Straßenumbenennung in Utfort gefordert
Ein Nazi als Namensgeber

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Seit etwa eineinhalb Jahren baut die Enni in Moers Utfort die Albert-Altwicker-Straße, bisher weitestgehend ein Fuß- und Radweg von 300 Meter Länge aufwändig um und aus.
Albert Altwicker, nach dem die Straße benannt ist, war 20 Jahre Bürgermeister der Gemeinde Repelen-Baerl, aus der später die Gemeinde Rheinkamp wurde. Er starb am 25. Oktober 1944, mit 22 weiteren Opfern bei einem Luftangriff der das Utforter Rathaus traf. Wohl darum ist bis heute diese Straße nach ihm benannt.

Wie aus Presseberichten jener dunklen Zeit hervorgeht, war Albert Altwicker offenbar eifriger Verfechter der Sache des Nationalsozialismus. Im April 1933, nur 3 Monate nach der Machtergreifung Hitlers in Berlin hatten die Nazis auch die Macht im Utforter Rathaus ergriffen und gingen gleich entschlossen zu Werke. In einem Bericht der Zeitung „Der Grafschafter“ vom April 1933 unter der Überschrift „Der neue Kurs“ wird die konstituierende Versammlung des Gemeinderats ausführlich geschildert.

In diesem Bericht heißt es unter Anderem:
Der Sitzungssaal ziert nunmehr auch das Bild des jungen Freiheitskanzlers Adolf Hitler und als weiteres Zeichen des Volksfrühlings: die Flagge mit dem Sieges- und Zukunftskreuz der Nationalsozialisten.

Bürgermeister Altwicker ergiff sofort das Wort zu folgenden Darlegungen:
Meine verehrten Herren!  Am 12. März, ein kommunalpolitischer Wendepunkt, dessen Bedeutung und Auswirkung wir noch nicht zu übersehen vermögen, sind Sie als Gemeindeverordnete gewählt worden. Heute habe ich die Ehre und Freude, Sie in ihr Amt einführen zu können.
Gemeinsam grüßen wir in diesem Saale die alten ruhmreichen Farben, die Fahne schwarz-weiß-rot, die man vor 14 Jahren, wie auch so manches andere Gute und Bewährte, in blindem Hass über Bord geworfen hat, grüßen auch das Hakenkreuzbanner, das Symbol der jungen deutschen Freiheitsbewegung die allein durch ihren mutigen und opferreichen Kampf die nationalen Kräfte im deutschen Volke wieder geweckt und gesammelt und das Vaterland in letzter Stunde vor dem unvermeidlichen bolschewistischen Chaos gerettet hat.

Sein Dank geht an die "braunen Kämpfer"

Dafür danken wir den braunen Kämpfern Adolf Hitlers, daneben aber besonders dem Führer dieser machtvollen Bewegung, dessen Bild neben dem des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg unseren Sitzungssaal schmückt, den jungen Volkskanzler Adolf Hitler. Dank sage ich auch in dieser Stunde den SA- und SS-Männern, sowie den Stahlhelmern die in den vergangenen Wochen in vorbildlicher Disziplin treu mitgeholfen haben. Sicherheit und Ordnung in der Gemeinde aufrecht zu erhalten.

Verehrung für SS- und SS-Männer als "Freiheitskämpfer"

Weiter führte Altwicker aus: .....für dieses hohe und hehre Ziel sind aber auch Hunderte SA, und SS-Männer im Freiheitskampfe der letzten 14 Jahre gefallen, deren in Liebe und Verehrung in dieser Stunde zu gedenken mir ebenfalls heiligste Pflicht und Bedürfnis ist. Mit Dank stelle ich fest, daß Sie sich von Ihren Sitzen erhoben haben.
Meine Herren! Es ist eine geschichtlich bedeutungsvolle Zeit, in der Sie in Ihr Amt einziehen. Wir wollen uns dieser bedeutungsvollen Stunde immer bewußt sein, wir wollen uns als die Vollstrecker des Willens der ehrlichen, gerechtdenkenden und aufbauwilligen Bevölkerung unserer Gemeinde betrachten und
wir wollen Gerechtigkeit gegen jeder Mann, Ehrlichkeit und Wahrheit Richtschnur unseres Handelns sein lassen.
Für die ewig Unzufriedenen und die notorischen Quertreiber ist heute kein Raum mehr. Wer an der notwendigen Neugestaltung des neuen Deutschlands nicht glaubt positiv mitarbeiten zu können, der bleibe zu Hause und störe unsere Arbeit nicht.

