Lüner Tagesmütter gründen Arbeitskreis
7 Uhr morgens. Es klingelt an der Tür von Sabine Heimsoth. Sie öffnet und nimmt Kinder in Empfang. Bis zu fünf Stück am Tag, fünf Tage die Woche. Denn die Wohnung in Alstedde ist mehr als nur Heimsoths Zuhause, sie ist auch ihr Arbeitsplatz. Der Platz, an dem sie für die kleinen Jungen und Mädchen, meist zwischen einem und zwei Jahren alt die Mutter für den Tag ist.
Sabine Heimsoth ist eine von rund 40 Tagesmüttern und -vätern, so schätzt sie, in Lünen. Und wie andere Tageseltern, weiß auch sie, welche Sorgen und Existenzängsten die selbstständig Arbeitenden haben. Fehlzeiten von Kindern, die krank sind, werden nur bis zu einer bestimmten Anzahl an Tagen finanziell ausgeglichen, auch die Bezahlung analog zum Kinderbildungsgesetz (KiBiz) wird in Lünen nicht komplett umgesetzt.
Arbeitskreis gegründet
Das soll sich nun ändern. Deshalb hat sich Heimsoth mit zehn anderen Tagesmüttern zusammen getan und einen Arbeitskreis gegründet. Sie fungiert als Sprecherin der sogenannten Kindertagespflege Gemeinschaft Lünen. "Viele Tagesmütter haben ganz große Existenzsorgen. Unser Ziel ist es deshalb, die Bedingungen zu verbessern", erklärt sie.
Und das soll zum einen durch den Ausgleich der Fehlzeiten der Kinder passieren. "In dem Alter haben die Kinder bis zu 14 Infekte im Jahr, sie sind also ständig krank", erklärt sie. Finanziell ausgeglichen werde das aber nur in geringem Maße, das nicht ausreiche, um die wirkliche Krankheitsdauer der Kinder zu überbrücken. Zum anderen sollen die Bezahlungen in Lünen an das KiBiz angepasst und so erhöht werden.
Tageseltern bekannter machen
Außerdem möchte der Arbeitskreis die Möglichkeit, Kinder zu Tageseltern zu geben, bekannter machen und deren Ruf besser. "Tagesmütter sind die die Mütter für den Tag von nebenan, sondern sie sind ausgebildet", erklärt Heimsoth. Denn jede Tagesmutter muss eine Ausbildung machen, die 160 Stunden dauert. Neuerdings sind auch Praktika vorgesehen. Zusätzlich arbeitet der Arbeitskreis eng mit dem Jugendamt zusammen. Das heißt: Jede Tagesmutter und jeder Tagesvater werden regelmäßig vom Jugendamt besucht, bevor sie Kinder aufnehmen können, wird genau überprüft, für viele Kinder Haus und Wohnung geeignet sind.
Um ihren Arbeitskreis bekannter zu machen und so mehreren Eltern die Betreuung bei Tageseltern aufzuzeigen, verteilt der Arbeitskreis nun Flyer, hat eine Facebook-Seite und möchte auch bei geeigneten Veranstaltungen präsent sein. Denn die familiäre Atmosphäre, die individuelle Förderung und die Betreuung in Kleingruppen sind etwas, das Kindertagesstätten so nicht immer bieten können.
Alleinstellungsmerkmal Randzeiten
"Tagesmütter werden oft als Notlösung gesehen und das, obwohl sie ein Alleinstellungsmerkmal in der Randzeitenbetreuung haben", so Heimsoth. Denn selbst das Konzept Kita Plus, das Eltern flexiblere Betreuungszeiten in den Einrichtungen ermöglicht, biete nicht die Zeiten, die eine Tagesmutter bieten kann.
Um seine Ziele zu erreichen, steht der Arbeitskreis derzeit in Gesprächen mit dem Jugendamt und der Stadt Lünen. Und die Erfolgschancen sieht Heimsoth gar nicht als so schlecht an, auch wenn es bis dahin wohl noch ein bisschen Geduld braucht.
Tagesmutter aus Leidenschaft
Bessere Bedingungen, das ist der große Wunsch von Heimsoth. Denn Tagesmutter sein, dass ist für die zweifache Mutter und fünffache Oma eine Leidenschaft, die sie nun schon seit 17 Jahren ausübt und auch noch länger ausüben will. Fast 50 Kinder hat sie in dieser Zeit schon betreut. Und schon jetzt weiß sie, wenn gleich fünf ihrer Tageskinder im Sommer gehen, dass sie dann "todunglücklich" sein wird. "Man baut natürlich eine Bindung zu den Kindern auf. Und ich mache diesen Job einfach mit Herzblut", sagt sie.
Autor:Carolin Rau aus Lünen |
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