TV Eintracht Brambauer
Ein bißchen Geschichte zum 106. Geburtstag - Teil 2

Dieses Bild wurde in der Turnhalle aufgenommen, die später vom Lebensmittelamt beschlagnahmt war
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Da es doch einiges Interesse an der Geschichte des Turnvereins "Eintracht" aus Brambauer gegeben hat, geht es also weiter.
Falls Sie den ersten Teil verpasst haben, Sie finden ihn hier: Geschichte Teil 1

Ein bißchen Geschichte zum 106. Geburtstag

Stehengeblieben waren wir, dass schon „Infolge der Einberufung der meisten Mitglieder zum Militär der Turnbetrieb im Frühjahr 1915 eingestellt werden musste“.
Die Zeit nach dem 1. Weltkrieg
Für die folgende Zeit gibt es ein Protokoll aus dem April 1922, die die Zeit nach dem 1. Weltkrieg beschreibt. An eine Wiederaufnahme des Turnens war nicht zu denken, aus dem deutschen Reich war durch die Novemberrevolution 1918 eine Republik (in Brambauer ist diese Revolution friedlich verlaufen) geworden und das Ende des 2. Weltkriegs durch die Kapitulation hatte die schlechte Versorgungslage (schon am Ende des Weltkriegs hatte man Hunger gelitten) der Bevölkerung nicht verbessert. Die Reparationszahlungen an die Sieger waren hoch und auch die Einwohner von Brambauer wurden davon nicht verschont. Die Turnhalle war durch das Lebensmittelamt beschlagnahmt und da der Verein keine eigenen Geräte besaß, so stand erst einmal alles still beim TV Eintracht.
Ende des Stillstandes
Dies war bis 1922 so, da gab es aber Grund zu der Annahme, dass die Turnhalle im Herbst 1922 den Vereinen wieder zur Verfügung gestellt werden sollte. Man beschloss, auf dem Spielplatz im Volkspark an den vom Amt genehmigten Tagen mit einem Spielbetrieb zu beginnen. Zum Volkspark sei angemerkt, dass nach vielen Jahren Nichtbeachtung auch bei ihm der Stillstand beendet ist und der Freundeskreis Volkspark seit einigen Jahren begonnen hat, ihn wieder schön herzurichten. Hier wird ein Stück Geschichte Brambauers bewahrt, denn nicht nur der TV Eintracht war auf diesem Sportplatz aktiv und zudem besitzt wahrscheinlich jeder, dessen Eltern oder Großeltern aus Brambauer sind, ein Foto vor dem Springbrunnen, schauen Sie mal richtig nach. Bei der Versammlung des Turnvereins im Oktober 1922 fanden sich  70 Personen im Brüggemannschen Saale (auch das Hotel Brüggemann ist ein Stück Brambauer Geschichte, es befindet sich auf der Brechtener Str. 4, ist aber mittlerweile zum Wohnhaus umgebaut) ein.
Bei dieser Versammlung wurde zum einen berichtet, dass man immerhin an 15 Tagen im Volkspark Faust- und Schlagballspiele abgehalten hatte, mit dem Turnen aber immer noch nicht beginnen konnte. Um hier doch tätig werden zu können, suchte man nach Alternativen. Der Turnfreund Grosse erklärte sich bereit, ein aufstellbares Reck zu stiften und außerdem Geld für andere Geräte vorzustrecken, auch damals ging es also schon nicht ohne Sponsoring. Geturnt werden sollte im Saal des Hotel Brüggemann und zwar dienstags und freitags. An diesem Abend wurde auch die Turnkleidung besprochen: Für den Turnbetrieb eine deutsche Kunstturnjacke mit Steg zum Durchknöpfen, eine lange graumelierte Trikot-Turnhose, schwarzer Gürtel oder weiße Turnhosenträger. Daher wird das Bild oben aus der Zeit um 1915 sein. Zum schwarzen Gürtel mit den Hoseträgern sei auf das Bild unten verwiesen.
Danach ging es los. Eine Gerätebeschaffungskommission reiste nach Hagen zur Gerätefabrik Meyer & Söhne und bestellte ein Reck, einen Barren, ein Pferd und einen Bock. Kostenpunkt zusammen 162.050 Mark, da lässt sich die fortschreitende Inflation dieser Tage schon erahnen. Hatte die Mark 1913, also etwa zur Gründung des Vereins noch eine Kaufkraft von 5,20 Euro, so lag sie 1918 nur noch bei 1,60 Euro (Wikipedia).
Der erste Turnabend
Am 31. Oktober 1922 war es soweit. Der erste Turnabend fand im Saale des Wirtes Brüggemann statt, den ersten Unfallbericht musste man wohl am 24. November 1922 ausfüllen, denn da stürzte ein Mitglied bei einer Übung vom Pferd und brach sich den Unterarm. Am 30. Dezember 1922 war es dann mit dem Turnen vorerst wieder vorbei, denn durch Differenzen mit dem Pächter des Brüggemannschen Saales musste man die Geräte aus dem Saal entfernen. Dr. Sybrecht stellte diese dann in seinem Keller unter. Zur Anmerkung, es ist der Dr. Sybrecht, von dem die Straße in Brambauer ihren Namen bekam - wen das genauer interessiert, der sei auf die Datei "Lüner Persönlichkeiten im Spiegel der Straßennamen" verwiesen. Im Mai 1923 begann man wieder mit dem Spielbetrieb im Volkspark. Zu dieser Zeit entstand das Wappen 

