Streik: Keine Knöllchen und ein Unfall
Busse stehen still, der Müll wird nicht abgeholt. Rathaus-Mitarbeiter streiken und das Lippe Bad bleibt geschlossen. Streik auch in den städtischen Kindergärten. Der Lüner Anzeiger berichtet aktuell im Live-Ticker über den Warnstreik am Mittwoch und seine Auswirkungen.
4.48 Uhr: Im Busdepot der Verkehrsgesellschaft Kreis Unna (VKU) an der Kupferstraße stehen alle Räder still. Nur die Kaffeemaschine läuft. Der Streikposten am Tor ist bei 2 Grad ein kalter Job. An normalen Tagen wäre der erste Bus um 4.24 Uhr gestartet. Heute soll der Busverkehr erst ab Mittag wieder laufen. Der Linienverkehr ist bis dahin nahezu lahmgelegt.
5.04 Uhr: Am Busbahnhof wartet nicht ein einziger Fahrgast. Haben wirklich alle an den Warnstreik gedacht und steigen heute um?
6.27 Uhr: Die Frühschwimmer gehen baden. Wer heute ins Lippe Bad will hat Pech. Der Streik greift auch hier. Immer wieder fahren Autos auf den Parkplatz und drehen gleich wieder um: Die leuchtend roten Streikplakate an der Tür sind gut zu sehen.
7.09 Uhr: Der Dreck muss weg? Nicht heute! Die Müllabfuhr streikt. Mach Auskunft der Wirtschaftsbetriebe Lünen verschiebt sich die Abholung um jeweils einen Tag nach hinten.
7.16 Uhr: Eiskalt erwischt! Eine Schülerin wartet an der Haltestelle auf den Bus. Dass gestreikt wird, hatte sie nicht mitbekommen. Nun muss sie vom Brusenkamp zur Geschwister-Scholl-Gesamtschule laufen.
7.33 Uhr: Die Blechlawine rollt. Gleich beginnt die erste Stunde. Viele Eltern bringen ihre Kinder heute mit dem Auto zum Schulzentrum im Brusenkamp. Dafür sind die wenigen Busse der Privatunternehmen fast leer. „Wo sind die ganzen Kinder“, fragt eine Busfahrerin verwundert. „Streiken die etwa auch?“ Die Busfahrerin fährt für ein Privatunternehmen, streikt deshalb heute nicht. Ebenso wie Dietmar Richter. Der Busfahrer kann die Kollegen aber gut verstehen. „Wer ordentlich arbeitet, sollte auch gut bezahlt werden.“
7.57 Uhr: Kiste zu! Der gleichnamige Kindergarten gehört der Stadt Lünen und deshalb streiken die Erzieher hier heute wie in anderen städtischen Einrichtungen. Eltern müssen sich selbst um eine Betreuung für ihr Kind kümmern. „Notgruppen wird es nicht geben“, kündigte Stadtsprecherin Simone Kötter schon gestern im Gespräch mit dem Lüner Anzeiger an.
8.14 Uhr:„Heidewitzka! Ich habe keine Zeit. Ich muss mich sofort wieder freimelden, der nächste Kunde wartet schon.“ Taxifahrer Dirk Hohmann ist voll im Stress. Wenn keine Busse fahren, steigen die Leute eben um. Seit sechs Uhr ist er im Dienst, es ist seine siebte Fahrt. Das merkt auch Taxi-Kollegin Doris Hoffmann. Sie sitzt nun auch hinter dem Steuer, die sechste Fahrt steht an. Vorher hatte sie Dienst in der Telefonzentrale und bekam die Not der Pendler hautnah mit. „Ein Ehepaar hat an einer Haltestelle auf den Bus gewartet, musste zum Bahnhof. Als es dann gemerkt hat, dass gar kein Bus kommt, war es schon reichlich spät.“
8.58 Uhr: Obwohl die Busse nicht fahren und viele das Auto nehmen mussten: Das große Chaos blieb aus. Die Polizei Dortmund meldet keine besonderen Vorkommnisse.
9.14 Uhr: Warnstreik! Vor dem Gebäude der Stadtwerke zeigen es die Schilder ganz deutlich. Hier ist heute niemand da. Die Belegschaft ist jetzt auf dem Weg zur Kundgebung in Dortmund. Für ganz dringende Fälle gibt es aber einen Notdienst der Stadtwerke unter der Telefonnummer 02306 / 707 105.
9.53 Uhr: Auch das noch! Auffahrunfall auf der Cappenberger Straße – ausgerechnet mit einem Taxi! Dabei werden die doch heute alle so dringend gebraucht…
10.20 Uhr: Simone Kötter hat gerade angerufen und antwortet auf unsere Anfrage: Wie wirkt sich der Streik im Rathaus aus? Sogar für die Stadtsprecherin war es heute nicht so ganz leicht, im Rathaus an Informationen zu kommen. „Alle städtischen Kitas sind zu“, erzählt Simone Kötter. Das Bürgerbüro im Rathaus ist geschlossen, die meisten Angestellten der Stadt sind bei der Kundgebung in Dortmund. Das Standesamt hat aber zu den gewohnten Zeiten geöffnet. Und für viele die wohl beste Nachricht im Streik: Die Stadt schreibt heute keine Knöllchen. Aber Achtung: Das heißt nicht, dass die Polizei nicht kontrolliert.
11.06 Uhr: Bei den Wirtschaftsbetrieben Lünen (WBL) halten Hermann Münstermann und Michael Nagel die Stellung. Alle anderen sind bei der großen Kundgebung in Dortmund. „Die meisten haben Verständnis für unseren Streik“, erzählen sie, während sie die Absperrung mit dem Warnstreik-Plakat auf die Straße stellen. „Aber einer hat uns einen Vogel gezeigt.“ Er hat sich wohl geärgert, weil er seinen Müll wieder mitnehmen musste. Ab morgen läuft auf dem Wertstoffhof wieder alles normal.
12.10 Uhr: Geschafft! Seit wenigen Minuten fahren die Busse wieder ganz offiziell. Um 12 Uhr beendeten die Busfahrer den Streik. Damit haben zumindest die Pendler das Schlimmste überstanden. Trotzdem kann es am Nachmittag noch zu Verzögerungen im Fahrplan kommen.
Damit beenden wir unseren Liveticker zum Streik in Lünen. Doch der Streik geht an diesem Mittwoch noch weiter. Die Busfahrer haben zwar die Arbeit aufgenommen, in anderen Bereichen geht aber erst morgen wieder alles seinen gewohnten Gang.
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