Gaucho-Tanz: Weltmeister "ekelhafte Nazis"?

Gaucho-Gate - dieses Wort trübt die Freude um den Weltmeister-Titel. Der spezielle Tanz einiger Nationalspieler erhitzt die Gemüter, inklusive schrägem Nazi-Vergleich aus Argentinien, dem Land des Vize-Meisters. Ein Kommentar von Daniel Magalski:

Berlin, die Sieges-Party am Brandenburger Tor. Jubel über den vierten Stern und gute Laune. Miroslav Klose, André Schürrle, Shkodran Mustafi, Mario Götze, Roman Weidenfeller und Toni Kroos kommen tanzend auf die Bühne. Minuten später hat die Nationalmannschaft ihren "Skandal", befeuert unter anderem von deutschen Medien. Das Lied, dass die Kicker in gebückter Haltung singen, ist der Auslöser. "So geh'n die Gauchos, die Gauchos die geh'n so..." heißt es im Text mit Blick auf die im Final-Match unterlegenen Argentinier. Dann in aufrechter Sieger-Pose: "So geh'n die Deutschen, die Deutschen die geh'n so..." Übermut? Vermutlich. Häme? Vielleicht ein kleiner Teil. Aber Rassismus? Nein! Medien und soziale Netzwerke griffen den Tanz auf, die Choreographie sorgte für Diskussionen, seither kursiert der Name "Gaucho-Gate". Sportjournalist Victor Hugo Morales aus Argentinien verglich die Nationalspieler laut verschiedenen Berichten sogar mit - Achtung! - "ekelhaften Nazis".

Polen, Ghana, Tunesien, Türkei

Moment mal, ist das ein schlechter Scherz? Mesut Özil, Sammy Khedira, Jerome Boateng und Lukas Podolski haben Wurzeln in der Türkei, in Tunesien, Ghana oder Polen und machen die deutsche Elf zu einer multikulturellen Truppe. Miroslav Klose und Shkodran Mustafi tanzten selbst den "bösen" Gaucho-Tanz. Klose, der gebürtige Pole! Mustafi, der Nationalspieler mit den albanischen Eltern! Lieber Herr Morales, mal ganz im Ernst, weder Klose oder Mustafi noch ein anderer Nationalspieler sind ekelhafte Nazis. Ihr Vergleich ist schlicht eine Unverschämtheit.

Hitler und seine Verbrechen

Die Geschichte ist der Deutschen große Bürde. Hitler und seine Verbrechen sind sogar im Freudenrausch um den Weltmeister-Titel allgegenwärtiges Thema. Ohne Frage, was im dritten Reich geschah, darf niemals in Vergessenheit geraten, doch fast siebzig Jahre seit dem Ende des zweiten Weltkrieges ist noch immer der Nazi-Vergleich bei der kleinsten Gelegenheit schnell bei der Hand. Schade, dass man die Deutschen gerne auf dieses dunkle Kapitel der Geschichte reduziert und zudem unfaires Verhalten gegenüber Generationen, die bemüht sind um ein gutes Miteinander und Integration. Die Weltmeisterschaft und die Siegesfeier waren in Deutschland ein Fest der Freude und der Verständigung, feierten doch Deutsche, Türken, Polen und andere Nationalitäten gemeinsam auf den Straßen - das ändert auch nicht die übertriebene und medial aufgebauschte Aufregung um den Gaucho-Tanz.

Mehr zum Thema:
>Weltmeister feierten Sieg die ganze Nacht