Großübung fordert Einsatzkräfte bei Trianel

Einsatzkräfte, hier vom Technischen Hilfswerk,  müssen nach dem Einsatz im "giftigen Ammoniak" gereinigt werden. | Foto: Magalski
90Bilder
  • Einsatzkräfte, hier vom Technischen Hilfswerk, müssen nach dem Einsatz im "giftigen Ammoniak" gereinigt werden.
  • Foto: Magalski
  • hochgeladen von Daniel Magalski

Menschen in Brambauer feiern ein fröhliches Fest, als es auf dem Gelände des Trianel-Kraftwerkes in der Nähe zur Katastrophe kommt. Feuerwehren aus dem ganzen Kreis Unna rückten aus zum Großeinsatz - der zum Glück nur eine riesige Übung für den Ernstfall war.

Wer von der Großübung mit dem Namen "Amun" am Samstag am Stummhafen nichts wusste, hätte an ein echtes Unglück glauben können. Martinshörner schallten nach Beginn der Übung um acht Uhr am Morgen durch die Straßen, denn mit einer Sondergenehmigung durften die rund zweihundert Einsatzkräfte wie im echten Einsatz zum Kraftwerk fahren. Verantwortliche hatten schon im Vorfeld von "einer der größten Übungen bei der Feuerwehr Lünen bislang" gesprochen und dem Beobachtern am Kraftwerks-Gelände wurde schnell klar, was damit gemeint war. Zweihundert Einsatzkräfte mit rund sechzig Fahrzeugen nahmen teil. Das Großaufgebot von Kräften der Feuerwehren aus Lünen, Selm, Werne, Bergkamen, Unna und Schwerte sowie des Technischen Hilfswerks und des Roten Kreuzes war nötig, um der schwierigen Übungs-Lage Herr zu werden.

Kette von Unfällen löst Katastrophe aus

Die Verfasser des "Drehbuchs" zur Übung, Christopher Burmann, Stefan Dörnbrack und Thorsten Rudel von der Feuerwehr Lünen, hatten mit schlimmen Szenarien nicht gespart, um die Einsatzkräfte an ihre Grenzen zu bringen. Die Lage: Auf dem Gelände des Trianel-Kraftwerkes finden am Wochenende umfangreiche Arbeiten statt. In der Woche zuvor hatte es einen Schaden an zwei Heizölpumpen gegeben, das Öl wurde nicht in die Tanks, sondern in zwei Auffangbecken gepumpt. Dieses Problem soll nun behoben werden. In der Nähe sollen gleichzeitig Tanks mit Ammoniak, einem giftigen Gas, befüllt werden und eine Schülergruppe aus Lüner Partnerstädten besichtigt das Kraftwerk. Auch Gärtner sind auf dem Gelände, um die Grünanlagen zu pflegen. Dabei verunglückt ein Lastwagen und das Unglück nimmt seinen Lauf. Funken entzünden Heizöl, die Stichflamme greift auf die Ammoniak-Tanks über. Es kommt zur Explosion. Der Fahrer des Kleinbusses - übrigens ein alter Feuerwehr-Bulli - mit der Schülergruppe an Bord sieht das Unglück und will bremsen, tritt in seiner Aufregung jedoch auf das Gas. Der Bus prallt in eine Betonmauer, die Insassen werden eingklemmt und schwer verletzt. Und weil ein Unglück dem Sprichwort zufolge selten allein kommt, findet in Brambauer zeitgleich das fiktive Brami-Fest statt. Treibt der Wind die Ammoniak-Wolke in diese Richtung, sind die Menschen dort in Gefahr.

Katastrophenschutz ist Teamwork

Die Retter hatten es am Samtag auf dem Kraftwerks-Gelände mit über zwanzig Verletzten gleichzeitig zu tun, die teilweise sogar mit dem giftigen Ammoniak in Berührung gekommen sind. Sie müssen zunächst in speziellen Abrollbehältern von Feuerwehrleuten in Schutzkleidung dekontaminiert werden, bevor die Rettungskräfte sich weiter um sie kümmern können. Eines dieser Fahrzeuge ist an der Hauptwache in Lünen stationiert, eine Übung damit ist vom Land Nordrhein-Westfalen vorgeschrieben. Gleichzeitig mussten andere Einsatzkräfte das Feuer im Öl-Lager bekämpfen oder die Unfallopfer aus dem Bus befreien. Feuerwehr-Chef Alfred Krömer, der dieses Mal nicht aktiv am Geschehen teilnahm, zeigte sich in einer ersten Bilanz nach Übungsende zufrieden. "Die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen im Katastrophenschutz hat sehr gut funktioniert, wie auch nicht anders erwartet", so Krömer. In den nächsten Tagen müsse man die Abläufe noch genauer analysieren. Zum Beispiel wurde schon während der Übung deutlich, dass es auf dem großen Gelände aufgrund der vielen Fahrzeuge schnell eng wurde. Logitisch könnte man laut Krömer etwa hier über Änderungen nachdenken.

Einsatzkräfte bereit für Ernstfall

Manfred Ungethüm, Chef des Trianel-Kohlekraftwerkes in Lünen, beobachtete die Übung mit vielen Mitarbeitern ganz aus der Nähe und betonte noch einmal, dass in der Realität ein Unglück dieser Art bei Trianel nicht möglich ist. Man habe der Feuerwehr das Gelände rund um den Kühlturm aber gerne angeboten. Sollte irgendwann und irgendwo im Kreis Unna nur ein Bruchteil der durchgespielten Szenarien Wirklichkeit werden, sind die Retter spätestens nach diesem Wochenende bestens auf diese Fälle vorbereitet.

Mehr zum Thema:
>Hunderte Retter übten die Katastrophe

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

Daniel Magalski auf Facebook
Daniel Magalski auf Instagram
Daniel Magalski auf X (vormals Twitter)
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

34 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.