Sonnenfinsternis "testet" Freitag Stromnetz

Die Kraftwerke in Lünen unterstützen im Fall der Fälle bei der Stromversorgung. | Foto: Magalski
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Stück für Stück schiebt sich am Freitag der Mond vor die Sonne - bis zu einer partiellen Sonnenfinsternis von rund achtzig Prozent. Das Spektakel am Himmel ist nicht nur ein seltenes Natur-Schauspiel, sondern unter Umständen auch ein Härtetest für die Stromversorgung.

Der Solar-Strom ist der große Knackpunkt dieser partiellen Sonnenfinsternis, denn der Mond verdunkelt die Sonne am Freitag ab 9.30 Uhr zu rund achtzig Prozent. Das Ergebnis: Die Leistung der Solar-Energie sinkt bei viel Sonnenschein über Deutschland innerhalb einer halben Stunde um rund zwölf Gigawatt und ist die Sonnenfinsternis nach rund eineinhalb Stunden vorbei, steige die Einspeisung ins Netz wieder in kurzer Zeit auf hohe Werte. Die Schwankung ist ein Stresstest für das Stromnetz, denn im Gegensatz zur letzten vergleichbaren Sonnenfinsternis vor zwölf Jahren sind die Solar-Systeme heute ein wichtiger Energie-Lieferant. Meteorologen erwarten für Freitag nach den aktuellen Wetter-Vorhersagen allerdings meist viele Wolken und nur kurze Zeit freien Blick auf die Sonne am Himmel über der Region. Das Wetter-Szenario gilt unter den Energie-Experten aber als relativ unkritisch, denn wenn sich die Sonne selten zeigt, verringert das auch die Auswirkungen auf die Erzeugung von Solar-Energie und gleichzeitig die Gefahr von größeren Problemen im Stromnetz.

Steag und Trianel sichern Versorgung

"Die Konsequenzen der Sonnenfinsternis an einem sehr bewölkten Tag wären mehr oder weniger Alltag", erklärt Pressesprecherin Nadja Thomas vom Kraftwerks-Betreiber Trianel auf Anfrage. Im Stummhafen in Lünen stehen die Mitarbeiter auf alle Fälle bereit und vermindern oder erhöhen je nach Anforderung die Leistung. "Das Trianel-Kraftwerk in Lünen ist hochflexibel, es ist also in erster Linie eine Netzfrage", so Thomas. Lünen würde im Fall der Fälle zur Sicherung der Energieversorgung beitragen, unter der Woche gebe es aber sowieso einen erhöhten Strombedarf. Die "Nachbarn" im Steag-Kraftwerk gehören ebenfalls zum Sicherheits-Netz für Freitag. "Unsere Kraftwerke wurden hierfür sensibilisiert, so dass auch kurzfristige Maßnahmen zwischen Amprion, der für diesen Zeitraum doppelt besetzten zentralen Einsatzleitstelle der Steag-Lastverteilung in Essen und allen Steag-Kraftwerken an Saar und Ruhr reibungsfrei durchgeführt werden können", erzählt Dr. Jürgen Fröhlich von der Unternehmenskommunikation bei Steag in Essen.

Koordination der Maßnahmen in Dortmund

Die Mitarbeiter der Stadtwerke Lünen erwarten für Freitag keine Probleme. "Das Personal für den Fall eines Leistungseinbruchs steht aber bereit", sagt Stadtwerke-Sprecherin Jasmin Teuteberg. Die Stadtwerke befinden sich als lokaler Versorger allerdings eher am Ende der langen Kette. Westnetz stellt als übergeordneter Dienstleister seine Netze zur Verfügung. "Westnetz ist auf die Sonnenfinsternis vorbereitet", so Wolfgang Schlei, Pressesprecher beim Mutterkonzern RWE Deutschland. Einsatzpläne für verschiedene Wetter-Szenarien liegen seit langer Zeit in den Schubladen, die Koordination der bundesweiten Maßnahmen hat laut Schlei die Amprion in Dortmund.

Brillenpreise schießen in die Höhe

Das "Blackout" brachte die Sonnenfinsternis schon im Vorfeld bei vielen Optikern. Die Nachfrage nach Spezialbrillen, um die Sonnenfinsternis am Freitag zu beobachten, war riesig: Schulklassen und Privatleute - alle wollen die Brille mit der speziellen Folie. "Das Telefon steht nicht still", schilderte am Dienstag Thomas Göcke von Optik Schnurbusch in Lünen. Kunden muss der Optiker aber immer die gleiche Antwort geben: Ausverkauft - ohne Hoffnung auf eine weitere Lieferung bis Freitag! Der Großhändler in München können die große Nachfrage schon seit letzter Woche nicht mehr befriedigen, die gleiche Situation gebe es bei der anderen Lieferanten. Im Internet-Auktionshaus Ebay führt der Hype um die Brille zu wahrhaft astronomischen Preisen: Verkäufer bieten das Stück Pappe in Brillenform mit den zwei Folien-Stücken hier für Preise ab zwanzig Euro - normal ist ein Preis um zwei bis drei Euro.

Thema "Strom" im Lokalkompass:
>Stefan Paul ist der neue Kraftwerks-Chef

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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