Grabräuber machen Beute auf Friedhöfen
Gestecke, Blumen, Figuren aus Metall oder Porzellan - für moderne Grabräuber sind diese Dinge willkommene Beute. Friedhöfe in Lünen und Selm werden in der dunklen Jahreszeit und zu den stillen Feiertagen zu Tatorten. Diebstahl von Gräbern - ein echtes Problem oder nur eine Randerscheinung?
Sabine März, Name von der Redaktion geändert, hat Wut im Bauch. Wut auf einen dreisten Dieb. Die Lünerin pflegt auf dem Kommunalfriedhof an der Sedanstraße in Lünen-Süd das Grab ihres Vaters, nun verschwand vor einigen Tagen ein weißes Bast-Herz mit einer Glockenblume. Kein Einzelfall, in er Vergangenheit stahlen Unbekannte bereits eine elektrische Kerze vom gleichen Grab. "Bekannten wurden ebenfalls Dinge von den Gräbern entwendet, ganz beliebt sind Grablaternen, Blumen, Gießkannen und Artikel zur Pflege wie Harken und Schaufeln", erzählt Sabine März. Werner Eichler erlebte Diebstahl im Sommer auf dem Grab der Schwiegereltern am Friedhof an der Horstmarer Straße. "Fünf Geranien haben wir in eine Schale gepflanzt, ein Unbekannter klaute uns drei Pflanzen", sagt der Lüner. Ein Arbeitskollege machte auf einem Grab in der Nähe die gleiche Erfahrung. Das Gesteck zu Allerheiligen legt Eichler deshalb mit gemischten Gefühlen auf das Grab. Diebstahl halte sich nach Auskunft von Friedhofsgärtner Hans Jürgen Döbbe auf dem katholischen Friedhof an der Alstedder Straße - abgesehen von drei Alpenveilchen - zum Glück in Grenzen. "Von Grabstätten sollte man generell die Finger lassen", appelliert Döbbe. In Selm gab es in den letzten Wochen offenbar eine regelrechte Serie. Leser berichten von Blumen-Klau auf den Friedhöfen in Bork und Selm.
Diebstahl: Polizei bittet um Hinweise
Die Erzählungen der Betroffenen untermauern nur wenige harte Fakten. Die Polizei in Unna berichtet auf Anfrage von insgesamt neun Anzeigen nach Taten auf Friedhöfen im Stadtgebiet von Selm in diesem Jahr - immerhin sieben Fälle mehr als im Vorjahr. Im Oktober wurden bei drei angezeigten Taten Blumen ausgegraben, im Juni klauten Diebe eine Bronzestatue. Metall war nach Informationen der Kreispolizeibehörde sonst aber nicht im Fokus der Kriminellen. Die Pressestelle der Polizei in Dortmund hat für Lünen wenig Informationen zu aktuellen Diebstählen. Die Theorie: Die Dunkelziffer der Fälle liegt sowohl in Lünen als auch in Selm höher, viele Bestohlene scheuen vermutlich auch aufgrund des vermeintlich geringen Wertes der gestohlenen Dinge den Gang zur Polizeiwache. "Die Polizei kann aber nur tätig werden, wenn wir von Diebstählen erfahren", bittet Pressesprecher Marco Müller die Bürger um Hinweise. Täter erwarten im Falle einer Verurteilung für Diebstahl Haftstrafen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafen.
Security-Patrouille zwischen den Gräbern
Die Städte Lünen und Selm haben die Thematik Diebstahl auf Friedhöfen bereits im Blick. Die Stadt Selm wolle auf den Friedhöfen Präsenz zeigen, etwa mit der Partnerschaft zwischen Polizei und Ordnungsamt oder dem Sicherheitsdienst der Stadt. In Lünen wäre dies eine Aufgabe für den Stadtservice. In Werne patroulliert seit einiger Zeit ein privater Sicherheitsdienst auf dem Friedhof am Südring, engagiert und bezahlt von Träger des Friedhofes. Die Security ist zu flexiblen Zeiten auf dem Friedhof unterwegs, das steigere das Sicherheitsgefühl und vermindere Vandalismus.
Thema "Friedhof" im Lokalkompass:
>Grabräuber klauten Metall auf Friedhof
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