Eine Frau gibt nicht auf

Petra Grzegorskis Haare, hier noch unter einer Mütze versteckt, sind inzwischen wieder gewachsen.
  • Petra Grzegorskis Haare, hier noch unter einer Mütze versteckt, sind inzwischen wieder gewachsen.
  • hochgeladen von Doro Backmann-Kaub

Bei manchen Menschen verläuft das Leben in ruhigen Bahnen. Bei anderen kommt plötzlich ein Schnitt und alles zerbricht. Hier erzählt Petra Grzegorski ihre unglaubliche Geschichte:

Sie steht mitten im Leben, auf beiden Beinen, ist unabhängig, fährt einen tollen Sportwagen, hat die Liebe ihres Lebens seit 34 Jahren. Eine tolle Tochter, ein schönes Haus. Alles perfekt.

Dann verändert ein schwerer Glatteisunfall vor drei Jahren ihr ganzes Leben. Sie verliert fast den rechten Fuß. Es folgen OPs, Rehas, Rollstuhl, Krücken und ein Gehstock für immer.
Sie kämpft, gewöhnt sich an das neue Leben mit Stock, den sie liebevoll „Paul“ nennt.

Dann passiert das Unfassbare.
Ihr Mann fällt tot um, einfach so, plötzlicher Herztod.
Es reißt ihr beide Beine weg, sie verliert den Boden unter den Füßen. Und sie muss sich von nun an um Dinge kümmern, von denen sie keine Ahnung hat.
Sie verfällt in schwere Depressionen und verliert die sogenannten besten Freunde.

Sie weiß, sie muss kämpfen. Durch professionelle Hilfe schafft sie es ein wenig ins Leben zurück.
Sie trauert unendlich.

Sie fängt an zu versuchen, den Weg, den sie gemeinsam mit ihrem Mann gehen wollte, allein zu gehen.

Sie erträgt die Sprüche der anderen kaum: Das Leben geht weiter. Er ist doch schon ein paar Monate tot. Renn‘ doch nicht jeden Tag zum Friedhof. Wie lange willst Du eigentlich noch Schwarz tragen?
Ihre Tochter gibt ihr immer wieder Kraft, Freundin Ute ist Tag und Nacht für sie da und plötzlich keimt neue Hoffnung.

Dann hat sie wieder Pech.
Nach einem misslungenen Friseurbesuch muss sie mit schweren Verbrennungen in der Klinik behandelt werden. Sie verliert alle Haare. Die Glatze ist grausam, die Schmerzen sind höllisch. Doch kein Wort der Entschuldigung.

Sie kommt aus dem Krankenhaus und ihre Wohnung steht unter Wasser. Im Wohnzimmer ist ein Heizungsrohr geplatzt.

Sie schafft auch das. Jetzt merkt sie wieder, was wahre Freunde sind.
Dann der 50. Geburtstag. Drei Jahre hat sie nicht gefeiert. Nun tut sie es. Und plötzlich geht ihr das Herz auf. Alles ist so liebevoll vorbereitet im Café Kleinschmidt. Ihre Freunde sind da, sind ein Stück neue Familie. Ein schöner Brief, erinnert sie an die Gnade, leben zu dürfen.

Und plötzlich ist es wie eine Befreiung. Im Kopf ist etwas passiert. Sie will wieder leben. Sagt: Ich bin wahnsinnig stolz.
Ab heute fängt das neue Leben an.

Dieser Bericht im Lüner Anzeiger stieß auf enorme Resonanz. Petra Grzegorski heute: "Ich habe dadurch so viele Leute kennengelernt, die Ähnliches erlebt haben und mit mir fühlten. Nette Menschen, liebe Menschen. Es hat sich sogar ein Treff gebildet. Und eine neue wunderbare Freundin habe ich auch gewonnen. Es hat sich so viel aus dem Artikel ergeben. Dankeschön."

Autor:

Doro Backmann-Kaub aus Lünen

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