Der Held, der nicht nachdachte
„Es war ein Reflex, ich habe gar nicht nachgedacht“, beschreibt Gerd E. sein Handeln. Denn der rüstige Senior hat einen bewaffneten Raubüberfall vereitelt – mit einem Einkaufskorb aus Plastik.
Es war ein gewöhnlicher Montag am 7. Januar im Cap-Supermarkt im Geistviertel. Bis zu dem Moment, als ein Maskierter mit einem Messer die Kassiererin bedrohte und die Herausgabe von Bargeld forderte. Und zwar mitten im Geschäftsbetrieb. Gerd E. war zum Einkaufen unterwegs und sah plötzlich den Mann, wie er die Kassiererin mit einem Messer bedrohte. „Da habe ich mir den Einkaufskorb geschnappt und bin ihm entgegen. Nach meinem Angriff ist er dann geflohen“, berichtet der 77-Jährige, der sich immer noch ein bisschen wundert über seine Heldentat. „Normalerweise gehe ich nicht dazwischen, rufe sonst die Polizei oder bitte andere um Hilfe.“
Dass er noch ein paar kleine Unannehmlichkeiten – zumindest vom Zeitumfang her - hatte, störte Gerd E. nicht. Eigentlich wollte er nach dem Arztbesuch nur schnell einkaufen. Durch den Überfall dauerte dann alles länger, schließlich musste er auch als Zeuge bei der Polizei aussagen. „Aber Hauptsache ist doch, dass nichts passiert ist“, so der 77-Jährige.
Dass diese Situation aber auch anders hätte ausgehen können, beschäftigt den Senior weniger. Das unprofessionelle Auftreten des Räubers war dazu wohl auch ein Grund, warum er so beherzt eingriff. „Der hatte gar kein großes Messer, eher so mit Zehn-Zentimeter-Klinge, fast ein Kartoffelschäler“, berichtet er. Dazu habe der Räuber alle seine Utensilien auf der Flucht weggeworfen. „Der war unprofessionell“, urteilt der Rentner.
Im Cap-Markt kauft der 77-Jährige jedenfalls weiter gerne ein. „Er ist ja jetzt sozusagen auch ein Lieblingskunde“, sagte der Marktleiter Christian Törner, der dem Senior noch mal persönlich dankte und dazu noch einen dicken Präsentkorb überreichte.
Der Täter ist allerdings trotz guter Beschreibung von Zeugen, er war mit einem Mountainbike geflüchtet und hatte Messer und Maske weggegeworfen, noch nicht gefasst.
Dafür hat sich die Mitarbeiterin schon ein bisschen von ihrem Schock erholt, an der Kasse möchte sie allerdings erstmal nicht arbeiten. „Da haben wir zunächst eine andere Lösung gefunden. Dazu wird die Dame durch Fachkräfte begleitet“, erläuterte der Geschäftsführer der Cap-Betreibergesellschaft Werner Bracht, der dem Helden, der nicht nachdachte, ebenfalls seinen Dank aussprach.
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Autor:Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd |
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