Der Gursky des Aquarell: Zwei Einzelausstellungen des Künstlers Thomas Schiela mit großformatigen Arbeiten

Thomas Schiela vor seiner Arbeit "MoersFestival Grill, 6-06" (Aquarell auf Leinwand, 1.75 mal 2.90 Meter)          Foto: Marjana Križnik
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  • Thomas Schiela vor seiner Arbeit "MoersFestival Grill, 6-06" (Aquarell auf Leinwand, 1.75 mal 2.90 Meter) Foto: Marjana Križnik
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Fotografiert, gemalt oder beides? Eine Werkauswahl des Künstlers Thomas Schiela ist im Rahmen zweier Einzelausstellungen ab dieser Woche in Moers zu sehen: „Bilder vom mœrs festival“ können im Kammermusiksaal des Martinstiftes sowie im Foyer des Filder Benden Gymnasiums und die Schau "Abstraktum" im Peschkenhaus bewundert werden.

Zelte, Klappstühle, Rauchschwaden - junge Menschen grillen im Freizeitpark: eine Szene, die Jahrzehnte mit dem einstigen "Jazz Festival" verknüpft war. Auch dieses ikonische Motiv ist Teil der "mœrs festival"-Schau. Beim näheren Betrachten dieser und der anderen Aquarell-Arbeiten verändert sich der Seheindruck: Man entdeckt ein abstraktes Gemenge aus Pinselstrichen. „Es ist für den Betrachter interessant, das Malen in meinen Arbeiten nachvollziehen zu können“, erklärt Thomas Schiela, der schon als Student begann, Fotografien als Vorlagen für sein künstlerisches Schaffen einzubeziehen. Den gebürtigen Duisburger und inzwischen Wahl-Xantener reizen unperfekte Vorlagen. „Ich male bewusst Fehler und Eigenheiten des Fotos mit, wie Farbverschiebungen, Bewegungsunschärfen oder Gegenstände im Vordergrund“, erzählt Schiela. So wie etwa bei einer Arbeit, die die Rückansicht eines Saxophonistin vor Publikum zeigt.

Kompositorische Gesichtspunkte

Schiela wählt seine Motive stets unter kompositorischen Gesichtspunkten aus. „Wenn ich losziehe, um zu fotografieren, mache ich, quasi rechtecksuchend, Hunderte von Aufnahmen“, verrät er. Hierbei sei es schwierig, ungestellte Motive einzufangen. Ungewöhnlich sind zum einen die großen Formate und zum anderen, dass Schiela auf Leinwand arbeitet. „Ich kenne niemanden, der das in Aquarell macht“, so Schiela. Aquarelltechnik, die Schiela persönlich mehr reizt, wird klassisch auf Papieruntergrund angewandt und in Glas gerahmt. „Das war somit auch eine Frage des Gewichts“, Schiela zur Frage, warum er auf Leinwand arbeitet. Um einen optimalen Untergrund zu bekommen, hat er selber eine Firnis-Grundierung entwickelt. „Außerdem bin ich froh, dass der Filter Glasscheibe wegfällt“, räumt der in Xanten lebende Künstler ein. Gut 60 bis 80 Tage arbeitet Thomas Schiela an einer Arbeit. Schiela: „Ich mag das Diffizile. Man kann nicht korrigieren, nur dunkler werden, was eine hohe Konzentration erfordert.“ Dadurch ergäbe sich für ihn als Künstler ein an anderer Reiz, als beim Arbeiten mit deckenden Farben.

Die Schau im Peschkenhaus vereint Momentaufnahmen, die der "Andreas Gursky der Aquarellmalerei" mit seiner Digitalkamera aufgenommen und auf Leinwand übertragen hat: Straßenszenen aus Las Vegas, Bangkok, Asien und europäischen Metropolen sind darunter. Oft arbeitet Schiela seriell, wie bei der Entstehung des Werks "Cham, 1-13", bei dem die Lichtmalerei auf dem keimenden Grün einer Tempelmauer in Vietnam reizte. Oder bei der verschneiten Waldlandlandschaft, die ebenfalls zu einem Zylklus gehört.
Eine Arbeit, die eigentlich zur Serie „mœrs festival“ gehört, wird im Peschkenhaus
- erstmals öffentlich - ausgestellt: Der „Ursprung der Welt, 5-10“ zeigt eine Festivalbesucherin, die sich bei einem Mittagsschläfchen vom Geschehen ausruht. Umrahmt von Zelten, Handtüchern und Hinterlassenschaften, wie Bierflaschen und Dosen. Lediglich ihren Oberkörper hat die Frau mit einem Kleidungsstück verhüllt. „Ich habe lange gezögert, ob ich das fotografieren soll“, so Schiela. Der Künstler weiter. „Im Nachhinein fiel mir auf, dass das Motiv eine moderne Übersetzung eines Werks von Gustav Courbet ist, eines kleinen, intimen Bildes.“ Schielas Arbeit ist das genaue Gegenteil und eine radikale Übersetzung des berühmten Kunstwerks, das im Pariser Musee dÒrsay gezeigt wird. "Sonne, Müll und eine israelische Flagge: Es gibt kein Geheimnis und keine Erotik", resümmiert Thomas Schiela.

Info:

- Die Ausstellung „Bilder vom mœrs festival“ (Vernissage heute ab 19 Uhr) ist bis zum 27. Mai im Foyer und Kammermusiksaal der Moerser Musikschule, Filder Straße 126, sowie der Aula des Gymnasiums Filder Benden zu sehen. Ermöglicht wird die Ausstellung durch die Unterstützung des Lionsclub Moers.

-Die Schau „Abstraktum“ wird im Peschkenhaus (Vernissage am 13. Mai, 11 Uhr) bis zum 10. Juni gezeigt.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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