Hertie-Baustelle birgt Überraschungen
Namen auf einer Mauer, eine Kerze samt einer Schachtel Streichhölzern in einer Zwischendecke und sogar Schmuddel-Heftchen - die Arbeiten im Hertie-Haus bringen kuriose Fundstücke ans Licht. Die Baustelle ist für die Profis ein besonderer Abriss-Einsatz.
Tag für Tag frisst sich der Bagger durch den alten Beton, altes Metall landet zum Recycling im Container. "Hertie ist eine besondere Baustelle", sagt Björn Pastowski. Der Polier der Märkischen Tiefbau steuert auf dem Dach des alten Kaufhauses den schwarz-gelben Bagger. Die Maschine verwandelt massive Wände mit der Betonschere und einer Art Meißel in Schutt. Scheiben klirren, als der Bagger ein Fenster greift und der Betonpfeiler knickt Minuten später wie Butter. Die Hälfte vom Obergeschoss ist abgerissen, Probleme gibt es nicht und die Arbeiten liegen zwei Monate nach Beginn voll im Zeitplan. "Die Entkernung im Inneren ist abgeschlossen, nun brauchen wir alle Kräfte auf dem Dach", erzählt Pastowski. Ist das Obergeschoss erst abgetragen, folgt die Hälfte der nächsten Etage.
Franz und Gerd an der Wand
Die Großbaustelle im Herzen von Lünen birgt für die Bauarbeiter so manche Überraschung. "In einer Zwischendecke haben wir einen Kerzenhalter aus Messing gefunden, samt Preisschild von Hertie aus Mark-Zeiten", erzählt Pastowski. Kurios: Im Halter für 13,90 Deutsche Mark steckte eine benutzte Kerze, daneben lag eine Schachtel Streichhölzer. Im Dachbereich in der Nähe der Klimaanlage entdeckten die Bauarbeiter schmuddeligen Lesestoff. Ausgaben eines Sex-Heftchens aus den siebziger Jahren. Rätsel geben auch zwei Namen auf, mit roter Farbe auf eine Wand unter dem Dach geschrieben. Franz und Gerd verewigten sich laut Schriftzug am 3. Juni 1969 auf der Mauer - im Jahr der großen Kaufhaus-Eröffnung. Waren Franz und Gerd Bauarbeiter? Das Hertie-Gemäuer ist voller Geschichten.
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