Der Rockabilly ist los. Vier Männer, eine "Familie" und 'ne Menge Herzblut
Rockameier hab ich zum ersten Mal vor circa sechs Jahren gehört. Coole Jungs, super Musik. Doch was passiert, wenn aus den Jungs Männer werden und wie verändert sich ihre Musik?
Bodo, Winni, Eddie und Hein. Das sind Rockameier. Ihre Geschichte ist so kurz, so traurig. Ihr Vater hat sie zu der Musik gedrillt und der fünfte Bruder, Fred, ist mit dem Druck leider nicht klar gekommen.
Klingt wie eine Hollywood-Geschichte? Ist es auch. Rockameier sind nämlich eine Konzeptband. Das bedeutet, die vier Jungs haben sich zu Beginn ihrer Musikerkarriere zusammen gesetzt und sich sowohl Namen als auch eine Geschichte rund um ihre Band überlegt. Kreativität besitzen die vier also schon mal. Und das hört man auch in ihren eigenen Songs. Doch wer genau denkt sich eigentlich soetwas aus? Wer steckt hinter Rockameier?
Das sind Schlagzeuger Oliver Czarnecki, 27, Sänger und Gitarrist Lennart Hanebeck, 26, Sänger und Gitarrist Patrick Schneider, 26, und Sänger und Kontrabassist Johannes Schwarzmann, 26. Johannes und Lennart machen bereits seit elf Jahren Musik. In einem Sommer verschanzten sie sich in einem Keller und probierten sämtliche Musikgenres durch. Ziemlich schnell war aber klar: Rockabilly, das ist ihr Ding.
Gesagt, getan. Nun fehlten nur noch zwei andere Vollblutmusiker, die mit den beiden zusammen spielen wollten. Über die Musikschule kannten sie bereits Patrick und Johannes kannte zudem auch Oli. Schnell waren sie somit komplett und seit 2008 spielen sie in der jetzigen Besetzung. Wobei spielen allein, wenn man sich die vier „Jungs“ anschaut, definitiv nicht das richtige Wort ist. Diese vier spielen nicht nur die Musik, sie leben sie. Vielleicht ist das auch mit einer der Gründe, warum die vier sehr authentisch, in dem wirken, was sie tun.
So kommt es auch, dass sie seit jetzt bereits sieben Jahren gemeinsam Musik machen und sich keinesfalls überdrüssig geworden sind. Denn mittlerweile sind zwei bereits im harten Arbeitsleben angekommen und so gilt es, Musik und Arbeit miteinander zu vereinbaren. Aber das ist gar nicht so schwer, wie Johannes erzählt: „Es hilft, dass wir einfach Bock auf die Musik haben und es deswegen gern machen. Dann nimmt man sich auch gern die Zeit dafür!“
Großes Geld verdienen die vier Rockameiers mit ihrer Musik bei weitem nicht. Die Einnahmen von CD-Verkäufen gehen direkt wieder in die neue Produktion. So konnten die vier auch im Juni ihr bereits drittes Album mit dem Namen „Fred“ herausbringen. Keiner von den vieren fokussiert sich aber darauf mit der Musik berühmt zu werden: „Wenn wir davon leben könnten, wäre es natürlich okay, aber in erster Linie wollen wir, dass uns die Musik Spaß macht“, sagt Kontrabassist Johannes. Und wirklich Geld mit der Musik zu verdienen ist nun mal auch nicht einfach. Sänger und Gitarrist Patrick bringt es auf den Punkt: „Die Leute sind oftmals auch nicht mehr bereit für Musik zu zahlen.“
Trotzdem macht es den vieren weiterhin Spaß, denn in erster Linie geht es ihnen auch genau darum: Den Leuten mit ihrer Musik Spaß zu bereiten und sie für einen kurzen Augenblick von dem Alltag wegzuholen. Und das ihnen das gelingt, bestätigt auch Jennifer Burbach, Freundin von Sänger und Gitarrist Lennart: „Ich bewundere an euch, dass ihr auch gute Laune habt und Stimmung macht, wenn nur zehn Leute im Publikum stehen.“ Und das kann bei einem Open-Air-Konzert im Regen natürlich mal passieren. Aber gerade so etwas macht die Rockameiers aus. Sie geben alles für ihr Publikum und das dankt es ihnen auch.
So ist es nicht verwunderlich, dass die liebsten Konzerte der Vieren die kleinen Konzerte sind, zum Beispiel ihr alljährliches Weihnachtskonzert: „Wir spielen jedes Jahr jeden zweiten Samstag im Dezember unser Weihnachtskonzert in der Röhre. Die ist dann gerappelt voll, aber ‘ne schönere Stimmung gibt es kaum irgendwo anders“, so erzählt Lennart.
Und weil die Jungs sind, wie sie sind, spontan, kreativ und einfallsreich, überlegen sie sich kurzum, dass es doch mal an der Zeit wäre ein Wohnzimmerkonzert zu machen. Was Samu Haber und Rea Garvey können, können sie schon lange: Wer also ein exklusives Konzert der Gruppe gewinnen will, sollte sich einfach eine kreative Antwort einfallen lassen und diese dann auf der Facebook-Seite von Rockameier posten.
Auf die Frage zum Abschluss, ob die vier sich denn auch außerhalb der Konzerte und Bandproben noch sehen, antwortet Patrick mit einem Grinsen: „Klar, meistens treffen wir uns im Bademantel im Supermarkt und ignorieren uns dann.“ Alle lachen und spätestens jetzt wird klar, was die Jungs verbindet: Es ist eben nicht nur die Liebe zur Musik, sondern auch eine Freundschaft. Die Harmonie stimmt hier einfach.
Und während die Vier ihr neuestes Lied „Doreen“ anspielen, komme ich nicht umhin, mit meinen Beinen mitzuwippen. Diese Musik macht einfach Spaß. Und die Jungs passen da einfach zu. Aus den Vieren von früher sind gestandene Männer geworden. Männer, die wissen, was sie wollen und sich nicht verbiegen lassen. Sie machen ihr Ding, sind im Herzen aber immer noch erfrischend ehrlich und lustig. Vielleicht ist das auch gerade ihr Erfolgsrezept und der Grund, warum es für mich im Endeffekt immer noch „Jungs“ sind.
Autor:Sarah Dickel aus Moers |
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