Ferien: Stau-Tipps vom Profi retten Leben

Manfred Blunk ist Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Autobahnpolizei in Kamen. | Foto: Magalski
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Ferien in Nordrhein-Westfalen! Kinder und Eltern freuen sich auf freie Tage und Erholung, doch zwischen Abfahrt und Reiseziel liegen oft viele Kilometer Stau. Verkehrsteilnehmer sollten für diesen Fall das richtige Verhalten kennen, denn die Rettungsgasse ist ein Lebensretter.

Manfred Blunk ist Leiter der Wache der Autobahnpolizei in Kamen. Der Erste Polizeihauptkommissar und sein Team sind rund um die Uhr für die Sicherheit auf den Autobahnen im Kreis im Einsatz. Unfälle standen für die Autobahnpolizei gerade in den letzten Wochen fast schon auf der Tagesordnung, häufig passierte es im Stau. Drei Sattelzüge schob zum Beispiel am 11. Juni ein vierter Lastwagen bei Lünen aufeinander, der Fahrer übersah offenbar ein Stauende. Vier Tage später krachte es mit zwei Lastern am Stauende auf der Autobahn 1 bei Kamen, zwei Tage danach prallte ein Sattelzug auf einen Linienbus im Stau vor dem Kamener Kreuz. Im Mai starb gar ein Brummi-Fahrer auf der Autobahn 2 an einem Stauende und das Kamener Kreuz war ohnehin lange Zeit eine Art Synonym für schwere Unfälle. Die Riesen-Baustelle zwischen Kamen-Bergkamen und Dortmund-Nordost sorgt nun für Verkehrsbehinderungen - bis Mitte übernächsten Jahres saniert Straßen.NRW hier die Autobahn in beiden Richtungen auf einer länge von fast zehn Kilometern. Fahrzeuge mit einem Defekt oder leerem Tank, verrutschte Ladung auf Lastern, Gegenstände auf der Fahrbahn oder Unfälle - das alles sind weitere Gründe für Stau.

Farbe Gelb schickt den Streifenwagen auf die Bahn

Die Autobahnpolizei in Kamen kämpft jeden Tag gegen die Ursachen und Folgen. "Die Staulage auf unseren Autobahnabschnitten behalten wir besonders im Auge, denn bei viel Verkehr entwickelt sich innerhalb von Minuten ein Mega-Stau", erklärt Manfred Blunk. Ein Computer in der Funkzentrale der Wache in Kamen zeigt die Bahnen unterteilt in mehrere Abschnitt in Ampelfarben, an diesem Morgen ist alles im grünen Bereich. Gelb bedeutet zähfließenden Verkehr. Rot ist ein echter Stau, soweit kommt es im absoluten Idealfall aber nicht, denn schon bei Stufe Gelb fährt ein Streifenwagen los und sucht nach der Ursache. Zum Beginn der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen an diesem Wochenende rechnen die Autobahnpolizisten mit noch mehr Verkehr und den bekannten Folgen.

Polizei bringt Liegenbleiber in Sicherheit

Stau zu verhindern beziehungsweise schnell wieder freie Fahrt zu schaffen, das schreibt sich die Autobahnpolizei Kamen auf die Fahnen. Einen Fahrstreifen nach Unfällen so schnell wie möglich wieder befahrbar machen, lautet das Ziel. Blunk weiß: Ein Fahrstreifen bringt mehr als jede Umleitung." Polizei, Straßen.NRW und die Feuerwehren kooperieren dafür in einer Ordnungsgemeinschaft und bei Autopannen alarmiert ein Programm den schnellsten Abschlepper in der Nähe. Die Streifenwagen holen Liegenbleiber in ganz dringenden Fällen sogar selbst von der Autobahn, denn "je länger ein Hindernis besteht, desto größer ist die Gefahr." Die Polizei habe Verständnis für die Verkehrsteilnehmer im Stau, sagt Wachleiter Blunk. Menschen müssen zu wichtigen Terminen, müssen die Fähre oder den Flieger erwischen, haben eine dringende Untersuchung beim Arzt, da sind kleine Kinder und Senioren in den Autos. "Diese Faktoren führen zu Stress, wir entschärfen die Situation durch Informationen." Fährt Blunk durch die Rettungsgasse nach vorne, gibt er Kurz-Infos zur Länge des Staus oder geplanten Maßnahmen an die geplagten Stau-Opfer.

Rettungsgasse - so geht der Lebensretter-Weg

Rettungsgasse ist überhaupt ein gutes Stichwort. "Verkehrsteilnehmer sollten schon im zähfließenden Verkehr und nicht erst im dicken Stau mit der Bildung der Rettungsgasse beginnen", so Blunk. "Im Falle einer zweispurigen Bahn fahren Fahrzeuge auf dem rechten Fahrstreifen möglichst weit nach rechts, aber nicht auf den Standstreifen. Die Fahrzeuge auf der linken Spur fahren zur linken Seite und bei dreispurigen Bahnen läuft es nach dem gleichen Muster, nur fahren dann die mittlere und rechte Spur zur rechten Seite." Dank Rettungsgasse kommen die Fahrzeuge von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr laut Statistik rund vier Minuten schneller ans Ziel, das rettet im Ernstfall unter Umständen Leben. Die Fahrer im Stau sollten die Rettungsgasse bis zum Auflösen des Staus unbedingt beibehalten, denn Feuerwehr und Polizei fordern manchmal Unterstützung an oder Abschlepper bahnen sich den Weg zur Unfallstelle - und je schneller diese Fahrzeuge zum Einsatzort kommen, desto schneller gibt's wieder freie Bahn.

Warnblinklicht als Signal am Stauende

Wachenleiter Manfred Blunk hat noch weitere Tipps: "Im Stau sollten die Verkehrsteilnehmer unbedingt an ihrem Fahrzeug bleiben und nicht durch die Rettungsgasse laufen, denn der Verkehr fließt je nach Lage innerhalb von wenigen Augenblicken." Warndreiecke und die Erste-Hilfe-Ausstattung gehören nicht in den Kofferraum unter das Gepäck, sondern an einen gut zugänglichen Ort ins Auto. Am Ende eines Staus sollten Fahrer die Warnblinkanlage einschalten, bis der folgende Verkehr die Gefahr erkennt hat und Warnwesten in Griffweite sind ein Muss. Fakt ist aber, bei allen Bemühungen der engagierten Beamten: Auf Autobahnfahrten muss man immer mit Stau rechnen, Getränke, eine Taschenlampe, Müsliriegel, Traubenzucker und eine Decke gehören deshalb ins Notfall-Gepäck.

Thema "Autobahn" im Lokalkompass:
>Abschlepper - ein Job auf dem gelben Wagen

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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