Stadt informierte in Kirche zu Flüchtlingen

Die Hauptschule in Wethmar - hier leben über hundert Flüchtlinge. | Foto: Magalski
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Flüchtlinge und ihre Unterbringung sind im Moment Dauerbrenner, auch in Lünen. In Wethmar gab es am Montagabend eine Info-Veranstaltung für Bürger in der Kirche Sankt Gottfried. Der Internet-Empfang im Gotteshaus war leider nicht stabil, aus diesem Grund gibt es unseren Ticker nun als Chronik des Abends mit den wichtigsten Fragen, Antworten und Informationen des Abends auf einen Blick.

Die Ex-Hauptschule in Wethmar ist bereits seit einigen Wochen eine Notunterkunft für Flüchtlinge, die Jugendherberge am Cappenberger See wird ab Oktober ebenfalls zum neuen Quartier. Die Unterbringung der Menschen aus vielen verschiedenen Ländern führt vor allem bei direkten Anwohnern immer wieder zu Fragen – und manchmal auch zu Ängsten und Sorgen. Die Stadt Lünen hatte deshalb am Montag zum Gespräch für Bürger eingeladen, Vertreter der Stadt und verschiedener Organisationen standen Interessierten Rede und Antwort.

CHRONIK DES INFO-ABENDS:

19.04 Uhr: Willkommen zum Ticker aus Sankt Gottfried in Wethmar. Die Kirchenbänke sind etwa zur Hälfte gefüllt, sowohl mit jüngeren als auch älteren Zuhörern. Horst Müller-Baß, der Erste Beigeordnete der Stadt Lünen, eröffnet den Abend vor dem Altar. Pfarrer Clemens Kreiss hat die Kirche für den Infoabend zur Verfügung gestellt und sorgt gleich für den ersten Lacher und eine – offenbar – lockere Atmosphäre: Zu Gottesdiensten sei die Kirche ein bisschen besser gefüllt, versichert der Geistliche. Hans Wietert-Wehkamp vom Institut für soziale Innovation führt als Moderator durch den Abend.

19.10 Uhr: Müller-Baß erläutert die Situation mit Blick auf die Unterbringung von Flüchtlingen in Lünen. Die Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge für die Aufnahme von Asylbewerbern von Januar sei weit überholt, mittlerweile liege sie bei 800.000 Flüchtlingen für Deutschland. Die Stadt stelle die Zuweisung vor die Herausforderung der Unterbringung, wie im Fall der Hauptschule Wethmar manchmal auch innerhalb kürzester Zeit. Die Schule biete wohl bis in den April oder Mai zur Entlastung der Erstaufnahmeeinrichtung in Dortmund-Hacheney Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf. Die Jugendherberge am Cappenberger See, hier hatten das Jugendherbergswerk und die Bezirksregierung einen Vertrag geschlossen, ist von Oktober bis Januar nächsten Jahres Unterkunft. Die Stadt brauche aber weitere Unterkünfte zur Verhinderung der Obdachlosigkeit von Flüchtlingen und Müller-Baß nennt für die bereits beim Pressetermin zur Belegung der Feuerwache an der Borker Straße anvisierten Orte erste konkrete Zahlen: Die Kielhornschule soll etwa vierzig Menschen Platz bieten, die Paul-Gerhardt-Schule zwanzig Menschen und die alte Turnhalle an der Josefstraße rund dreißig Menschen.

19.21 Uhr: Bürger stellen nun erste Fragen. Ein Bürger kritisiert mangelnde oder gar fehlende Information der Stadt Lünen und in der Presse über den heutigen Abend. Der Lüner Anzeiger hatte den Bürger-Abend allerdings bereits vor gut zwei Wochen in seiner Berichterstattung zur alten Feuerwache an der Borker Straße angekündigt – damals war der geplante Ort allerdings – und das ist der einzige Unterschied - noch das benachbarte Gemeindehaus. Die Stadt Lünen informierte auf ihrer Homepage.

19.27 Uhr: Ein Anwohner der Hauptschule Wethmar fühlt sich von den Flüchtlingen gestört -und er bittet nun die Stadt um Abhilfe. Die Lautstärke der untergebrachten Menschen ist dem Mann nach seinem Bericht ein Dorn im Auge. Nachts unterhielten sich Flüchtlinge lauthals vor der Schule. Ludger Trepper nimmt für die Stadt Lünen Stellung und erläutert zunächst das Betreuungskonzept aus einem Sicherheitsdienst rund um die Uhr, dem Gesundheitsteam des Roten Kreuzes an allen Tagen bis zum Abend und einer zusätzlichen sozialen Betreuung sowie Unterstützung durch ehrenamtliche Kräfte. Beate Lötschert bearbeite etwaige Beschwerden für die Stadt und kümmere sich um die Weiterleitung an die zuständigen Stellen. Eine Gruppe von Menschen in dieser Größe sei aber ohne Frage auch eine Lautstärke-Quelle. „Diese Menschen haben im Wesentlichen nichts anderes zu tun, als zu warten, helfen aber auch bei Säuberungsarbeiten“, erklärt Trepper. Lautstärke ist auch das Thema einer weiteren Anwohnerin, sie spricht von einer „unerträglichen Situation“. Ihre Tochter sei zwölf Jahre alt und könne insbesondere in den Sommermonaten nicht bei geöffnetem Fenster schlafen, so die Frau. Das Sicherheitspersonal sei zum Teil für Beschwerden sehr zugänglich, andere reagierten verschlossener auf die Probleme der Anwohner. Trepper verspricht für die Suche nach Lösungen ein Gespräch mit Vertretern des Sicherheitsdienstes und Awohnern. Eine Bürgerin, die allerdings nicht direkte Anwohnerin ist, gibt Kontra. Zu Zeiten der aktiven Hauptschule Wethmar sei es nie so leise gewesen wie im Moment, sagt die Frau.

