ging.
Im Bollwerk spielte Sebastian Dey mit seiner Band Rock und Pop. Ein guter Mix. Auch wenn die sympathische Band es nicht ganz so einfach hatte, da sie für die Local Heroes „Was wenns regnet“ einspringen musste, wurde sie gut angenommen. Und nachdem ich mir dann auch einmal ein alkoholisches Getränk genehmigte, wurde mir bewusst, dass ich es geschafft hatte: Wir waren bei Location und Band Nummer zehn angekommen.
Als ich später zurück durch die Moerser Innenstadt nach Hause gelaufen bin, kamen mir noch viele Nachtschwärmer entgegen und ich fühlte mich fast etwas an meine Hamburger Zeit zurück erinnert. Eins ist nach diesem Abend für mich vollkommen klar: Moers kann auch Party machen!
Alle Fotos: Jonas Klein
Autor:Sarah Dickel aus Moers |
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