Sondengänger bringen Schätze ans Licht

Stefan in Aktion: Im Boden sucht er mit einer Art Mini-Detektor nach der Quelle des Signals. | Foto: Magalski
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Beatrix, die Königin der Niederlande, hat es nach Lünen verschlagen, auf ein Feld am Rande der Stadt. Dreck bedeckt ihr Gesicht, denn die Adelige liegt fünf Zentimeter tief in der Erde. Stefan und Patrick holen die edle Dame mit ihren Metalldetektoren zurück ans Tageslicht.

Im Sommer wächst hier Mais, doch im Boden schlummern vielleicht Relikte aus vergangenen Tagen. Geschichte und Geschichten können in jedem Klumpen Acker-Erde stecken, vielleicht aus einem der Weltkriege, aus der Kaiserzeit oder sogar von den Römern. Stefan reibt seinen Fund zwischen den Fingern. Stück für Stück kommt, leicht angerostet, das Bild der Königin auf der Münze zum Vorschein. Was Stefan da gefunden hat, ist keine historische Sensation, sondern eine ganz normaler Euro-Cent. Wie die Münze hier auf dem Acker gelandet ist, bleibt ein Geheimnis - die Antwort interessiert aber wohl eh keinen Menschen. Ihr Fund ist so wenig von historischer Bedeutung wie der eines Kronkorkens mit dem Logo einer Brauerei aus dem Sauerland nur ein paar Meter entfernt von Beatrix. Stefan und Patrick stört das nicht, sie sind ja noch am Anfang ihrer heutigen Suche. Sondeln nennen Insider das Hobby. Ihre Metalldetektoren pendeln im Halbkreis dicht über dem Boden, alle paar Meter ertönt ein Piepen. "Sondeln hat immer etwas mit Glück zu tun", erzählt Patrick. Die Suche nach interessanten Dingen ist wie die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Das Feld ist riesig, der Detektor im Vergleich dazu ziemlich klein und oft verbirgt sich hinter dem Piepen nur Schrott: Schrauben, Nägel, verrostete Maschinenteile, Kronkorken oder halt eine Beatrix. Patrick, Stefan und sein Vater Achim haben die Lizenz zum Sondeln, ganz offiziell von der oberen Denkmalbehörde.

Piratengold und tödliche Murmeln

Ihre Erlaubnis ist zugleich ihre Verantwortung. Funde, die von archäologischer Bedeutung sein könnten, melden sie den zuständigen Behörden, das ist ohnehin Ehrensache. Das Feld, auf dem die beiden heute mit Einverständnis des Landwirts laufen dürfen, hat Potenzial. Patrick legt gleich los mit einem Stück Metall mit Prägung. Ein Teil einer alten Kaffeedose. Piep - auch Stefan geht auf die Knie, gräbt und fördert ein rundes Etwas wie eine Murmel zu Tage. "Eine Musketenkugel aus dem Dreißigjährigen Krieg", sagt der Kenner. Bilder formen sich im Kopf. Ist die Musketenkugel nur einem Soldaten aus dem Waffenrock gefallen oder verließ die Kugel als tödliches Geschoss ein Gewehr? Starben hier auf dem Feld am Rande von Lünen Menschen in einer Schlacht? Die These stützen zumindest die Funde zweier weiterer Musketenkugeln wenige Minuten später auf dem selben Feld. Der Metalldetektor gibt keinen Ton von sich, aber da blitzt etwas im dunklen Ackerboden. Eine Münze mit Totenkopf und gekreuzten Knochen. Piratengold? Patrick und Stefan müssen lachen, denn was da liegt ist zwar irgendwie eine Münze, aber aus Plastik. Spielzeug. Echte Münzen gibt es hier aber auch: Zwei Pfennig aus dem Kaiserreich aus dem Jahr 1875 findet Stefan. Patrick legt nach mit einem Reichspfennig von 1925.  Eine Römer-Münze zu finden, das wäre ein kleiner Traum der beiden "Schatzsucher" und dass das eines Tages klappt, dafür haben sie hier nahe der Lippe gute Chancen. Der Fluss war eine wichtige Verbindung für die Römer auf ihren Kriegszügen in Germanien.

Paulus mit dem Schwert in der Hand

Stefan und Patrick sind schon wieder auf dem Rückweg zu ihren Autos, da schlägt der Metalldetektor noch einmal Alarm. Stefan hat nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche ein gutes Signal und kurze Zeit später hält er ein rundes, mit Erde verschmiertes Fundstück in der Hand. Eine Münze! Wieder Kaiserreich? "Die ist älter", glaubt Stefan und entfernt vorsichtig den ersten Schmutz. Die Zeit hat ihre Spuren auf dem Metall hinterlassen, doch im Licht der untergehenden Sonne erkennt man das Bild eines Mannes. Ein Heiligenschein umgibt seinen Kopf, in der Hand hält er ein Schwert. Paulus ist auf der Münze zu lesen - ist das etwa das gerade noch erwähnte Römer-Relikt? Recherchen im Internet führen zu einer Münze des Domkapitels Münster von 1785. Stefan freut sich, für ihn ist das der bisher älteste Fund. Sondeln aber ist immer gut für eine Überraschung - die Erde birgt noch viele Schätze.

Thema "Schatzsuche" im Lokalkompass:
Udo Leschke ist Geschichte auf der Spur

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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