Bürger fragen zur Zeltstadt für Flüchtlinge
Flüchtlinge finden ab Ende August in einer großen Zeltstadt auf dem Gelände der Polizeischule in Bork ein Zuhause auf Zeit. Im Moment laufen die Arbeiten für die Unterkunft für bis zu tausend Personen. Mittwochabend gibt es im Bürgerhaus zudem den zweiten Infoabend für Bürger. Der Lüner Anzeiger berichtet im Ticker.
Montag begannen auf dem großen Parkplatz auf dem Gelände der Polizeischule die Aufbauarbeiten für die Zeltstadt. Arbeiter hatten zuvor Leitungen für die Versorgung und Entsorgung verlegt und schon am Dienstag standen die ersten beiden klimatisierten Zelte. Weitere Zelte für die Versorgung und Unterkunft der Flüchtlinge folgen in den nächsten Tagen. Zum Ausgleich der fehlenden Parkplätze entstanden vor der Polizeischule am Schützenplatz und der Straße Rauher Busch neue Flächen. Mittwoch geht bei der Stadtverwaltung Selm unter der Telefonnummer 02592 / 69322 eine Hotline für Fragen zu Flüchtlingsthemen an den Start. Die Hotline ist von Montag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 13 Uhr besetzt, außerhalb dieser Zeiten läuft ein Anrufbeantworter. In Kürze gebe es zudem unter der Adresse asylhotline@stadtselm.de die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme per E-Mail.
TICKER:
20.55 Uhr: Der Lüner Anzeiger beendet an dieser Stelle seinen Live-Ticker. Vielen Dank für Ihr Interesse und einen schönen Abend.
20.47 Uhr: Die Schlussworte sind gesprochen, die Besucher verlassen den Saal. Der Info-Abend war auch in seiner zweiten Auflage eine sehr friedliche Veranstaltung.
20.44 Uhr: Der Info-Abend steht kurz vor dem Ende. Die Redner am Podium bedanken sich - wie schon in der Mensa in Bork - für angenehme Gespräche. Die Menschen in Selm und Bork zeigten eine ausgezeichnete Willkommenskultur und boten rechtem Gedankengut kein Forum.
20.40 Uhr: Oha...nun redet ein Besucher aber deutliche Worte. "Verflucht, meinen Sie das ernst, dass sie die Menschen, die eine echt fu***** Zeit durchgemacht haben, an die Schüppe bringen", fragt der junge Mann den Bürgermeister. "Geht's noch?" Gemurmel im Saal. Löhr reagiert irritiert und gibt keine Antwort auf diese Frage.
20.36 Uhr: "Hat der Bürgermeister von Olfen Immobilien in Selm und plant dort die Unterbringung von Flüchtlingen ?" Diese Frage stellt ein Bürger. Olfen werde auch Flüchtlinge aufnehmen und zwar auf Gebiet der Stadt Olfen, antwortet Mario Löhr. Der Bürgermeister nennt viele Aussagen auf Facebook "Scheißhaus-Parolen". "Und was passiert, wenn Flüchtlinge Schäden verursachen?" Die Flüchtlinge haben keinen Versicherungsschutz und die Stadt werde diese Kosten nicht übernehmen, sagt Löhr. Wenn ein Flüchtling einen Schaden verursache, laufe die Anforderung von Schadensersatz möglicherweise ins Leere, so Hans-Jürgen Hecker vom Roten Kreuz.
20.35 Uhr: Einige Fragen und Antworten decken sich mit der ersten Veranstaltung in der Mensa der Polizeischule vor einer Woche, wir verweisen deshalb an dieser Stelle noch einmal auf unseren Ticker zur ersten Info-Veranstaltung.
20.35 Uhr: Die Ordnungspartnerschaft der Stadt würde nun eigentlich auslaufen, Löhr verspricht mit Blick auf die Lage aber eine Fortsetzung. Die Stadt werde - im möglichen Rahmen - Gelder zur Verfügung stellen, zum Beispiel für ein Programm für die Flüchtlinge.
