Der Moerser Uwe Stoklossa erzählt Musikgeschichten
Vom Groschengrab zum einsamen Dirigenten
„Mit Fotografien kann man dokumentieren oder porträtieren oder einfach schöne Fotos machen, man kann aber auch Geschichten erzählen.“ Sagt der Moerser Dr. Uwe Stoklossa. Und er füllt seine Worte mit bildhaftem Leben.
Im früheren Berufsleben war der 66-jährige Stoklossa Jurist. Da kam es neben dem „Blick für das große Ganze“ nicht selten auf kleine Details an. Das ist beim Fotografieren nicht anders. So erzählen Stoklossa und vor allem seine neuen großformatigen Fotos jetzt spannende Geschichten mit viel Liebe zum Detail.
Genauer gesagt, sind es „Musikgeschichten“, die nach einer bestens besuchten und spannenden Eröffnungs-Vernissage noch bis zum 15. April im Kulturcafé (KuCa) am Von-der-Leyen-Platz in Neukirchen-Vluyn zu sehen sind. Bürgermeister Ralf Köpke war als Eröffnungsgast „schwer beeindruckt“ und sicher, dass die Ausstellung viele Interessierte weit über die Region hinaus anlocken wird. „Zudem“, meint er, „passen Musikgeschichten doch haargenau ins Konzept des Kulturcafés.“
Nachdenken
und Staunen
Dieser Meinung ist auch Axel Tappertzhofen. „Es ist für uns die erste große Ausstellung nach dem Corona-Lockdown“, sagt der KuCa-Veranstaltungsleiter, „und der bisherige Zuspruch war groß.“ Stoklossas Fotografien regen zum Erinnern, Denken und Nachdenken, zum Staunen und sogar zum Miterleben an.
In früheren Gemeinschaftsausstellungen hatte er sich Stoklossa vorwiegend mit den Themen „Heimat“ sowie „Stahl und Eisen“ auseinandergesetzt. Bei der Beschäftigung mit der Frage, was zum Thema seiner neuen, ersten Einzelausstellung werden könnte, ist er aufgrund seiner Affinität zur Musik schnell zu den Musikgeschichten gekommen.
Doch wie sollte und wollte er sich der Musik fotografisch nähern? „Natürlich hätte ich ein Konzert fotografieren und mich dabei auf die Ausführenden konzentrieren können, aber das war mir zu wenig“, bekennt er im Gespräch mit dem Wochen-Magazin.
Notenständer
im Hinterhof
Und dann plaudert munter drauf los: „Viel interessanter waren für mich die Dinge, die rund um die Musik passierten, etwa die Erleichterung von Musikern nach einem gelungenen Konzert, der Notenständer in einem Hinterhof, ein Hund, der über längere Zeit einen Keyboardspieler bei seinem Spiel beobachtete, ein Intendant, der allein in einem riesigen Konzertsaal sitzt und sein Orchester beobachtet.“
So steckt in jedem der 21 gezeigten Bilder eine kleine eigenständige, individuell erfahrene und „aufgespürte“ Geschichte. Jedem Foto hat Stoklossa einen passsenden Titel gegeben. „Dieser Titel deutet an, was ich in dem betreffenden Bild sehe. Mir ist klar, dass nicht jeder in meinen Bildern die gleiche Geschichte erkennen wird. Das setzt allerdings eine Auseinandersetzung mit den Bildern voraus. Genau das finde ich so interessant“, meint er.
Begeisterter
Saxofonist
Jetzt wird der promovierte Jurist fast philosophisch: „Die Fotografie ist vielschichtig, ähnlich wie das Malen von Bildern, die unterschiedliche Ausdrucksformen haben. Der Auslöser des Fotografen ist dem dem Pinsel des Malers gleichzusetzen. Beide entscheiden durch ihre malerische oder fotografische Komposition, was sie mit ihren Werken erreichen wollen. Und ich wollte mit meinen Fotos Geschichten aus dem Bereich der Musik erzählen.“
Er selbst ist ein begeisterter Saxofonist. Lachend ergänzt er: „Allerdings einer, der es in diesem Genre zu keinen großen Ehren bringen wird.“ Aber sein Beschäftigen mit der Musik eröffnet ihm Blickwinkel und Perspektiven, die er in der Fotografie umsetzen kann. Und genau das ist ihm in der Ausstellung im Kulturcafé gelungen.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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