Mut zur Unpopularität erforderlich!
Ich weiß, meine Herren, daß der Weg, den wir zu gehen haben, nicht immer angenehm sein wird, es werden nicht alle Wünsche, und wenn sie oft noch so berechtigt sein mögen, erfüllt werden können.
Wir wollen uns auch nicht darüber hinwegtäuschen, daß es turmhohe Schwierigkeiten und Nöte wirtschaftlicher und sozialer Art zu überwinden gilt und Entscheidungen zu treffen sein werden, die Mut zur Unpopularität erfordern Auch Opfer werden gebracht werden müssen.
Wie jeder Neubau Einsatz von Kraft und Material erfordert, so wird sich das deutsche Volk angesichts der Schwere und Größe der Aufgabe aufbauwillig und opferbereit hinter die Regierung zu stellen haben. Es kommt hierbei auf die Mithilfe Aller an. Nach dem Willen des Führers braucht niemand der guten Willens ist, abseits zu stehen. Notwendig ist aber absolute Unterordnung unter den Willen der höchsten Führung, denn nur sie allein kann und darf wegweisend und zielsetzend sein.

"Volles Vertrauen" in die Regierung Hitlers

Ich habe zur neuen Regierung das volle Vertrauen, daß sie alle notwendigen Maßnahmen ergreifen wird, um den Gemeinden die für ihre Lebensfähigkeit und ihre Gedeihen nötige Hilfe zu geben. Lassen Sie uns in dem Geiste der neuen Zeit mit Gottvertrauen an die Arbeit gehen, die unserer Gemeinde zum Segen werden möge. Von ehrlichem und aufrichtigen Willen beseelt, reiche ich Ihnen die Hand. Wenn wir einig sind und wenn unsere Arbeit von gegenseitigem Vertrauen getragen ist, dann, meine Herren, wird es vorwärts und wieder aufwärts gehen. Bei unserem ganzen Tun und Handeln soll und muß uns aber das eine Hochziel vor Augen stehen:
Alles für Deutschland.
Glück auf!“
Zum Ende heißt es: „..... nach dem Gesang des Horst-Wessel-Liedes .....“

Im Übrigen ist noch mitzuteilen, daß demnächst einige Straßen bzw. Platzumbenennungen (Adolf-Hitler-Straße, Horst-Wessel-Straße, Herrmann-Göring-Straße usw.) zu erwarten sind.

Bürgermeister Altwicker schloß, die Sitzung mit einem dreifachen„Sieg Heil!“ auf Vaterland Reichspräsident und Reichskanzler, in das die Anwesenden begeistert einstimmten.

Übergabe des HJ-Heimes in Meerbeck durch Bürgermeister Altwicker, Bericht aus "Grafschafter" 23.April 1940
  • Übergabe des HJ-Heimes in Meerbeck durch Bürgermeister Altwicker, Bericht aus "Grafschafter" 23.April 1940
  • hochgeladen von Hansfried Münchberg

Bürgerantrag - Die Straße soll umbenannt werden

Auf Grund dieses und weiterer Funde in der Presse aus dieser Zeit hat ein Utforter Bürger einen Antrag die Albert-Altwicker-Straße umzubenennen an den Stadtrat, Ausschuss für Bürgeranträge, gerichtet.
Seine Begründung hierzu: Der Namensgeber der heutigen „Albert-Altwicker-Straße“ war, verfolgt man Presseberichte aus seiner Amtszeit, offenbar überzeugter Nationalsozialist. Er betrieb die Sache des Nationalsozialismus von den frühen Jahren dieser Bewegung. Bereits im März 1933, nur vier Wochen nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, wurden durch Altwicker die Polizeikräfte durch Angehörige der NSDAP, SA-Leute und Stahlhelm-Leute verstärkt. (Quelle: Dr. B. Schmidt, „Moers unterm Hakenkreuz“)

Wie aus etlichen Presseberichten der Zeitung „Der Grafschafter“ hervorgeht, hat Altwicker auch bereits früher die nationalsozialistische Sache eifrig befördert. In mehreren Zeitungsartikeln wird er ausdrücklich erwähnt als „PG“ also Parteigenosse, wie sich die Nazis damals nannten.
Er betrieb z.B. eifrig den Bau vom Heimen der Hitler-Jugend in der Gemeinde Repelen-Baerl, feierte in Reden die Sache des Nationalsozialismus, forderte dazu auf, sich vorbehaltlos hinter dem Führer Adolf Hitler zu versammeln. Die auffällige Häufung von „Adolf-Hitler-Straßen“ und Horst-Wessel-Straßen“ in Repelen und Utfort dürfte im Zusammenhang zu sehen sein. Die Tatsache, daß er als Bürgermeister bei einem Bombentreffer auf das Utforter Rathaus sein Leben lassen musste, (mit 22 Anderen) rechtfertigt nicht, daß heute noch eine, wenn auch kleine, Straße nach ihm benannt ist.

Autor:

Hansfried Münchberg aus Moers

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