20.28 Uhr Ein Bürger fragt nach einem zusätzlichen Streifenwagen für die Nacht und Wochenend-Zeiten. Der Streifenwagen sei auch am Wochenende im Einsatz, in der Nacht stelle der Wache- und Regeldienst im Bedarfsfall Kräfte, beantwortet Leitender Polizeidirektor Hans Dieter Volkmann die Frage. Für Sicherheit auf und um das Gelände sorge zudem ein privater Wachdienst, ergänzt Hans-Jürgen Hecker. Der Wachdienst kontrolliere auch die Zugänge zum Gelände, denn Besucher müssen sich grundsätzlich anmelden und man wolle keinen "Asyl-Tourismus".
20.17 Uhr: Eine Bürgerin bittet um eine Ausdehnung der Hotline-Zeiten, etwa auch auf einige Stunden am Abend. Die Frau bittet um weitere Informationen zur Großunterkunft. "Eine Mitarbeiterin der Stadt betreut die Hotline zunächst für zwanzig Stunden", nimmt Löhr Stellung. Ein Anrufbeantworter sei außerhalb dieser Zeiten geplant, über eine mögliche Erweiterung spreche man am Donnerstag beim ersten runden Tisch. Die Bürgerin regt zudem eine Plattform für Fragen im Internet an, Löhr verweist an dieser Stelle auf die E-Mail-Adresse asylhotline@stadtselm.de.
20.14 Uhr: Eine Frau fragt nach einer Stellenanzeige des Roten Kreuzes, etwa für einen Koch in der Kantine oder einen Erzieher. Hecker bejaht dies, es handele sich um "richtige Arbeitsstellen".
20.10 Uhr: Hans Hoppe vom Asylkreis Selm steht nun am Mikrofon und fragt nach der Erstausstattung der Flüchtlinge in der Unterkunft. Hans-Jürgen Hecker: "Die Menschen bekommen ein Starterset mit Bettwäsche, einen Beutel mit Hygieneartikeln wie Zahnbürsten und Duschzeug. Die Menschen werden dann auf die einzelnen Unterkünfte verteilt, für weiteren Bedarf gebe es die Kleiderkammer." Der Bedarf, der nicht über Spenden gedeckt werden könne, beispielsweise Unterwäsche und Babyartikel, kaufe man, erläutert Hans-Jürgen Hecker.
20.04 Uhr: Die Beschäftigung der Menschen sei in den nächsten Tagen auch ein wichtiges Thema, berichtet Bürgermeister Mario Löhr. Sportplätze stehen zur Verfügung, dazu Spielmöglichkeiten für Kinder. Die Stadt prüfe aber im Moment auch den Einsatz der Flüchtlinge für Arbeitsdienste als "Ein-Euro-Jobber", etwa für die Stadtwerke.
19.57 Uhr: "Können die Kinder der Flüchtlinge die Einrichtungen der Polizei nutzen, etwa das Schwimmbad oder den Sportplatz der Polizei", fragt nun eine Frau. Direktor Michael Frücht beantwortet die Frage mit einem Nein. Die Ausbildung der Polizei dürfe nicht leiden, denn wie schon im Laufe des Abends erwähnt wurde, brauche das Land mehr Polizisten. Das Landesamt wolle aber ganz bewusst eine Chance ergreifen und den Flüchtlingen die möglicherweise vorhandene Angst vor uniformierter Polizei nehmen und plane dafür Veranstaltungen, insbesondere für Familien mit Kindern. "Die Menschen sollen Polizei als eine positive Sache erfahren, denn in ihren Heimatländern ist das unter Umständen nicht so", sagt Frücht.
19.53 Uhr: Bürger können nun Fragen stellen, in der Mitte des Saales steht dafür ein Mikrofon. Ein Senior macht den Anfang und richtet das Wort an Hans Dieter Volkmann: "Selm ist schon seit vielen Jahren polizeilich unterbesetzt, sie haben sich zur Polizeipräsenz sehr optimistisch geäußert", so der Mann und zweifelt an der reibungslosen Durchführung. Der Anwohner macht sich Sorgen um die Sicherheit. Volkmann reagiert: Die Bereitsstellung des zusätzlichen Streifenwagens werde die Polizei ohne Frage vor eine große Herausforderung stellen und die Polizei könne nach den Umschichtungen nicht alle Aufgaben mehr mit der gleichen Priorität bedienen - Priorität habe im Moment aber die Zeltstadt.
