Sie fährt schwere Maschinen und kennt sich in der Unterwelt aus

Auch dieses Gefährt wird die 28-Jährige bald über Lünens Straßen steuern. Je nach Füllung des Extra-Tanks – Kies, Schlamm oder Wasser – kann der Wagen bis zu 28 Tonnen wiegen.
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  • Auch dieses Gefährt wird die 28-Jährige bald über Lünens Straßen steuern. Je nach Füllung des Extra-Tanks – Kies, Schlamm oder Wasser – kann der Wagen bis zu 28 Tonnen wiegen.
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Auf den ersten Blick bringt man Sonja Bielefeld gar nicht mit tonnenschweren Lkws und der Lüner Unterwelt in Verbindung. Ihr Arbeitsoutfit über ihrer zierlichen Figur lässt aber schon vermuten, dass die 28-Jährige einen für Frauen doch sehr ungewönlichen Job hat.

Sonja ist gelernte Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice. Für die Wirtschaftsbetriebe Lünen ist sie seit Juli unterwegs, um das Kanalsystem zu prüfen und gegebenenfalls zu reparieren. Wie zum Beispiel in der großen Baustelle an der Friedrichstraße.

Die dicken Lkws der WBL und auch die darin enthaltene geballte Technik hat Sonja Bielefeld stets im Griff. Dabei hat sie den Führerschein für die ganz schweren Fahrzeuge erst seit kurzem, und den „Lappen“ dafür bestand sie sogar innerhalb von nur acht Tagen. Aus wirtschaftlichen Gründen konnte sie ihr letzter Arbeitgeber nicht weiter beschäftigen, bei der WBL war aber ein Lkw-Führerschein Pflicht für die ausgeschrieben Stelle.

Dass sie einmal auf dem Sitz eines 11-Tonners landen würde, hatte sie nicht gedacht. „Aber man muss sowieso flexibel sein in diesem Beruf. Es gibt jeden Tag etwas Neues, das ist ja auch das tolle an diesem Beruf. Und je nach Baustelle, muss man auch mal Überstunden machen“, sagt die Lünerin, die in dem Job seit 2007 arbeitet, auch schon in Kiel als technische Kundenberaterin sowie Vorarbeiterin in Kamen.

Seit Juli ist sie nun bei der WBL, macht als Lkw-Fahrerin und als Technikerin eine gute Figur. „Man muss bedenken, dass man die Lkws nicht nur topfit und ausgeruht, sondern auch nach acht Stunden Arbeit an einer Baustelle noch konzentriert fahren muss“, so Abteilungsleiter Mario Wenzlaff. Obwohl Sonja „Lkw-Fahranfängerin“ ist, hat sie ihren Chef schon überzeugt. „Frauen fahren sensibler. Das klappt alles ganz gut. Auf den 380.000 Euro teuren Inspektionswagen kann man nicht jeden drauf lassen.“

Mit den ausschließlich männlichen Kollegen kommt Sonja gut klar. „Da kann man den Kollegen auch mal was sagen, ohne dass gleich rumgezickt wird“. Manch ein Kollege wird außerdem zum Gentleman, wenn es darum geht schwere Sachen zu heben.

„Ich bin ja kein Mannsweib und hab nicht so viel Kraft, manche Sachen zu heben. Da frag ich die Kollegen dann. Insgesamt ergänzt man sich sowieso“, sagt Sonja. Teamwork ist wichtig, denn die Arbeit über oder unter der Erde birgt auch Gefahren: Gase, Stürze, unachtsame Verkehrsteilnehmer. Da ist es wichtig, dass man die Arbeitssicherheit groß schreibt und auch einen Blick auf seinen Kollegen wirft.

Dazu ist die Gefahr durch drohende Infektionen im Umgang mit Abwasser sehr groß. „Wir sind gegen alles, außer Malaria geimpft. Besonders Hepatitis ist wichtig“, erläutert Sonja. Der Kontakt mit Ratten-Urin kann sogar einen tödlichen Ausgang nehmen. „Dadurch kann die Weilsche Krankheit übertragen werden. Die fängt wie eine normale Grippe an. Da muss man sehr aufpassen“, berichtet Sonja.

Der Dreck und die Gerüche aus den Abwasserkanälen sind übrigens die Minuspunkte in ihrem Job. Aber nach der täglichen Dusche auf dem Werksgelände und dem Sprung in frische Klamotten ist damit buchstäblich „Feierabend“.

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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