Taubblinder tanzt mit ganz viel Gespür
Halten Sie es für möglich, dass jemand, der nichts hört und zudem auch noch blind ist, tanzen kann? Bernd Krause beweist es Ihnen.
Er fand es unheimlich schön und hatte einen riesigen Spaß daran, auf einer Behindertenfreizeit mit seiner Taubblindenassistentin Hille Bruns über das Parkett zu gleiten. Zurück in Lünen, gefangen im Alltag eines taubblinden Menschen, träumte er davon, diesen Sport weiterführen zu können. Hille Bruns, ausgebildete Heilpädagogin, bemühte sich eine Möglichkeit zu finden und nahm Kontakt mit der Tanzschule Falk in Lünen auf.
Ramona Falk-Schwartz, ADTV-Tanzlehrerin und Ausbildungslehrerin, war sofort begeistert von der Idee und unterstützte das Projekt mit ganzem Herzen. Aber wie sollte Bernd Krause, der schon ganz früh als Kind am sogenannten Usher-Syndrom erkrankte, in einen normalen Tanzkurs integriert werden? Eine Kommunikation mit Hille Bruns ist nur in der taktilen Gebärdensprache oder über das sogenannte Lormen möglich. Auf die Frage, wie Bernd Krause denn die Tanzbewegungen umsetzt, übersetzt Hille Bruns für ihn, dass er die Bewegungen erspürt und erahnt.
Eine große Hilfe ist es natürlich auch, dass Hille Bruns selbst sehr gerne tanzt und in Bernd Krause einen begabten Tanzpartner gefunden hat. Die beiden haben sich so in die Tanzkurse integriert, dass einem Außenstehenden die Behinderung von Bernd Krause überhaupt nicht auffällt. Die anderen Kursteilnehmer hätten bei den Tanzveranstaltungen keine Rücksicht nehmen müssen. „Eine ganz und gar gelungene integrative Maßnahme, die von einem tollen Abschlussball gekrönt wurde“, freut sich Ramona Falk-Schwartz von der Tanzschule.
An diesem schönen Beispiel wird deutlich, wie wichtig die Taubblindenassistenten sind. Ohne sie ist eine Teilhabe am öffentlichen und kulturellen Leben für Menschen, die am Usher-Syndrom leiden, unmöglich. Mit ihrer Hilfe sind Taubblinde erst in der Lage, Freizeit für sich zu entdecken. Leider gibt es nicht genügend ausgebildete Taubblindenassistenten, die wichtige integrative Behindertenarbeit leisten können.
Autor:Eberhard Kamm aus Kamen |
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