19.50 Uhr: Nach Erfahrungen seien etwa dreißig Prozent Kinder unter den Bewohnern der Zeltstadt zu erwarten, berichtet Hecker. Gruppen von allein reisenden Männern müsse man von Zeit zu Zeit an die Spielregeln erinnern, auch das ist Aufgabe der Mitarbeiter des Roten Kreuzes.
19.42 Uhr: Hans Dieter Hecker spricht nun für den zukünftigen Betreiber der Großunterkunft, das Deutsche Rote Kreuz. "Wie sieht die Betreuung aus?" Diese Frage beantwortet Hecker nun: Das Deutsche Rote Kreuz habe für die Anforderung ein besonderes Konzept entwickelt, denn es gehe auch um Qualität, nicht etwa um Camping-Zelte. Die Zelte sind winterfest, das Rote Kreuz versorgt die Flüchtlinge dort mit Essen und kümmert sich um die Menschen. Pro Zelt sei Platz für maximal siebzig Personen. Der Innenraum sei durch Trennwände unterteilt, dazwischen sei Platz für höchstens vier Doppelstock-Betten. Die Großunterkunft sei kein Massenlager. Wenn alle Plätze besetzt sind, biete das Rote Kreuz Frühstück, Mittag und Abendessen in vermutlich zwei Schichten. Das Essen sei abgestimmt auf die kulturellen Gewohnheiten der Menschen, weiter gebe es eine medizinische Betreuung mit beispielsweise einem Impfangebot. Kinder impfe man dort zum Beispiel gegen Windpocken. Im Sanitärzelt stehen je hundert Toiletten und hundert Duschen zur Verfügung. Ein Unternehmen aus Selm kümmere sich um die Reinigung. Das Rote Kreuz erwarte aber auch von den Flüchtlingen einen Beitrag zur Sauberkeit in den Unterkünften, dafür stelle man Putz-Utensilien. Die Flüchtlinge sollen sich zudem um die Sauberkeit im Umfeld der Großunterkunft kümmern, denn wir wollen nicht, dass die Zeltstadt ins Gerede kommt, so Hecker.
19.38 Uhr: Sicherheit ist nun das Thema. Die Polizei werde ohne Ansehen der Person nicht zulassen, dass Straftaten begangen werden, erklärt Hans Dieter Volkmann, der Leitende Polizeidirektor der Kreispolizeibehörde Unna. Mit Errichtung der Zeltstadt gibt es laut Volkmann einen weiteren Streifenwagen im Früh- und im Spätdienst für das Stadtgebiet Selm, zusätzlich zur Stärke der Wache in Werne. Im Moment bemühe sich die Kreispolizeibehörde beim Land Nordrhein-Westfalen um Unterstützung, vermutlich müsse man die Verstärkung aber aus eigener Kraft stemmen - dies sei eine große Herausforderung. Frücht bittet um die Unterstützung der Bürger, etwa durch eine - Zitat - "vernünftige Willkommenskultur."
19.34 Uhr: Michael Frücht, der Direktor des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen in Selm ist am Mikrofon. "Die Polizei hilft Menschen in Not, das ist unsere Aufgabe und so machen wir es mit den Flüchtlingen auch", so Frücht.
19.29 Uhr: Die Stadt Selm hat gezählt: Den Infoabend im Bürgerhaus besuchen heute Abend 310 Bürger, so Pressesprecher Malte Woesmann.
19.24 Uhr: Volker Milk, Regierungsvizepräsident bei der Bezirksregierung Arnsberg hat nun das Wort. "Wenn wir uns diesen Standort ausgeguckt haben, dann machen wir das nicht, weil wir uns gegen die Bürger der Stadt Selm verschworen haben, sondern aus einer dringenden Notwendigkeit." Die Einrichtung einer Großunterkunft funktioniere auf einem Gelände einer Landesliegenschaft nun einmal am ohne größere Probleme. Milk unterstreicht die große Bedeutung von neuen Unterkünften. Weltweit seien im Moment fünfzig Millionen Menschen auf der Flucht, ein großer Teil strebe Richtung Europa. Bis Jahresende seien im vergangenen Jahr bundesweit 202.000 Flüchtlinge angekommen, im Moment sei diese Zahl schon im Juli getoppt und liege bei 218.000 Flüchtlingen. Rund ein Viertel aller Kommunen in Nordhrein-Westfalen habe bereits eine Unterkunft des Landes für Asylbewerber. Einrichtungen in kleineren Maßstäben, wie etwa in Lünen für 150 Personen, helfen zwar im Moment, man müsse aber weg von diesen kleinen Einheiten und brauche größere Unterkünfte, wie nun in Bork.
