Tapfer bleiben bis zum Ladenschluss
Es ist voll bei Schlecker an diesem Samstagmorgen. Die Ironie des Schicksals. Mit dem Ende kommen die Kunden. Die Schlecker-Frauen müssen ihren eigenen Ausverkauf über die Bühne bringen.
Die roten Schilder im Schaufenster sind kaum zu übersehen. 30 Prozent auf fast alles im Sortiment, das lassen sich die Kunden nicht entgehen.In der letzten Schlecker-Filiale in Lünen, an der Schützenstraße, hat man sich mit mehr Personal für den großen Kundenansturm gerüstet. Zwei an der Kasse. Eine, die unablässig die Ware in den Regalen sortiert. Ein bisschen Ordnung im chaotischen Ende der Drogeriekette Schlecker. Kunden schieben sich durch die Gänge. Fragen im Sekundentakt. "Haben Sie noch...?" Kopschütteln. Ausverkauft! Schwangerschaftstests und Kondome waren zuerst weg. Babynahrung, Zahnpflege und Putzmittel gehen auch gut, in den Regalen liegen nur noch Reste. Manche Kunden kaufen, als gäbe es kein Morgen mehr. Andere sind still wie bei einer Trauerfeier. Machen ein ernstes Gesicht und nicken den Angestellten kurz zu. Murmeln ein "Alles Gute". Der kleine Parkplatz vor dem Markt kann die Autos der Kunden nicht mehr fassen. Ein Gedanke drängt sich auf. Was wäre wohl passiert, wenn die Kunden immer so gekauft hätten? Die Schlecker-Frau zuckt mit den Schultern. "Ob das was gebracht hätte?" Sie will durchhalten bis zum Ende. Wünscht den Kunden ein schönes Wochenende und beantwortet freundlich die vielen, vielen Fragen. "Was soll ich mich krank melden oder in die Ecke setzen", meint sie. "Das ist einfach nicht mein Ding." Gemeinsam wollen die Angestellten die Sache durchziehen, bis der Schlüssel zum letzten Mal im Schloss gedreht wird. Ein kleines Mädchen legt ihren knallroten Nagellack auf das Kassenband. "Mama", sagt sie. "Ich werde Schlecker vermissen." Am 29. Juni ist Schluss. Spätestens. Wenn die Kunden weiter so kaufen, wenn alle Regale leer sind, vielleicht schon etwas eher.
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