Städtepartnerschaft. Ein Kommentar zur Lage Europas ?

Thema Städtepartnerschaft. Leider fast völlig eingeschlafen.

Liegt es and fehlenden Geldern oder an mangelnder Eigeninitiative?
Ich denke, es krankt an beiden Faktoren.

In den 80er/90er Jahren hatte sich auf private Initiative einiger Polizisten ein regelmäßiges Besuchsprogramm mit den Kollegen aus Salford und Zwolle etabliert.
Der Höhepunkt für Lünen war, das wir zur 650-Jahr-Feier im Jahr 1991 die Kollegen aus unseren Partnerstädten hier bei uns zu Besuch hatten.
Da gab es Motorräder und Streifenwagen aus Holland und England zu sehen, Polizeireiter aus Zwolle und seltsam anmutende Fußstreifen-Teams in der Lüner Fußgängerzone.
Rechts ein Kollege aus Zwolle mit seiner niederländischen Polizeiuniform, links ich mit unserer damals noch grünen Uniform und in der Mitte der Kollege aus Salford in voller Bobby-Montur.
Die Unterbringung war immer privat bei den jeweiligen Kollegen geregelt. Neben dem "offiziellen" Programm lernte man so auch Besonderheiten des jeweiligen Landes kennen, die man als "normaler Tourist" so niemals kennenlernen würde.
Man besuchte sich gegenseitig in der jeweiligen Heimatstadt, knüpfte Freundschaften, die teilweise noch heute Bestand haben, und lernte das jeweilige Umfeld sehr intensiv kennen.
Die Kosten trug man selbst und freute sich darauf, die Kollegen im nächsten oder übernächsten Jahr wiederzusehen. Man sparte und sorgte dadurch persönlich dafür, den Kollegen bei ihrem nächsten Besuch etwas Besonderes bieten zu können.

Ich erinnere mich noch lebhaft an das Cup-Final zwischen dem FC Everton und Manchester United, was ich in einem kleinen Pub in Salford miterleben durfte.
Da waren zu je 50 Prozent Fans beider Vereine anwesend. Man versuchte, sich mit entsprechenden Schlachtgesängen gegenseitig nieder zu singen. Das war es dann aber auch. Die Stimmung war völlig locker. Aggressionen gab es nicht.
Man wollte nur zusammen Spaß am Spiel haben.
Vor dem Spiel verließen die Jungs den Pub, um in den umliegenden Wettbuden auf alles Mögliche zu wetten.
Ich glaube, in England kannst du sogar darauf wetten, wer bei dem Fußballspiel als erster in der Nase bohrt. Die Quote liegt dann wohl bei 20 zu 1.

Es gab Fußballturniere, Besichtigungstouren und vieles mehr.
Beim letzten Turnier in Salford wurde ich von den "Old Boys", die das Geschehen auf dem Spielfeld aus dem Clubhaus heraus beobachtet hatten, als "Roughest boy of the German Team" gefeiert, weil ich im Sechzehner meinen britischen Kumpel Tom vom CI 5 mit einem Hüftkick ein paar Meter durch die Luft fliegen ließ. Okay, es gab einen Elfer. Und wir haben das Spiel nicht nur deshalb verloren.
Ich allerdings musste deshalb noch vor dem Duschen mein erstes von den Team-Rentnern ausgegebenes Guinness zu mir nehmen. Und nach der Dusche gab es ein völlig offenes, spaßiges Gespräch mit der "Rentner-Crew".
Unvergesslich auch unsere demoralisierende Niederlage auf dem großen Indoor - Kunstrasenplatz gegen die "Alte Herren" von Manchester United, die anschließende Besichtigung von "Old Trafford" und die nachfolgenden Gespräche im Club von ManU.

Ich habe im "Catholic Club" in Salford Bingo gespielt, habe mir kurz vor 23 Uhr auf Anraten von Jim wegen der "Police-Hour" im Pub an der Straßenecke einige Pints of Guiness auf Vorrat bestellt. Bin mitten in der Nacht im Linksverkehr mit einem Kleinwagen, der das Lenkrad auf der falsche Seite hatte, von Manchester nach Salford gekurvt, weil mein Gastgeber Jim bei der Hochzeit seiner Schwester, die für mich auch ein ganz besonderes Erlebnis war, ein wenig zu viel ins Glas gesehen hatte, usw.
Es war eine schöne Zeit. Die Erinnerungen bleiben. Und das ist prima.
Schade, dass es das in der Form so heute leider nicht mehr gibt.
Aber, eventuell wäre das ja mit ein wenig Eigeninitiative zur 675-Jahr-Feier wieder möglich? Würde sich ja förmlich anbieten, und genug Zeit zur Planung wäre ebenfalls vorhanden.

sagt: Onkel Giaccomo