Kraftwerk verschwindet Stück für Stück

Ein Arbeiter entfernt Steinwolle von einer Fassade. "Der Baustoff gehört zur neuen Generation, ist nicht lungengängig, aber verursacht natürlich Hustenreiz", erklärt Polier Antonio Lanzar-Tore. Die Mitarbeiter tragen deshalb Masken. | Foto: Magalski
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  • Ein Arbeiter entfernt Steinwolle von einer Fassade. "Der Baustoff gehört zur neuen Generation, ist nicht lungengängig, aber verursacht natürlich Hustenreiz", erklärt Polier Antonio Lanzar-Tore. Die Mitarbeiter tragen deshalb Masken.
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Schluss mit Ruhe am alten Kraftwerk! Wochen liefen erste Schritte für den Abriss hinter den Kulissen, doch nun rollen die dicken Maschinen. Der Abschied vom Kraftwerk ist ein Abschied auf Raten. Stück für Stück.

Abrissbirne rein und alles in Schutt und Asche legen - so liefen Abrisse früher, aber die Zeiten sind Geschichte. Wenn Rick Mädel, Geschäftsführer von Hagedorn Revital, von Rückbau statt Abriss spricht, dann hat er dafür Gründe. Vom Kraftwerk bleibt am Ende nämlich nicht etwa ein Haufen Müll. Rohstoffe finden sich in so einem Koloss an jeder Ecke, vor allem Stahl und Kabel. Was Zuhause bei der Mülltrennung im Kleinen passiert, machen die Hagedorn-Experten im XXL-Format. Mitarbeiter entfernen Steinwolle von den Fassaden, ziehen Kabel aus Schächten, zerteilen Metalle mit Schneidbrennern und Spezial-Baggern. Tore sind mit Planen abgeklebt, damit Staub da bleibt, wo er ist, nämlich im Gebäude. Im Schatten des Kamins, auf einer freien Fläche, werden die Wertstoffe vorbereitet für den Abtransport, im Moment per Lastwagen, später vielleicht auch noch per Bahn und Schiff. Im Herbst rollt ein Super-Bagger nach Lünen, angetrieben mit fast achthundert Pferdestärken und mit einer maximalen Arbeitshöhe von sechzig Metern.

Kühlturm, Kesselhaus und drei Kamine

Das Kraftwerks-Ende beobachten viele mit Interesse, manche treibt das zu einem riskanten Besuch vor Ort. Fotografen ebenso wie Menschen auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer. "Ein Spielplatz ist das hier aber auf keinen Fall, das Betreten des Geländes und der Gebäude ist lebensgefährlich", warnt Polier Antonio Lanzar-Tore. Schächte, Löcher und lose Teile überall, entsprechend patroulliert nach Feierabend ein Wachdienst mit Hunden. Personen, die dann erwischt werden, kassieren eine Anzeige. Die Mitarbeiter der Hagedorn Unternehmensgruppe - rund 120 von ihnen sind im Moment in Lünen - kennen sich aus mit Kraftwerken, brachten zuletzt das Knepper-Kraftwerk zwischen Dortmund und Castrop-Rauxel zu Fall. Kühlturm, Kesselhaus und Kamin mit Hilfe von Sprengstoff. In Lünen wird es zum Steag-Ende gleich fünf Mal knallen, gesprengt werden müssen drei Kamine, der Kühlturm und das Kesselhaus. Termin dafür ist Anfang nächsten Jahres, eventuell im März. Vom Start des Abrisses bis hin zur revitalisierten Gewerbefläche, die Platz bietet für neue Unternehmen, plant die Hagedorn-Gruppe mit rund zwei Jahren.

Thema "Kraftwerk" im Lokalkompass:
> Gemüse wuchs im Schatten der Türme

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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