Komm ins Team "Ehrenamt"!
"Glücklichmachen ist kein schlechtes Hobby": Qualifizierungskursus startet bald
Lünen. Die Ehrenamtlichen sind Herz und Hand des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes (AKHD) Lünen. 27 Menschen unterschiedlicher Professionen engagieren sich derzeit am Standort Lünen und begleiten aktuell 17 Familien mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit lebensverkürzenden Erkrankungen. Am 13. August 2024 startet in Lünen wieder ein Kurs, der Freiwillige auf die Begleitung von lebensverkürzend erkrankten Kindern und deren Familien vorbereitet. Neuzugänge sind dem AKHD Lünen herzlich willkommen, und noch sind einige Plätze frei. Aber was sind das eigentlich für Leute, die sich im AKHD Lünen engagieren?
Eine von ihnen ist Julia Blomenkemper, 40 Jahre alt und Mutter zweier Kinder. Wenn sie einen Raum betritt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihr auf dem Fuße ein wenig Sonnenschein folgt. Wer sie nicht kennt, stutzt vielleicht kurz, wenn sie von ihrem ehrenamtlichen Engagement berichtet: Seit zwei Jahren ist sie als Ehrenamtliche für den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst in ihrer Heimatstadt Lünen im Einsatz, der sich um Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen und deren Familien kümmert. Passt das denn überhaupt zusammen?
"Wir haben nur das Leben im Hier und Jetzt"
„Klar“, sagt Julia, nickt und lacht. Dann fügt sie hinzu: „Wir haben nur das Leben im Hier und Jetzt. Und das möchte ich für mich und mein Umfeld so schön wie möglich gestalten. Glücklichmachen ist kein schlechtes Hobby.“
Erkrankung und Tod von Angehörigen und Freunden, die Geburten der eigenen Kinder, die streckenweise gar nicht möglich schienen, die Unterstützung der 15-jährigen Tochter, die aufgrund einer leichten Sehbehinderung um Erfolge mehr kämpft als ihre Altersgenossen - die junge Frau hat bereits auf vielerlei Weise erfahren, wie zerbrechlich und zugleich wertvoll Leben ist. In ihrer positiven Sicht auf die Dinge hat sie das eher noch bestärkt. Schenkt das Schicksal Julia Blomenkemper Zitronen, sucht sie nach einem passenden Limonaden-Rezept.
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"ein bisschen geht doch immer"
Soziales Engagement ist ihr von Jugend an wichtig. Ob im Sportverein oder in der Kirchengemeinde, wo sie unter anderem Kinder- und Jugendfreizeiten mitorganisierte – sie begreift soziales Miteinander als Aufgabe für alle. Darauf angesprochen, dass sie ja nicht nur das kleine Familien-Unternehmen bestehend aus Kindern und Ehemann managt, sondern auch als Bankkauffrau beruflich eingespannt ist, sagt sie schulterzuckend: „Jeder Mensch hat natürlich nur begrenzt Zeit. Aber ein bisschen was davon sinnvoll in ein Ehrenamt zu investieren, geht doch immer.“
Vor zwei Jahren hat Julia ihr Kennlerngespräch im AKHD Lünen gehabt und sich im Anschluss für die Teilnahme am Qualifizierten Vorbereitungskursus (QVK) angemeldet. Neugierig geworden war sie durch einen entsprechenden Whats-App-Status einer Bekannten: „Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon lange mit dem Gedanken gespielt, mich einer neuen ehrenamtlichen Aufgabe zu stellen. Als ich die Werbung für den kommenden qualifizierten Vorbereitungskurs sah, hatte ich sofort ein gutes Gefühl und wusste: Das ist es."
"Als ich wenig später meiner Freundin von meinem Vorhaben berichtete, erzählte sie mir, dass auch sie die Anzeige gesehen hatte und unabhängig von mir ebenfalls Kontakt aufgenommen hatte zum AKHD. Letztlich sind wir diese spannende Reise zusammen angetreten. Umso schöner, jetzt seine Erfahrungen und Eindrücke mit einem Menschen teilen zu können, der einem wichtig ist und um die Besonderheiten der Tätigkeiten weiß.“
"Begleitung ist keine Selbsttherapie"
In den Seminar-Einheiten sah sich Blomenkemper dann mit vielem konfrontiert, was ihr bereits aus Kirche, Verein und sozialem Umfeld vertraut ist. „Man erfährt einiges über sich selbst, schärft vielleicht noch einmal den Blick für soziale Zusammenhänge und prüft, ob man sich der Aufgabe, die auf einen zukommt, gewachsen fühlt. Aber: Begleitung ist keine Selbsttherapie, sondern etwas für Menschen, die wissen, wer sie sind und wo sie stehen“, sagt sie rückblickend. Eine ihrer Maxime in der Arbeit mit jungen Menschen ist: „Es braucht klare Regeln und Grenzen, und deren Einhaltung ist wichtig. Sonst funktioniert es nicht.“
Nach erfolgreicher Teilnahme an den Kurs-Einheiten musste sich Blomenkemper zunächst in Geduld üben. „Entscheidend ist, dass die Chemie zwischen den zu begleitenden Familien und den Ehrenamtlichen stimmt. Auch im Kennenlernprozess steht es beiden Seiten frei, sich zurückzuziehen, wenn das Gefühl aufkommt, dass man nicht zueinanderfindet.“ Auch bei Julia ist das erste Match nicht tragfähig gewesen: „Das muss man dann auch erstmal verarbeiten, weil man sein Herz für neue Menschen öffnet und dann eben auch nachdenklich wird, wenn eine Begleitung – aus welchen Gründen auch immer – nicht zustande kommt.“
Begleiterin von BVB-Fan Finn Blecher
Heute teilt sie sich die Begleitung von BVB-Fan Finn Blecher (18), für den jeder Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk ist, mit einer weiteren Ehrenamtlichen. „Unsere Familie hat 2 Dauerkarten für das schönste Stadion der Welt, ich bin gern sportlich unterwegs – das kommt Finn, der gerne über Fußball fachsimpelt, Fahrrad fährt und im Rahmen seiner Möglichkeiten trainiert, natürlich entgegen“, sagt Julia, die auch schon mal in Begleitung von Parson Russell Terrier „Cookie“ auftaucht.
