Richter erlässt Haftbefehl wegen Mordes
Zwei Kinder sind tot, ihre Mutter liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus - was passierte am Mittwochabend in einer Wohnung am Hirtenweg in Gahmen? Eine Mordkommission der Polizei Dortmund sucht Antworten auf diese Frage und bekam ein Geständnis.
Donnerstagnachmittag machten sich Ermittler auf den Weg zu der tatverdächtigen und selbst schwerverletzten Mutter im Krankenhaus - und laut Staatsanwaltschaft gestand die Frau dass sie die Kinder erstochen habe in ihrer Vernehmung im Beisein einer Dolmetscherin. "Zu Motiven hat die Frau keine großartigen Angaben gemacht", schilderte Staatsanwalt Jörg Schulte-Göbel. Freitag beantragte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen die Syrerin wegen heimtückischen Mordes in zwei Fällen, ein Richter entsprach dem Antrag. Die Beschuldigte kommt in Kürze in ein Justizvollzugskrankenhaus und später dann wohl bis zum Prozess in ein Gefängnis.
Großeinsatz der Retter im Hirtenweg
Mittwoch versetzte die schlimme Tat die Nachbarschaft in der Hirtenweg-Siedlung in Aufruhe. Nachbarn wählten am Abend den Notruf von Polizei und Feuerwehr, berichteten von Tumult im Hausflur und mehreren Verletzten. Rettungskräfte waren zuerst am Einsatzort und fanden in dem Mehrfamilienhaus zwei tote Kinder im Alter von ein und vier Jahren aus einer syrischen Familie und ihre Mutter (28) mit schweren Verletzungen. Kurze Zeit später war die Siedlung voll flackerndem Blaulicht: Polizisten in Uniform und Zivil, mehrere Rettungswagen, Notärzte und die Feuerwehr eilten in die Sackgasse in Gahmen. Im Rettungswagen kam die verletzte Mutter in eine Klinik, für ihre Kinder - einen Jungen und ein Mädchen - gab es aber keine Rettung.
Mutter unter dringendem Tatverdacht
Unverletzt blieb das dritte Kind der Familie, ein Säugling im Alter von drei Monaten. Das Baby war zum Zeitpunkt der Tat in der Wohnung, ebenso der Familienvater (37) und sein Bruder. Polizisten nahmen die beiden Männer zur Vernehmung mit zur Wache. Im Fall des Vater gab es sogar eine vorläufige Festnahme, Verdachtsmomente erhärteten sich aber offenbar nicht und so war der Mann am Donnerstag wieder auf freiem Fuß. Nach Angaben der Polizei in einer Pressemitteilung vom frühen Morgen wurde allerdings die Mutter schon in der Nacht zu Donnerstag vorläufig festgenommen, sie stand da bereits unter dringendem Tatverdacht. Vormittags wurden die Kinderleichen auf Anordnung der Staatsanwaltschaft obduziert, demnach kamen die Geschwister durch Stichverletzungen ums Leben. Die Spurensicherung dauerte in der Wohnung in der ersten Etage des Mehrfamilienhauses bis in die Nacht. Ermittler der Mordkommission machten sich am frühen Nachmittag zur Vernehmung der Tatverdächtigen auf den Weg ins Krankenhaus.
Kerzen als Zeichen der Trauer
Die Trauer und das Entsetzen sind groß nach der schlimmen Tat in Gahmen. Nachbarn stellten Kerzen und Kuscheltiere vor die Tür. Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns sprach in einer ersten Redaktion von einer "entsetzlichen und unfassbaren Tragödie." Ich glaube, es macht uns alle in der Stadt sehr traurig aber auch wütend, weil hier die Schwächsten und Hilflosesten betroffen sind", so das Stadtoberhaupt. Im Netzwerk Facebook äußern viele User neben ihrer Anteilnahme Zweifel an der von Mordkommission und Staatsanwaltschaft angenommenen Version. "Die Männer waren doch mit in der Wohnung, wieso haben sie nicht eingegriffen? Glaubt doch kein Mensch!" schreibt zum Beispiel ein User. Der Lüner Anzeiger fragte die Staatsanwaltschaft. "Die Tat passierte im Schlafzimmer, die Kinder wurden in ihren Betten getötet und daher liegt die Vermutung nah, dass sie im Schlaf oder direkt beim Aufwachen ohne Gegenwehr getötet wurden", erläutert Staatsanwalt Jörg Schulte-Goebel. "Wenn die Mutter die Kinder zu Bett gebracht hat und Vater und Onkel in einem anderen Raum waren, bemerkten sie wohl deshalb nichts von der Tat."
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