So war's damals: Knocke rettete den Zug
Eine große Dampfwolke, es schnaubte und zischte: Dann war das Eisenbahn-Zeitalter in der Stadt angekommen. Die erste Lokomotive hielt am Bahnhof Lünen.
Es war ein historischer Moment, als die Dampflok am 25. November 1874 zum ersten mal über die Gleise von Dortmund Richtung Lünen rollte. Fünfzehn Kilometer ohne Zwischenstopp, dann hatte der Zug den Bahnhof Luenen an der Ladestraße erreicht. Der war extra "weit draußen" gebaut worden, denn die Nachbarn wollten nicht vom Lärm der Züge gestört werden. Jeden Tag gab's acht Fahrten. Lünen war die Endstation. Das blieb nicht lange so. Die Strecke wurde Schiene um Schiene erweitert. Schon bald konnte man bis Dülmen, dann sogar nach Gronau fahren. Wenig später folgte die zweite Eisenbahnstrecke von Hamm bis Osterfeld. Und Horstmar bekam einen Bahnhof. Der Name: Preußen. Die aufstrebenden Zechen lernten die neue Technik schnell zu schätzen. Kohle aus den Schächten der Umgebung wurde bald schon über die Schiene transportiert. Doch die Kinderjahre der Eisenbahn in Lünen verliefen nicht ohne Probleme. Die Lippe bedrohte 1890 die Strecke, als das Wasser stieg und stieg. Bahnwärter Wilhelm Knocke, der in einem Häuschen nahe Schloss Schwansbell die Gleise überwachte, wurde von den Fluten abgeschnitten. Mit Booten versorgte man ihn mit Hartwurst, Brot und Butter. Denn seinen Posten gab der fleißige Mann nicht auf - und verhinderte so eine Katastrophe. Das Lippehochwasser griff die Fundamente einer Brücke an. Knocke bemerkte das und konnte einen Personenzug noch rechtzeitig stoppen. Wenig später brach die Brücke ein. Bahnwärter Knocke wurde für seinen Einsatz mit mehreren hundert Goldmark und einem Diplom belohnt.
Mehr aus der Serie "So war's damals...":
>Kohle, Kräne und Kanal
>Im Kleidchen zum Baden
>Geschichten von der Burg
7 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.