Sein Knochenmark gibt Kind eine Chance
Held sein, das sind große Worte. Nein, als Held fühlt er sich nicht. Marius Jaroni spendete Knochenmark - und gab einem kleinen Jungen die Chance auf ein neues, ein gesundes Leben. Eine echte Selbstverständlichkeit für den Lüner.
Das Typisierungs-Set bestellen und mit dem Wattestäbchen über die Mundschleimhaut streichen, um sich als Stammzellenspender registrieren zu lassen. Hunderte Menschen machen das jedes Jahr. Nur wenige bekommen aber eines Tages die Gelegenheit, als passender Spender einem kranken Menschen helfen zu können. So wie Marius Jaroni. Im Jahr 2010 registriert er sich, ein Jahr danach kommt Post. Er könnte als Spender in Frage kommen. Einige Blut-Tests später ist klar: Marius ist ein Volltreffer. Seine Zellen passen zu fast hundert Prozent zu denen des Patienten. "Ein tolles Gefühl", sagt er. "Das kriegt man schließlich nicht jeden Tag gesagt, dass man für eine Sache perfekt geeignet ist."
Operation unter Vollnarkose
Der Patient bleibt anonym, so wollen es die Vorschriften. Marius Jaroni weiß nicht, für wen er spendet, als er in die Klinik nach Köln fährt. Die Kosten werden übernommen. In einer kurzen Operation unter Vollnarkose werden ihm rund vierhundert Milliliter Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Wenig für einen Erwachsenen. Zu wenig? Nach und nach wird Marius klar: Es ist ein Kind, das da mit seinem Knochenmark eine Chance auf ein neues Leben bekommt. Fünf Tage hat Marius einen Krankenschein, fühlt sich etwas müde. Sonst nichts.
Warten auf den Brief
Nach der Spende ist das Leben anders. "Ich habe jeden Tag an das Kind gedacht", erzählt der Lüner. Hilft die Therapie, wie geht es dem Kleinen? Nimmt der Körper die fremden Zellen an? Hundert Tage nach der Spende kommt der Brief der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, die erste Information zum "Gesundheitsstatus" des Patienten. "Den Umschlag öffnet man mit zitternden Händen", erinnert sich Marius Jaroni. "Es könnte ja auch eine schlechte Nachricht sein." Doch der Brief macht Mut. Die Spenderzellen haben im Körper des Kranken die Arbeit aufgenommen. Der erste Brief der Familie kommt wenig später. Gänsehaut pur und nur ein Satz: Lieber Spender, Sie haben uns zu den glücklichsten Menschen der Welt gemacht. "Diese unendliche Dankbarkeit zu spüren und dieses kleine Wunder zu erleben, das ist einfach toll", sagt Marius Jaroni und hofft, dass sich viele Menschen typisieren lassen. "Freunde und Bekannte haben mich danach als eine Art Held gesehen", erzählt er. "Für mich war es einfach nur selbstverständlich. Schließlich habe ich nicht viel dazu getan."
Vorfreude auf das erste Treffen
Dem leukämiekranken Dwayne in Bergkamen, der dringend einen passenden Spender braucht, drückt Marius die Daumen. Dass Dwayne irgendwo auf dieser Welt seinen genetischen Zwilling findet, der ihm die Chance auf ein gesundes Leben gibt. Noch sind es fünfzehn Monate, dann ist die Zeit des Wartens vorbei. Marius Jaroni darf endlich den Jungen und seine Familie treffen. Persönlich. Eine Garantie dafür, dass man den Empfänger der Spende eines Tages kennenlernen darf, die gibt es nicht. Doch beide Seiten wollen es. Marius Jaroni glaubt schon heute daran: Es wird sicher einer der schönsten Tage seines Lebens. Und Happy Ends mag Marius, der Assistent der Geschäftsführung im Lüner Kino Cineworld ist, nicht nur im Beruf besonders gerne.
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