Das ursprüngliche "Brustwappen" des TV Eintracht aus dem Jahr 1923 nach einem Entwurf von Wilhelm Reinsch
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des Turnvereins nach einem Entwurf des 1. Schriftwarts Wilhelm Reinsch. Das Emblem gibt es in abgewandelter Form noch heute.
Der Initiator scheidet aus
Man muss an dieser Stelle sicherlich noch erwähnen, dass im Juli 1923 Max Kayhatz, der fast 10 Jahre zuvor zur Gründung des Vereins aufgerufen hatte, aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als 1. Turnwart niederlegte und nicht mehr für den TV Eintracht tätig war. Auch hier wird der Einfluss der politischen Verhältnisse auf den Verein deutlich sichtbar. Infolge der Ruhrbesetzung durch die Franzosen durften keine Versammlungen abgehalten werden und so wurde der Schriftwart Wilhelm Reinsch kommissarisch zusätzlich mit den Aufgaben des Turnwarts betraut.
Im Jahr 1923 tauchen zum ersten Mal die Damen auf. Sie hatten zwar seit 1919 das Wahlrecht (gerade einmal 100 Jahre her), was also im Gründungsjahr des Vereins noch nicht der Fall gewesen war, am Sportbetrieb waren sie jedoch nicht beteiligt. Immerhin war es ihnen erlaubt, beim „gemeinsamen Spaziergang mit Damen zum Restaurant Schmiedingslust im Fredenbaumpark“ dabei zu sein. Das Restaurant Schmiedingslust gibt es heute noch im Fredenbaum.
Das volkstümliche Turnen
In dieser Zeit wurden neben den Rasen- und Ballspielen volkstümliche Übungen abgehalten,denn die Turnhalle war noch immer nicht freigegeben. Vielleicht fragen Sie sich auch, was volkstümliche Übungen sind. Damit ist in damaliger Zeit die Leichtathletik gemeint, nämlich Laufen, Springen und Werfen. Der Verein besaß sogar einen Schleuderball und einen Speer. Ergänzt wird das ganze durch Ringen und Klettern sowie Wanderungen.
Ungewöhnlicher Mitgliedsbeitrag
Auch ein Protokoll von 1923 spiegelt deutlich die damaligen Verhältnisse in Brambauer wider. Zum einen die oben schon erwähnte fortschreitende Inflation, denn als monatlicher Mitgliedsbeitrag wurde der jeweils gültige Preis für ein Glas Bier vorgeschlagen. Zudem wies der Kassenbestand einen Überschuss von 2.036.870.711 (in Worten: 2 Milliarden, 36 Millionen 870 Tausend 711) Papiermark (so hieß die Übergangswährung) aus, leider lag der Umtauschkurs am 15. November 1923 bei 1.000.000.000.000 (1 Billion) Papiermark für eine Rentenmark, es hätte also nicht einmal einen Papierpfennig gegeben. Der andere Punkt ist auch schon zur Sprache gekommen. Die Franzosen hatten das Ruhrgebiet und somit auch die Zeche Minister Achenbach besetzt. Daher kam die Förderung durch den so genannten passiven Widerstand auf der Zeche nahezu zum Erliegen und die Folge waren viele Arbeitslose. Natürlich waren davon auch die Mitglieder des Vereins betroffen und so beschloss man, vorrübergehend keine Beiträge zu kassieren.
Über Hinweise zu den Personen auf den Fotos würde ich mich freuen, ebenso, falls jemand noch alte Fotos aus dieser Zeit hat, die den Sportplatz im Volkspark abbilden.
Teil 3 gibt es hier:

Ein bisschen Geschichte zum 106. Geburtstag - Teil 3

Informationen zum aktuellen Angebot des Vereins, das wegen Corona ausgesetzt ist, finden Sie unter tve-brambauer.de

Autor:

Martina Seeliger aus Lünen

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