Isabell kämpft seit Jahren für ihre Gesundheit
Isabell Laciok kostet dieser Schritt große Überwindung. Ihr Leben, samt intimer Details, wird mit diesem Artikel ein Thema in der Öffentlichkeit, bei flüchtigen Bekannten und auch völlig Fremden. Isabell Laciok aber setzt große Hoffnungen in eben diese Öffentlichkeit und im Vergleich zu ihren Problemen ist ihre Scheu das kleinere Übel.
Isabell Laciok (36) wirkt für die Menschen, die ihr jeden Tag beim Spaziergang mit Hund Sugar begegnen, wie eine dynamische Frau, nach Außen gibt es keine Auffälligkeiten. Isabell Laciok trägt moderne Kleidung und die Haare im kurzen Look. Im Leben hinter dieser Fassade kann die alleinerziehende Mutter seit über drei Jahren keiner Arbeit nachgehen und bekommt mit einem festgestellten Behinderungsgrad von siebzig Prozent seit diesem Jahr eine Berufsunfähigkeitsrente. Isabell sei durch „das Raster des Gesundheitssystems gefallen“, formuliert eine Freundin. Rückblick: Endometriose lautete die Diagnose vor sechs Jahren, eine häufig chronische gynäkologische Erkrankung. Schleimhaut aus der Gebärmutter verbreitet sich bei dieser Krankheit außerhalb der Gebärmutterhöhle, oft im Bauchraum oder Becken und das führt zu starken Schmerzen. Isabell Laciok wollte nicht mit den Beschwerden leben und ging zur operativen Entfernung der Endometriose in eine Klinik im Rheinland. Die Operation, so erzählt die junge Frau, veränderte ihr Leben.
Mastdarmlähmung und Blasenentleerungsstörung
„Im Krankenhaus hatte ich direkt nach der Operation zunächst ein gutes Gefühl, doch dann fiel mir auf, dass ich kein Wasser lassen konnte und auch keinen Drang verspürte“, erinnert sich die Lünerin. Pflegekräfte legen einen Katheter und geben Abführmittel, die Ärzte sprechen laut Isabell Laciok von einer kurzfristigen „beleidigten“ Blase, eine vorübergehende Folge der Operation. Bewegung, ausgewogenes Essen und viel Flüssigkeit empfehlen die Mediziner außerdem, dann klappe es auch wieder mit dem Darm. Wochen später, als sich die Situation trotz aller Tipps und Tricks nicht bessert, geht Isabell Laciok zu einem weiteren Arzt. Mastdarmlähmung und Blasenentleerungsstörung diagnostiziert der – für Isabell Laciok klar die Folge einer Panne bei der Endometriose-Operation. Weitere Operationen, Medikamente oder eine schmerztherapeutische Reha bringen keinen Erfolg. Rituale der unangenehmen Art gehören seitdem zum Alltag. Isabell Laciok legt sich mehrere Male am Tag selbst einen Katheter, „unter aufwändigen, hygienischen Bedingungen“. Zur Entleerung des Darms muss jeden Tag ein Irrigator verwendet werden, ein Flüssigkeitsbehälter für Darmspülungen. Die Prozedur sei sehr schmerzhaft und dauere mehrere Stunden. Ihre Hoffnung setzt Isabell Laciok in eine weitere, ganz spezielle Operation mit dem Einsatz von Elektroden an den Nerven.
Hoffnung auf Operation in der Schweiz
„Die Verbindung meiner nun drei Erkrankungen Endometriose, Blasenentleerungsstörung und Mastdarmleerung bedarf einer Behandlung durch einen Arzt der Fachrichtung Neuropelveologie“, berichtet die Mutter. Neuropelve…was? Die Suche bei Google nach dem komplizierten Wort liefert weit weniger als zweitausend Treffer, aber immer wieder einen Namen: Professor Marc Possover. Der Chirurg und Gynäkologe ist – so steht es in einem Artikel in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia - weltweit der erste Mediziner mit einer Professur für Neuropelveologie. Isabell Laciok fuhr auf eigene Rechnung zu einer Voruntersuchung ins „Possover International Medical Center“ in Zürich und schickte den Arztbrief mit dem Befund des Experten im Anschluss zusammen mit einem Antrag auf Bewilligung einer Kostenübernahme an ihre Krankenkasse. „Die Operation würde zwischen 30.000 und 40.000 Euro kosten, in Relation zu den monatlich anfallenden Kosten für Hygiene und Katheter und gerechnet auf meine zu erwartende Lebenszeit ein geringer Betrag. Jeder Antrag auf Kostenunterstützung wurde von meiner Krankenkasse abgelehnt“, sagt Isabell Laciok.
Leidensgeschichte beschäftigt zwei Rechtsanwälte
In einem Schreiben, das unsere Redaktion vorliegt, zweifelt die Krankenkasse nach einem Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen mit Hinweis auf frühere Tests an einem Erfolg der Therapie. „Professor Possover würde vor dem Einsatz der Elektroden feststellen, wo die Nerven geschädigt sind und dort ansetzen“, sieht Isabell Laciok einen wichtigen Unterschied zu anderen Methoden. Die Leidensgeschichte der Lünerin füllt mittlerweile mehrere Akten und beschäftigt gleich zwei Rechtsanwältinnen. Eine Anwältin führt den Prozess gegen Klinik und Arzt, die für die Endometriose-Operation verantwortlich waren, ihre Kollegin kämpft für die Übernahme der Operationskosten durch die Krankenkasse. Der Lüner Anzeiger bat die Techniker Krankenkasse um eine Stellungnahme. „Frau Laciok hat geklagt, aufgrund des laufenden Verfahrens können wir aktuell leider keine Stellung zu dem Fall nehmen“, erklärt Andrea Hilberath, die Pressereferentin der Techniker Krankenkasse. Der Lüner Anzeiger bleibt dran am Schicksal von Isabell Laciok.
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