Mann tötete sechs Menschen im Mörderhaus
Bilder der Enkel hängen an der Wand im Wohnzimmer, im Flur duftet es nach Brot, in den Fenstern stehen Blumen. Elisabeth und Bernhard Stratmann haben in Brambauer ein gemütliches Heim. Im Volksmund aber nennen viele Leute das Gebäude an der Ferdinandstraße das Mörderhaus. Hintergrund ist ein schlimmes Verbrechen.
Im Sonnenschein des Tages hat der kleine Hof mit dem schönen Bauernhäuschen und dem kleinen Stall dicht an der Stadtgrenze zu Waltrop nichts Bedrohliches. Elisabeth Stratmann wohnt schon ihr ganzes Leben in dem Haus, das als das Mörderhaus bekannt ist, an der Ferdinandstraße. Sie kam hier zur Welt, eine geborene Pepping. Vom Mörderhaus hört sie zum ersten Mal als junges Mädchen in der Schule. Mitschüler benutzen diesen Ausdruck und auf die Fragen der Tochter berichten ihre Eltern vom dunklen Kapitel in der Geschichte des Hauses. Das Unglück nahm in einer Nacht des Jahres 1919, also vor mittlerweile fast hundert Jahren, seinen Lauf. „Ein Sohn der Familie, die vor meiner Familie in dem Haus wohnte, und ein neunzehn Jahre alter Freund haben Karten gespielt und wohl auch Alkohol getrunken“, weiß Elisabeth Stratmann aus den Erzählungen. Irgendwann macht der Sohn des Hauses einen Fehler und spricht über den Verkauf von Vieh und den Erlös. Geld weckt die Gier des Freundes, er tötet den Sohn - es ist der Beginn einer blutigen Serie.
Nachbarn fanden die Toten im Haus
Weiter und weiter mordet der Bekannte nach der ersten Tat laut dem Bericht der Stratmanns, vermutlich aus Angst vor Entdeckung. Die Mutter der Familie muss sterben und auch die beiden jüngeren Geschwister. Im Wohnzimmer lauert der junge Mann von der Mengeder Straße dann auf die Magd, sie kommt offenbar beim Anzünden des Ofens durch seine Hände ums Leben. Letztes Opfer ist der Vater. Am Morgen ist der Bergmann von der Schicht auf Zeche Achenbach auf dem Weg nach Hause, da wartet der Mörder bereits hinter der Tür auf den ahnungslosen Mann, schlägt zu mit einem Beil. Hundert Meter vom Schauplatz des fürchterlichen Verbrechens entfernt, liegt der Bauernhof der Familie Pepping und die geschlossenen Fensterläden am Nachbarhaus erregen schnell Verdacht. „Mein Vater war dabei, als man die Toten fand“, erzählt Elisabeth Stratmann. Den Mörder verurteilt ein Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe. Familie Pepping kauft dreizehn Jahre später das Mörderhaus.
Mutprobe für die Kinder
Nach dem Verbrechen umgibt das Haus eine gruselige Aura. Für Kinder ist es eine Mutprobe, an dem Haus vorbei zu laufen und auch so mancher Erwachsener bekommt eine Gänsehaut. Ingrid Uttich, die seit ihrer Kindheit ganz in der Nähe an der Kanonenstraße auf Waltroper Stadtgebiet lebt, erinnert sich: "Weihnachten gingen wir in die Kirche nach Brambauer, da mussten wir dann im Dunkeln immer am Haus vorbei, das war ein komisches Gefühl." Ihre Schwester, die bei Textil Küster in die Lehre geht, begleitet die Mutter auf dem Weg. Angst oder ein ungutes Gefühl hatten die Eheleute Stratmann in ihrem Haus nie, sagen sie, auch nicht mit dem Wissen um das Drama vor vielen, vielen Jahren. Elisabeth Stratmann nennt es liebevoll „unser Knusperhäuschen“.
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