Vor 390 Jahren - von wegen uneinnehmbar
Die Grafenstadt Moers wird geplündert
von Hansfried Münchberg
Das gräfliche Moers war zu Zeiten des dreißigjährigen Krieges ein beschauliches Städtchen mit etwa 200 Häusern, worin ca. 1600 Einwohner lebten. Während in ganz Deutschland, bis in die nächste Umgebung von Moers die wilde Soldateska raubte und plünderte, hatte das protestantische Moers unter dem Schutze des Prinzen Moritz von Oranien und seines Bruders Friedrich Heinrich Ruhe. Diese hatten für Moers die Neutralität erklärt und mit Abkommen in Brüssel besiegelt. Leider wurde diese Ruhe und Beschaulichkeit im Jahr 1633 jäh gestört.
Die Grafschaft hatte unter dem Elend der Zeit infolge ihrer Neutralität weniger zu leiden als das übrige Deutschland. Die Spanier hatten sich damals am Niederrhein festgesetzt, wurden aber von protestantischen Truppen bedrängt. Allerdings hielten sich in diesen fast schon regellosen Zeiten nicht alle an getroffene
Vereinbarungen.
Der Moerser Chronist Prof. Carl Hirschberg schreibt: „Aus dieser Zeit ist uns ein Bild der Stadt Moers und Umgebung erhalten, danach floß die Moerse da durch die Stadt, wo jetzt der neue Markt liegt. Am rechten Ufer lag die Altstadt, mit Mauer, Türmen und Wassergräben umgeben, am linken Ufer die kleinere Neustadt, ohne Wassergräben, und südlich außerhalb der Befestigungen das Schloß mit drei Türmen. Nördlich auf dem alten Friedhofe erkennt man die alte Kirche, die später abgebrochen wurde.“
Im Jahre 1633 zog ein kaiserliches, (dem Katholizismus treues) Regiment von 3000 Mann unter Collalto durchs Land, um den Spaniern Hilfe zu bringen. Diese Söldner des Fürsten von Collalto und San Salvatore, er war Hofkriegsratspräsident und kaiserlicher Feldmarschall, fielen über Moers her. Dabei wurde geplündert, viel Vieh weggetrieben, und der holländische Statthalter mußte den Soldaten einige Tonnen Bier, etliche Zentner Brot und Käse übergeben.
Nochmals wurde die Moersische Neutralität missachtet, als im Jahre 1639 ein kaiserliches Regiment unter Oberstleutnant Norpradt in die Grafschaft einfiel. Dieser trieb eine Kontribution von 7000 Talern ein. Jedoch wurde dieser Norpradt seiner Beute nicht froh, denn sie wurde ihm kurz darauf von dem holländischen Rittmeister Maß wieder abgejagt. Norpradt selbst büßte bei einem Scharmützel das Leben ein, indem ihn Maß vom Pferde schoß.
Auch die Franzosen kamen in die Grafschaft. Sie hatten das Heer des Herzogs Bernhard von Weimar, der für die evangelische Sache gekämpft hatte, nach dessen Tod zum größten Teil in ihren Dienst genommen. Dieses französisch-weimarische Heer schlug im Januar 1642 den kaiserlichen General Lamboy bei Hüls. Darauf zogen die Weimaraner in Homberg ein, wo die erschrockenen Bewohner mit ihrer Habe in die Klosterkapelle flüchteten und sich verbarrikadierten.
Aber die Soldaten steckten Kapelle und Kloster in Brand. Es wird erzählt, daß während dieses Brandes eine Mutter ihren in Windeln gewickelten Säugling zum Kirchenfenster hinausgeworfen habe, um ihn nicht in der Gluthitze der brennenden Kirche ersticken zu lassen. Unverletzt wurde das Kind draußen aufgehoben und der „ihm entwachsene Mann" ist in hohem Alter im Jahre 1714 gestorben.
Autor:Hansfried Münchberg aus Moers |
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