19.40 Uhr: Weitere Anwohner beschweren sich über die „Lautstärke-Thematik“, allerdings geht es nicht immer nur um die Flüchtlinge als Quelle, sondern offenbar auch um den Sicherheitsdienst. Deutsche machten beim Spielen auch Lärm, stellt sich ein anderer Anwohner gegen seine Vorredner. Viele Flüchtlinge hätten schlicht und ergreifend Angst, Anlass für Kritik zu sein und verhielten sich deshalb sehr ruhig, von einem „unhaltbaren Zustand“ sei deshalb auf keinen Fall die Rede.

19.42 Uhr: Hans Jürgen Hecker vom Deutschen Roten Kreuz informiert nun die Bürger. Die Jugendherberge am Cappenberger See werde das Rote Kreuz bertreuen und das Objekt biete laut Hecker ein angenehmes Ambiente für eine gute Unterbringung. Ein Sicherheitsunternehmen sorge auch in der Jugendherberge für die innere und äußere Sicherheit, zudem gebe es einen sozialen Dienst. Im Umfeld achte man im Interesse der Nachbarn auf die Sauberkeit, die Jugendherberge sei aber auch nur Unterkunft für eine sehr begrenzte Anzahl von Menschen.

19.51 Uhr: Beate Harsdorff vom Landesverband Westfalen-Lippe des Deutschen Jugendherbergsverbandes steht nun am Mikrofon. „Die Bezirksregierung trat mit der Anfrage zur Unterbringung von Flüchtlingen an uns heran und wir haben entschieden, dieser sozialen Verantwortung gerecht zu werden und zwar für einen ganz festgelegten Zeitraum von Oktober bis Januar. Eine Option auf eine Verlängerung besteht nicht“, sagt Harsdorff.

19.55 Uhr: Sabine Stenzel koordiniert als Leiterin der Einrichtung für die Stadt auch die Arbeit der Ehrenamtlichen in der Hauptschule und sagt noch einmal ein paar Worte zum Thema „Lautstärke“. Viele Kinder seien unter den Flüchtlingen, dazu kommen die Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen, da sei eine gewisse Lautstärke leider nicht immer zu vermeiden, berichtet Stenzel. Die Atmosphäre im Haus sei aber sehr schön, sie sei ruhig und es gebe ein gutes Miteinander. Unterstützung gebe es von rund zwanzig Ehrenamtlichen, eine von ihnen ist Sophia Jäger. Die Lünerin schildert einige Details aus ihrem „Ehrenamtstag“ und lädt ein zu Fragen. Sophia und ihre Mitstreiter spielen mit den Kindern, sprechen mit den Flüchtlingen – viele von ihnen könnten Englisch – und manchmal nehme man die Menschen einfach auch nur in den Arm.

20.06 Uhr: Wolfgang Andree engagiert sich im Arbeitskreis Flüchtlinge und legt den Anwesenden eine „Patenschaft“ für einen Flüchtling ans Herz. Andree selbst sei zwar kein Deutschlehrer, unterrichte einen Flüchtling namens Mohammed aber in der deutschen Sprache. „Mohammed spricht mittlerweile mit mir“. Zweites Thema des engagierten Lüner sind unbezahlte Praktika gegen die Langeweile – mit diesem Aufruf wendet sich Andree vor allem an Handwerker.

20.10 Uhr: Michael Sawallich vom Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes in Lünen erzählt nun vom ehrenamtlichen Engagement der Helfer. Das Rote Kreuz war vom ersten Moment Teil der Bemühungen für die Unterbringung von Flüchtlingen in Lünen, unterstützte in der Hauptschule Wethmar zum Beispiel beim Aufbau der Betten oder kümmerte sich um die Einrichtung der Feuerwache. „Unsere Ressourcen sind natürlich begrenzt, wir fühlen aber eine große Unterstützung aus der Bevölkerung“, so Sawallich und ruft auf zu weiterem ehrenamtlichen Engagement. Ansprechpartnerin für Ehrenamtliche bei der Stadt Lünen ist Jasmin Neumann unter der Telefonnummer 02306 / 104 12 11.

20.18 Uhr: Horst Müller-Baß spricht nun das Schlusswort. Im Vorfeld eines solchen Abends gebe es immer eine gewisse Anspannung über den Verlauf des Abends. „Melden Sie sich bei Problemen, wenn Sie sich gestört fühlen“, appelliert der Erste Beigeordnete noch einmal an die Anwohner. Ansprechpartnerin in der Einrichtung sei in solchen Fällen Sabine Stenzel. Müller-Baß zeigt sich beeindruckt von der großen Unterstützung zu Freiwilligen und dankt den Anwesenden für ihr Interesse. Die Veranstaltung ist damit beendet, wir danken ebenfalls für Ihr Interesse an unserem Ticker und wünschen einen schönen Rest-Abend.

Thema "Flüchtlinge" im Lokalkompass:
>Flüchtlinge erreichen Hauptschule Wethmar
>Jugendherberge hat Platz für Flüchtlinge

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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