Deutschland gibt Flüchtlingen Sicherheit

Johannes und Berhane zeigen das Jesus-Bild. Der Glaube spielt für die Männer aus Eritrea eine große Rolle. | Foto: Magalski
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Elfen und Schmetterlinge schmücken die Wand - das Zimmer mit der pinken Tapete ist ein krasser Kontrast zum Leben der acht Männer aus Eritrea. Die Afrikaner sahen schlimme Dinge, riskierten auf dem Weg in die Freiheit ihr Leben. Deutschland ist die neue Heimat. Der Lüner Anzeiger sprach mit den Flüchtlingen.

Die Wohnung in einem Stadtteil von Lünen ist keine Schönheit. Die Wände tragen alte Tapeten und die Spuren der früheren Bewohner. Die Möbel sind Stückwerk, der Tisch zwischen den Betten ist ein Karton mit einem karierten Tuch. Berhane streicht die Bettdecke glatt und zeigt auf den Fernseher. Das Gerät war die Spende einer netten Frau, wie die Couch in der Zimmerecke. Berhane und Johannes aus Eritrea sind stolz auf ihren Raum. Heftzwecken halten ein kleines, buntes Jesus-Bild an der Wand über dem Fernseher. Der Glaube ist den Eriträern in der Wohngemeinschaft wichtig, sie sind Christen. Weihnachten besuchten die Flüchtlinge einen Gottesdienst in der Stadtmitte. Zwei Männer leben in jedem der vier Zimmer der Wohngemeinschaft unter dem Dach des Hauses, alle aus der afrikanischen Republik. Deutschland ist nun schon seit einem Jahr und drei Monaten ihre neue Heimat. "Deutschland gibt uns Frieden und Sicherheit", sagt Johannes. Schnee erlebten die Flüchtlinge in Lünen zum ersten Mal und probierten Hamburger bei McDonalds. Spezialitäten aus Deutschland standen, bis auf ein Bier, bisher nicht auf dem Speiseplan. Kontakt zu Nachbarn oder anderen Lünern sei selten, bedauern Johannes und Berhane.

Flucht im Boot über das Mittelmeer

Vorurteile und Unsicherheit spielen eine Rolle, manche haben Angst vor den Flüchtlingen und nur wenige Menschen kommen auf einen Kaffee zu Besuch. Berhane erzählt bei solchen Gelegenheiten von der Flucht aus seiner Heimat. Der Weg nach Europa erscheint auf der Landkarte nur als Kleinigkeit, doch Berhane und die anderen Flüchtlinge gehen diesen Weg in der Realität. "Von Eritrea flüchtete ich durch die Sahara nach Libyen, dort saß ich sechs Monate im Gefängnis." Berhane gelingt die Flucht aus der Haft. Das Ziel hat er im Blick - Europa! Das Leid der Flüchtlinge ist ein Geschäft. Schlepper verfrachten die Menschen zu Hunderten auf ein kleines Schiff, dann sticht das Boot mit Ziel Italien in See. Die Überfahrt ist voller Gefahren. Das Mittelmeer ist keine Badewanne und Schiffe geraten immer wieder in Seenot. Kräfte der italienischen Marine retten Flüchtlinge aus den überfüllten und häufig schrottreifen Kähnen. Die Nachrichten in Deutschland sind an diesen Tagen voll von Bildern der Flüchtlingsdramen.

"Gefängnis oder Tod warten in Eritrea"

Johannes und Berhane haben Glück, ihr Schiff erreicht die sizilianischen Küste ohne große Zwischenfälle. Das Schlepper-Boot ist noch Meter vom rettenden Ufer entfernt, da steigen die Flüchtlinge in das Wasser und schwimmen an Land. Johannes schafft die Strecke, doch sein Freund Kibrom ertrinkt an seiner Seite. Kibrom ist ein weiterer Name auf der Liste der vielen Toten auf dem Weg in die Freiheit. Das Risiko lohnt, denn die Heimat Eritrea ist kein sicherer Ort. Das Recht des Stärkeren, Verletzungen der Menschenrechte, willkürliche Tötungen und Folter regieren zu oft in der afrikanischen Republik. "Gefängnis oder der Tod warten in Eritrea", sagt Johannes. Sein Vater ist gegen seinen Willen Soldat, ebenso der Vater von Berhane. Den Söhnen drohte das gleiche Schicksal. "Eines Tages ging ich zur Arbeit und mein Chef sagte mir, dass ich nun Soldat werden müsse", berichtet Johannes. Ihre Familien vermissen die jungen Männer am meisten und die Angst um die Angehörigen ist Tag für Tag der ständige Begleiter.

Flüchtlinge lernen in Kursen Deutsch

Ehrenamtliche aus dem Arbeitskreis für Flüchtlinge Lünen kümmern sich um die Flüchtlinge und geben an drei Stellen in der Stadt Deutschkurse. Zwei Mal in der Woche lernen Berhane, Johannes und die anderen Flüchtlinge die Grundsätze der deutschen Sprache. Das Wort "Tschüss" gefällt Johannes besonders gut in der so fremden Sprache. "Unsere Sprachkurse sind ein Notnagel", findet Armin Böck vom Arbeitskreis deutliche Worte. Das Asylrecht ist die große Hürde. "Flüchtlinge dürfen keine vom Staat oder Land geförderten Kurse belegen, solange das Asylverfahren läuft", erklärt Böck. Welche Wünsche haben die jungen Männer für ihre Zukunft? "Weiter Deutsch lernen, Kontakt zu anderen Menschen haben und eine Arbeit finden", sagt Berhane. Geld vom Staat - eines der Lieblingsargumente von Flüchtlings-Gegnern - wolle keiner der Männer der Wohngemeinschaft.

Thema "Flüchtlinge" im Lokalkompass:
>Aktion: Lüner laufen für Flüchtlinge

Johannes und Berhane zeigen das Jesus-Bild. Der Glaube spielt für die Männer aus Eritrea eine große Rolle. | Foto: Magalski
Gruppenfoto vor der Wand mit den pinken Elfen - diese sechs Flüchtlinge aus Eritrea leben nun in einer Wohnung in Lünen. | Foto: Magalski
Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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