Kanzler-Brief lag Jahrzehnte im Keller

Reinhold Hintze fand den über sechzig Jahre alten Brief von Kanzler Konrad Adenauer beim Ordnen eines Nachlasses. | Foto: Magalski
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Post vom Bundeskanzler! Konrad Adenauer schickte vor über sechzig Jahren einen Brief an „seine lieben Landsleute“. Reinhold Hintze aus Lünen fand das Schreiben und sieht in den Sätzen des Politikers viele Parallelen zur heutigen Zeit.

Viele Jahre lag der Brief zur Bundestagswahl gefaltet am Boden einer Zigarrenkiste in einem Keller. Das Papier ist vergilbt und brüchig, hat Flecken und Falten – die Worte des Kanzlers aber sind bis heute von Bedeutung, meint Reinhold Hintze, der Finder des alten Schreibens. Bundeskanzler Konrad Adenauer spricht auf zwei mit der Schreibmaschine beschriebenen Seiten vom 1. September 1953 über die Anstrengungen nach dem Krieg und die große Zerstörung, über den Verzicht der Bevölkerung auf manche Dinge und auch über Flüchtlinge. „Vergessen Sie nicht, dass wir zusätzlich zwei Millionen Flüchtlingen aus dem Osten Arbeitsplätze verschafft haben“, erinnert der Bundeskanzler die Bürger im dritten Absatz.

"Bruchteil von Flüchtlingen kommt heute nach Deutschland"

Reinhold Hintze findet diesen Absatz beeindruckend: „Zwei Millionen Flüchtlinge konnten bei der damaligen Lage der Deutschen relativ kurze Zeit nach dem Krieg und bei einer Einwohnerzahl von rund fünfzig Millionen in der Bundesrepublik versorgt werden - im Vergleich dazu kommt bei einer Bevölkerung von achtzig Millionen heute nur ein Bruchteil an Flüchtlingen in unser Land. Deutschland könne es aus diesem Grund auch heute schaffen und den Flüchtlingen Schutz und Unterkunft bieten, meint der Berufsfeuerwehrmann im Ruhestand. Hintze, der mit seiner Frau erst Ende des letzten Jahres von Dortmund-Derne nach Lünen gezogen ist, lobt in diesem Zusammenhang die Stadt. In Lünen versuche man jedem Flüchtling ein festes Dach über dem Kopf zu bieten, das sei eine gute Sache.

Kanzler schickt Appell zum Zusammenhalt

Der Kanzler-Brief bietet aber noch mehr interessante Sätze, manche sind regelrechte Weisheiten für‘s Leben und passen wohl zu jeder Zeit: „Wenn Sie sich in Ihrer eigenen Familie oder der Ihrer Freunde umsehen, erkennen Sie es ja auch: Nirgendwo gedeiht eine Gruppe besser, sei sie klein oder groß, als dort, wo sie eng zusammenhält“, schreibt Adenauer zum Beispiel. Oder: „Meinungsverschiedenheiten gibt es überall, aber wir dürfen uns durch sie nicht auseinander treiben lassen, nicht als Familie und nicht als Volk.“ Den Brief von Konrad Adenauer will Hintze im Original dem Stadtarchiv zur Verfügung stellen - eine Kopie behält er aber so sicher wie die Erinnerung an den unerwarteten Fund in einer alten Zigarrenkiste.

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Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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