Muslim als König für Schützen kein Problem
Mithat Gedik schoss den Vogel ab und wurde Schützenkönig in Werl-Sönnern. Die Freude über den Titel bekam schnell einen Knacks, denn Gedik ist Muslim, kein Christ - laut Satzung ein Problem. Der Lüner Anzeiger sprach mit Schützen aus Lünen und Selm über die Diskussion.
Der Fall Gedik brachte die Schützen von St. Georg in Werl-Sönnern bundesweit in die Schlagzeilen. Mithat Gedik bestieg den Thron, dann fiel auf, dass der Mann mit den türkischen Wurzeln dort nicht sitzen dürfte, jedenfalls laut Satzung. Im Regelwerk der Schützenbruderschaft St. Georg und ihres Dachverbandes, dem Bund Historischer Deutscher Schützenbruderschaften, ist von "christlichen Menschen" die Rede. König Gedik, verheiratet mit einer Katholikin und Vater von vier katholisch getauften Kindern, drohte das schnelle Ende seiner Königszeit. In Medien und im Internet hagelte es Kritik. Guntram Schneider, Integrationsminister in Nordrhein-Westfalen, nannte den Vorfall sogar ein "Stück aus dem Tollhaus".
Schützenwesen braucht moderne Denkweisen
Ulrich Sommer ist stellvertretender Vorsitzender bei der Bürgerschützengilde St. Stephanus in Bork. Seine Gedanken in Worte zu fassen, das fällt Sommer hörbar schwer: "Zu dieser Diskussion fehlen mir die Worte." In Bork würde man sich freuen, wenn das Schützenfest wieder ein Volksfest werde, dazu gehören alle Menschen. Die Nachbarn aus Nordlünen-Alstedde haben nach Angaben des Geschäftsführers Ingo Schinck eine ganz ähnliche Sicht. "Ein Schützenkönig anderer Nationalität beziehungsweise Konfession wäre möglich, wir haben im Moment aber keine ausländischen Mitglieder." Das Schützenwesen brauche moderne Denkweisen. "Spaß haben und Tradition pflegen", das ist für Jörg Kostrzewa, Geschäftsführer beim Lüner Schützenverein von 1332 ein ganz wichtiger Aspekt. "Münster hatte die Diskussion mit einem Homosexuellen, da kommt das Mittelalter zum Vorschein." Im Verein gebe es zwar keine ausländischen Mitglieder, man habe aber sowohl mit Schützenkönigen mit ausländischen Wurzeln als auch Frauen in dieser Position kein Problem.
"Mitglieder sind Mitglieder"
Klaus Stallmann vom Schützenverein Brambauer verliert über den Fall keine großen Worte. "Mitglieder sind in Brambauer Mitglieder. Wer im Verein mindestens drei Jahre Mitglied ist und seinen Beitrag zahlt, der darf auf den Vogel schießen," erklärt Stallmann. In Cappenberg handelt man nach Auskunft des Vorsitzenden Heribert Grieseholt nach dem gleichen Prinzip. "Unsere Satzung ist eindeutig, schon seit der Gründung." Cappenberg gehört zu keinem Verband, wie die Bürgerschützengilde Selm-Beifang. "Die Verständigung unter den Konfessionen ist uns ein Anliegen, deshalb feiern wir ökumenische Gottesdienste. Und wenn es irgendwann dazu kommt, nehmen wir halt noch einen Iman mit dazu", sagt Günter Lautenschläger von der Bürgerschützengilde.
Ausnahme für König Mithat Gedik
Der Verein bezweckt den Zusammenschluss aller Bürger ohne Unterschied des Standes, des Vermögens und der Konfessionen zur Erhaltung des heimatlichen Brauchtums durch Pflege der altüberlieferten Schützentradition - so der Auszug der Satzung des Schützenvereins Wethmar. "Wir freuen uns über jede Bürgerin und jeden Bürger, der sich in unsere harmonische Schützengemeinschaft, wie wir es vor sechs Wochen bei unserem Schützenfest bewiesen haben, einbringen möchte", so Rolf König, Vorsitzender der Schützen in Wethmar. König bedauert, dass andere Schützenvereine mit in die aktuelle Debatte gezogen werden. Die Wethmarer sind, wie die meisten Vereine in Lünen und Selm, Mitglied im Westfälischen Schützenbund, dort habe man keine strengen Statuten. Der Bund Historischer Deutscher Schützenbruderschaften ruderte am Donnerstag zurück und erlaubt nun "als Ausdruck von Respekt und Integration gegenüber dem Schützenbruder Mithat Gedik" ausnahmsweise die Regentschaft.
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