Selmer ist für Chip zur Ortung von Kindern

Ein Chip für Kinder, um sie bei einem Vermisstenfall zu orten - ist das eine gute Idee? | Foto: Magalski
  • Ein Chip für Kinder, um sie bei einem Vermisstenfall zu orten - ist das eine gute Idee?
  • Foto: Magalski
  • hochgeladen von Daniel Magalski

Kinder sollten nach der Geburt einen winzigen Chip zur Ortung unter die Haut bekommen - dort bleibt das Technik-Teil bis zur Volljährigkeit. Ein Mann aus Selm macht diesen Vorschlag gegenüber unserer Redaktion nach dem Entführungsfall mit tödlichem Ende in Sachsen.

Deutschland bangte über Tage um eine Jugendliche aus der Nähe von Meißen. Montag gab es dann traurige Gewissheit. Das Mädchen ist nicht mehr am Leben, vermutlich getötet von ihren beiden mutmaßlichen Entführern. Die Nachricht beherrschte in dieser Woche die Schlagzeilen. "Schluss damit, die Technik bietet doch die Möglichkeiten", sagt ein Mann aus Selm und präsentiert gleich die Idee: "Chips werden heute zu vielen Zwecken eingesetzt, bei Haustieren wie Hunden und Katzen, warum also nicht auch zur Ortung von vermissten Kindern?" Vom Babyalter bis zur Volljährigkeit sei der Chip ein Plus an Sicherheit, danach entferne man ihn wieder aus dem Körper. Seinen Namen möchte der Selmer nicht in der Zeitung lesen, denn seine Idee stoße nicht immer auf Begeisterung. Den Vorschlag habe er, so berichtete der Mann, bereits vor vier oder fünf Jahren an Kanzlerin Angela Merkel geschickt - doch die Antwort aus dem Bundeskanzleramt war für ihn eine Enttäuschung.

Technik als Abschreckung für Täter?

"Vielen Dank für ihre Idee, stand in dem Schreiben, aber ein Chip für Kinder wäre aus ethischen Gründen nicht realisierbar", erzählt der Leser. Der Begriff stößt bei dem Selmer auf Unverständnis, denn ethisch sei schließlich erst recht nicht die Entführung oder gar Tötung eines Kindes. "Eltern, die ihr Kind einmal suchen mussten, würden diesen Chip sofort einsetzen lassen", glaubt der Mann. Der Chip würde nach den Vorstellungen des Selmers erst im konkreten Notfall, also etwa im Fall einer Entführung geortet werden - und zwar von einer eigens für diese Chips eingerichteten neuen Behörden mit hohen Sicherheitsvorkehrungen gegen Missbrauch des Chips. Ermittler könnten dann über die Ortung den aktuellen Standort des Chips und seines Trägers erfahren und hätten konkrete Anhaltspunkte für eine Suche. Der Chip schrecke mögliche Täter zudem ab und das führe zu einem Rückgang der Taten an Kindern, so der Selmer. Eine Geschichte ähnlicher Art mit einer angeblichen Pflicht von Ortungs-Chips für Kinder macht im Moment auch bei Facebook die Runde, ist dort aber wohl eher eine Art Scherz oder modernes Märchen. "Die Idee ist mein ernst und ich bin auch nicht verrückt", meint der Selmer seinen Vorschlag aber mitnichten als Witz.

Thema "Vermisstensuche" im Lokalkompass:
>Vermisste aus Horstmar ist wieder Zuhause

7 Kommentare

am 22.08.2015 um 16:01
Gelöschter Kommentar
Claudia Steimann aus Lünen
am 22.08.2015 um 16:39

Und wieder: der Glaube an absolut sichere Technik, die nur von den Guten genutzt werden kann und dass Verbrechen damit verhindert werden könnten. Genauso gut könnten Verbrecher den Standort von Kindern aufspüren, und bei entsprechendem "Wert" (wohlhabende Eltern z. B.) eine Entführung so besser planen. Was hilft es, bei einem Gewaltverbrechen den Standort hinterher zu kennen, wenn die Leiche dort hinterlassen wird? So viele Gründe, warum die Technik hier nicht hilft, aber dem Kind zu einem unselbständien Leben verholfen wird.

Claudia Steimann aus Lünen
am 22.08.2015 um 18:55

P.S. Rfid Chips sind nur aus nächster Nähe auslesbar. Ich frage mich ernsthaft, was Kindern da eingepflanzt werden soll m)