Trödel gibt alten Schätzen neues Zuhause
Sonntag lange im Bett liegen? Keine Option für Trödel-Fans. Der frühe Vogel fängt den Wurm - oder in diesem Fall die besten Teile. Der Ausverkauf mit den Ruhrpott-Ramschern im Hause Spenner geriet am Wochenende bereits morgens zum Ausflugsziel.
Auto an Auto reiht sich an der Straße, die ersten Trödler blasen schon vor dem offiziellen Verkaufsstart zum Sturm auf die Wohnungseinrichtung. Mittendrin Dirk Spenner aus Selm, der dem Treiben zu Beginn noch mit gemischten Gefühlen zuschaut. Denn es ist sein Elternhaus, dass hier heute zum Trödelmarkt wird. Vor vier Jahren starben seine Eltern und seine Großmutter innerhalb kurzer Zeit, seitdem stand das Haus leer. Der Verkauf ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft. Damit alles klappt, helfen die Ruhrpott-Ramscher. Die Männer sind keine Unbekannten, bekannt aus vielen Fernseh-Reportagen im Zweiten. Sie wissen, was man verkaufen kann. Grundsätzlich alles.
Trödeln - die Profis haben ihre Technik
Die Gelegenheits-Besucher stöbern nur, die Profis aber trödeln mit System. Suchen, sichern, abräumen. Ganze Anhänger voll mit Krims und Krams wechseln schon in den ersten Stunden den Besitzer. Vierzig Vasen auf einen Streich verkaufen? Berkenhoff kann das. Einer jungen Frau gefällt das Angebot und Minuten später sind die Vasen im Kofferraum verstaut. Nicht alle Porzellan-Stücke wird die Frau am Ende behalten. Ruhrpott-Ramscher Rainer Berkenhoff ist in seinem Element. Kassiert hier das Geld für eine Sammeltasse, zeigt dort einen Ohrensessel und verabschiedet einen anderen Kunden: "Tschüss, viel Spaß mit dem Kram." Wer Berkenhoff kennt, der weiß: Das meint er nicht böse. Er liebt den alten Kram viel zu sehr.
Möbel sind älter als neuen Besitzer
Doris Grundmann las im Lüner Anzeiger vom Trödelmarkt und kam mit ganz bestimmten Vorstellungen. "Ich habe eine Kommode in Eiche Rustikal gesucht", erzählt die Trödel-Anfängerin. Sie wurde fündig - im Schlafzimmer. Für fünfzehn Euro kann die Oberadenerin das Möbelstück, das gut zum Esszimmer passt, mitnehmen. Nichte Jaqueline muss solange warten, in den Corsa passt beim besten Willen nicht alles gleichzeitig. Ähnlich läuft das bei drei jungen Frauen. Sechs Stühle und ein Tisch. Zusammen knapp über hundert Euro teuer. Lisa, Carolin und Maria überlegen nicht lange und schlagen zu. Kaufen andere junge Leute lieber im schwedischen Möbelhaus, nennen die Mädels nun Stühle ihr Eigen, die fast älter sind als das Trio zusammen. Das Logistik-Problem darf Papa mit dem Sprinter lösen.
Kassensturz mit Überraschungen
Familie Schmidt heißt nicht Schmidt, will aber den echten Namen auch nicht verraten. Trödler sind da manchmal eigen, denn unter alten Dingen können sich auch Schätze verbergen. Damit geht man nicht hausieren. Unmengen Bücher haben Vater, Mutter, Tochter und Sohn gekauft und laden nun alles in den Anhänger. Im Keller sucht Friedhelm Eschner nach Brauchbarem. Mit dem Rad ist er aus Brambauer gekommen, um alte Postkarten zu kaufen. Die Ausbeute ist zwar nicht gut, Spaß gemacht hat die Zeitreise trotzdem. Am Ende des Tages haben die Ruhrpott-Ramscher ihr Ziel vom komplett leeren Haus nur knapp verpasst. Das Öl-Gemälde "Mönche mit Bier" hängt weiter an der Wand, der Perser-Teppich ist noch da. Meistens Kleinzeug, das keinen neuen Besitzer gefunden hat. Der Kassensturz fällt üppig aus. Ruhrpott-Ramscher Rainer kippt über viertausend Euro auf den letzten verbliebenen Tisch. Dirk Spenner ist überwältigt und froh, dass der Trödeltag in seinem Elternhaus so gut über die Bühne gegangen ist. "Nun schauen wir nach vorne", sagt der Selmer. Die Ruhrpott-Ramscher haben ihm mit dem Ausverkauf eine große Last von den Schultern genommen.
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