Sally Perel war der Hitlerjunge Salomon
Sally Perel feiert im April seinen neunzigsten Geburtstag. Ein Tag mit viel Bedeutung, denn nach der Ideologie der Nazis und ihren Plänen wäre der Jude heute nicht mehr am Leben. Perel überstand als Hitlerjunge Salomon den Holocaust. Freitag besuchte er das Lippe Berufskolleg in Lünen.
Sally wohnt heute in einer kleinen Stadt nahe Tel Aviv in Israel. Menschen vom Holocaust zu erzählen und für Frieden zu werben, das ist auch siebzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg seine Mission und immer wieder der Grund für Besuche in Deutschland. Perel braucht dafür keine Effekte, keine Filme oder Präsentationen, er erreicht die Schüler bei der Lesung im Berufskolleg mit seinen Worten und einem außergewöhnlichen Schicksal. Sally Perel kam als Hitlerjunge in ein Internat, damit begann die Zeit des Versteckspiels. „Vier Jahre unter den Nazis erschienen mir wie vier Ewigkeiten“, erzählt der Buchautor von „Ich war Hitlerjunge Salomon“ von seiner Angst vor der Entdeckung und den Folgen. Die Beschneidung etwa war nach Außen ein deutliches Zeichen seines Glaubens. Perel: „Die Nazis haben uns in der Hitlerjugend zu Hass erzogen und trieben mich sogar in den Selbsthass.“
Pate von "Schule ohne Rassismus"
Perel las im Berufskolleg nicht nur aus seinem Buch und diskutierte mit den Schülern, der Jude ist auch Pate des Projekts „Schule ohne Rassismus“ am Lippe Berufskolleg. Kenan Kücük, der Geschäftsführer des Multikulturellen Forums in Lünen, ist der zweite Pate. „Das Lippe Berufskolleg mit seinen Schülern und dem Kollegium setzt mit dieser Veranstaltung gemeinsam mit Sally Perel, dem Multikulturellen Forum, dem Kommunalen Integrationsbüro und der Volksbank Selm-Bork ein wichtiges Ausrufezeichen für Meinungsfreiheit, Toleranz und Gewaltfreiheit“, so Schulleiter Arno Franke. Die Volksbank unterstützte das Projekt zudem mit Geld.
Warnung an die Schüler
Der Besuch von Sally Perel am Lippe Berufskolleg war zwar lange geplant, durch die Terror-Attacken in Frankreich, das Massaker der Boko Haram in einem Dorf in Nigeria und die aktuellen Ereignisse in Belgien bekam seine Botschaft eine besondere Brisanz. „Die Lehre aus der Vergangenheit schließt sich der Aktualität an“, sagte Sally Perel. Das Schild „Schule ohne Rassismus“ an der Fassade der Schule sei Mahnung und Warnung. „Passt auf, dass so etwas nicht wieder passiert“, gab Perel den Schülern mit auf den Weg.
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