Wenigstens alle zwei Wochen verbringt sie zwei Stunden Zeit mit Finn. Jüngst sind sie gemeinsam zur Eisdiele geradelt. „Wir chatten täglich. Und wir quatschen über vieles, was einen 18-Jährigen bewegt und was er vielleicht nicht unbedingt mit seinen Eltern bereden möchte. Normal halt in dem Alter, in dem man ausgehen möchte, flirtet.“
Finns Erkrankung ist natürlich Thema, doch bei allem Spaß, den die beiden zusammen haben und was sie erleben, rückt sie überwiegend in den Hintergrund. Julia überlegt kurz, grinst und sagt: „Finn ist humorvoll, er genießt das Leben und ihm sitzt der Schalk im Nacken; doch in mir hat er da einen würdigen Partner gefunden, der ihm Paroli bietet.“
"Trennung von Familie und Ehrenamt"
Für Julia Blomenkemper ist klar, dass in ihrem Leben viele Dinge eine Daseinsberechtigung haben: „An erster Stelle steht bei mir immer die Familie, und das Wochenende ist Familienzeit. Meine Kinder fragen schon mal nach Finn, und auch mit meinem Mann kann ich über mein Ehrenamt sprechen. Aber ich tue es selten und versuche Familie und Ehrenamt zu trennen. Das wird von meiner Familie respektiert und auch von Finn.“
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Informationen zum neuen Kursangebot des AKHD Lünen - noch sind einige Plätze frei:
„Heute schon sinnvoll Zeit verbracht?“ steht auf den Postkarten, mit denen der AKHD Lünen (zuständig für die Standorte Lünen, Bergkamen, Werne, Selm und Ascheberg plus umliegende Randgebiete) aktuell für den Start des neuen Qualifizierten Vorbereitungskursus (QVK) für Ehrenamtliche nach den Richtlinien des Deutschen Kinderhospizvereins (DKHV) wirbt. Wer im Geiste „Nein“ ankreuzt, nimmt unter Telefon 02306/9106383 und luenen@deutscher-kinderhospizverein.de Kontakt zu den Koordinationsfachkräften Nicole Bunk und Andrea Schmelzer auf, die neue Ehrenamtlichen auf ihrem Weg begleiten.
Nach einem informativen Erstgespräch, in dem Beweggründe für die Aufnahme des Ehrenamtes geschildert und Fragen gestellt werden können, starten die angemeldeten Interessenten dann am Dienstag, 13. August 2024, in das Kennenlerntreffen von 18 bis 20.30 Uhr in den Räumen des AKHD Lünen, Cappenberger Straße 51b. Der QVK umfasst 70 Zeitstunden, in denen wechselnde Referenten in die unterschiedlichen Themen einführen, die den Ehrenamtlichen bei der Begleitung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, deren Geschwisterkindern und Familienangehörigen begegnen können.
Später folgt ein Aufbaukursus, in dem das neu erworbene Wissen vertieft werden kann. Die Teilnahme an den Schulungen und Workshops ist gegen eine kleine Gebühr möglich, die bei anschließendem ehrenamtlichen Einsatz erstattet wird. Am Ende des Kurses gibt es ein Teilnahmezertifikat.
Aktuell engagieren sich am Standort Lünen 27 Ehrenamtliche. Nicht alle sind in der unmittelbaren Begleitung von lebensverkürzend erkrankten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen tätig. Von Öffentlichkeitsarbeit über Eisessen und Schwimmen mit betroffenen Geschwisterkindern bis hin zu administrativen Aufgaben – Einsatzmöglichkeiten gibt es viele.
Fragt man Ehrenamtliche, die bereits im Einsatz sind, was für die Teilnahme spricht, klingen die Antworten ähnlich: „Man lernt sehr viel über sich selbst, entdeckt sich neu und entwickelt sich weiter. Und man bekommt etwas zurück, von dem man vorher gar nicht wusste, dass es das gibt.“
Autor:AKHD Lünen aus Lünen |
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