2023er Ausgabe überzeugt
Das mœrs festival in Höchstform! Zweiter Teil

Günter "Baby" Sommer in Aktion | Foto: Photo André Symann @mœrs festival
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  • Günter "Baby" Sommer in Aktion
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Zweiter Teil:

Der Rodelberg erwies sich wegen des super Wetters als Publikumsmagnet, es herrschte beste Stimmung in dem Bereich der Verkaufsstände und vor der Bühne am Berg selbst. Musik hören und träumen, hier konnte sich jeder sein „Kylwiria“ vorstellen: Während die Kinder konzentriert der improvisierten Musik lauschen, toben die Erwachsenen den Hang hoch und runter, füttern die Ziegen im Streichelzoo und üben sich im Radschlagen.

Besonderen Spaß boten „Selvhemter“ mit der Percussion-Altmeisterin Marilyn Mazur (68 Jahre alt!), zusätzlich trommelten Anja Jacobsen und Jaleh Negari, die drei Schlagzeugerinnen zeigten Schlagwerkkunst auf höchstem Niveau und boten Maria Bertel an der Posaune (mit elektronisch bearbeitetem Klang) und dem Synthesizer einen detailreichen Grundstock für einen Sound, der zum Mitwippen einlud. Günter „Baby“ Sommer, bald 80 Jahre alt, weiß ebenfalls immer noch das Schlagzeug zu bearbeiten. Seine Großformationen „Brother&Sisterhood“ spielte mit klangvollen Namen auf (unter anderem Silke Eberhard, Frank Gratkowski) und aus dem Fußwippen wurden Tanzbewegungen. Eve Risser mit ihrem „Red Desert Orchestra“ war auch wieder am Start und die 14 Musiker*innen aus vier Ländern begeisterten mit der Mischung aus Blechblasinstrumenten, Piano, Gitarre, Bass und afrikanischen Rhythmusinstrumenten nachhaltig und sorgten für das nächste Highlight.

Die Improviser in Residence „Recursion” ((Jan Krause, Steven Koch und Christopher Retz) hatten ihre große Stunde am Montagnachmitttag in der Festivalhalle, die Zuhörer*innen lauschten gespannt dem mal schnellen, mal langsamen, mal lauten, mal leisen intensiven Klangteppich. Zudem bespielten die Drei Moers an allen vier Tagen und nahezu zu jeder Uhrzeit, auch auf dem Pianomobil.

In Großbritannien geht es etlichen Musiker*innen nicht gut, nach dem Brexit und der Corona-Pandemie sind die Folgen gravierend. Sehr Viele haben Schwierigkeiten, Konzertengagements zu bekommen und aus diesem Grund schlossen Tim Isfort und sein Team eine Zusammenarbeit mit dem Cafe OTO in London. Das Cafe OTO ist eine Institution in der britischen Hauptstadt, an sieben Abenden in der Woche finden Live-Konzerte im Bereich Free Jazz, Improvisation und Experimentellem statt. Das Residenzprojekt unterstützt die Kunststiftung NRW, Musiker*innen aus NRW traten zusammen mit Briten in London auf, nun folgte der „Gegenbesuch“, vier gemischte Combos performten am Rodelberg.

Im „Wo die wilden Kinder wohnen Land“ neben dem Alpaka-Gehege hieß es: spielen und toben ohne Limit! Hier hatten die Kleinen einen Riesenspaß, es gab Vorlesungen, in Kisten ging es eine Rollen-Rutschbahn herunter, jonglieren probieren, Theater spielen, Kinderschminken, malen auf großen Stoffbahnen und die obligatorische Hüpfburg fehlte auch nicht. Ganz besonders beliebt waren die 26 Workshops: Profi-Musiker*innen aus dem Festivalprogramm zeigten den Kindern, wie sie „erwachsene“ Musikinstrumente (Flügelhorn, Posaune, Baritonhorn, Schlagzeug) spielen lernen können – viele konnten überraschend schnelle Erfolge feiern! Die Eltern gönnten sich derweil bekannte und unbekannte Getränke und Speisen aus allen Erdteilen und genossen die oft ungewohnte Musik von den Bühnen aus der Ferne.

Das mœrs festival im Jahr 2023 bot wieder einmal großartige musikalische Darbietungen und mit dem perfekten Wetter vier Tage der Erholung, doch herausragend war dies: die friedliche Stimmung. Moers zeigte, wie Kulturen zusammen leben können - ohne Streit, ohne Neid oder Missgunst, ohne Ressentiments gegenüber dem Fremden. Das passt auch zu dem einen Motto „Mut“. Mut zur Veränderung zeigen die Künstler*innen seit 52 Jahren in Moers. In den ersten zwei Dekaden brauchten Viele Mut, um zum Festival zu gehen, zu den Hippies, zu den Ausgeflippten. Mittlerweile ist es etabliert, die Bürger gehen nicht nur sonntags in den Schlosspark, um Blumenkinder zu bestaunen, sondern treffen sich an allen vier Pfingsttagen zum Umtrunk. Mut macht den Festivalmachern, dass so viele junge Moerser und Niederrheiner das Festival besuchten und diese im nächsten Jahr eventuell Freunde mitbringen. In diesem Jahr brachten neue Unterstützer*innen den Mut auf, das Festival zu fördern. Zum Mut gesellt sich die Hoffnung, es ist zu hoffen, dass etliche weitere Förderer gewonnen werden können, denn dieses Festival gehört mit seiner Einmaligkeit langfristig zu Moers, zum Niederrhein. Die Musiker*innen aus allen Teilen der Welt wissen, was sie an dem Festival haben und die Moerser auch. Moers ist die Welthauptstadt der Improvisierten Musik - und im Festival feiern!

Klaus Denzer

Autor:

Klaus Denzer aus Moers

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