19.22 Uhr: Bürgermeister Mario Löhr verweist noch einmal auf die Hotline für Bürgerfragen, etwa zur Hilfe für Flüchtlinge. Die Telefonnummer: 02592 / 69322.
19.16 Uhr: Löhr erklärt anhand einer Karte nun die Lage der neuen Parkplätze, als Ausweichmöglichkeit für die Studenten und weitere Mitarbeiter der Polizeischule. Die Parkplätze befinden sich an der Straße Rauher Busch, an den Sportplätzen an der Waltroper Straße und vor dem Wohnheim an der Straße Zum Südfeld. Ein Parkplatz mit etwa dreihundert Plätzen entsteht im Moment noch an der Straße Zum Sundern. Um Durchgangsverkehr zu vermeiden, werden die Parkplätze nur noch vom Südwall aus zu befahren sein, dazu plant die Stadt die Aufstellung von Parkverbotschildern. Der Bürgermeister zeigt auch eine Karte mit einem Lufbild des Parkplatzes. Im Bild wird gezeigt, wo nach dem Aufbau der Zeltstadt die Unterkünfte stehen - das Foto finden Sie in Kürze in unserer Bildergalerie.
19.13 Uhr: Bürgermeister Mario Löhr hat als erster Redner das Wort. Löhr freue sich über die große Anzahl an Interessenten, einige seien bereits zum zweiten Mal Besucher der Info-Veranstaltung. Die Beteiligung sei gemäß den Erwartungen etwas geringer. Löhr spricht über die Flyer der Alternative für Deutschland, die im Vorfeld des Abends in vielen Briefkästen landeten und sagt der Partei mit einem ironischen Unterton vielen Dank für die Bekanntmachung des Termins im Bürgerhaus. Der Abend sei aber - das betont der Bürgermeister ganz deutlich - eine städtische Info und keine politische Veranstaltung. Die Fraktionen im Rat der Stadt Selm hätten in den vergangenen Tagen deutlich gemacht, dass sie geschlossen zur Unterbringung der Flüchtlinge stehen und zeigten das im Vorfeld der Veranstaltung auch mit Plakaten und Schildern vor dem Bürgerhaus. Aus Sicherheitsgründen durften diese Schilder aber nicht mit in den Saal genommen werden.
19.07 Uhr: Die Veranstaltung startet mit kleiner Verspätung. Kerstin Lütke führt schon wie in der Mensa in Bork als Moderatorin durch das Programm. Die Besetzung am Podium ist ebenfalls identisch: Regierungsvizepräsident Volker Milk, Bürgermeister Mario Löhr, den Direktor des Landesamtes Michael Frücht, der Leitende Polizeidirektor Hans Dieter Volkmann und Hans-Jürgen Hecker vom Landesverband Westfalen Lippe des Deutschen Roten Kreuzes stellen sich den Fragen.
18.57 Uhr: Das Bürgerhaus ist drei Minuten vor dem Beginn der Veranstaltung im Erdgeschoss gut gefüllt, allerdings gab es keinen großen Ansturm - und auch von den groß angekündigten Protesten auf dem Willy-Brandt-Platz fehlte jede Spur.
18.53 Uhr: Herzlich willkommen zum Live-Ticker aus dem Bürgerhaus in Selm! Montag vor einer Woche fand in der Mensa der Polizeischule der erste Informationsabend für Bürger statt, diesen Termin besuchten etwa siebenhundert Teilnehmer. Zwei Stunden gab es eine friedliche Diskussion, nicht aber ohne kritische Fragen, etwa zu möglichen Nebenwirkungen der Großunterkunft. Der Lüner Anzeiger berichtete im Ticker, hier gibt es unseren Beitrag vom ersten Infoabend. Im Bürgerhaus in Selm gibt es am Mittwochabend ab 19 Uhr den zweiten Infoabend, wesentlicher Unterschied ist die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze. Das Bürgerhaus ist laut Stadt Selm erheblich kleiner als die Mensa der Polizeischule, aus diesem Grund gibt es am Mittwoch vor Ort Platzkarten. Einlass ist ab 18.30 Uhr. "Wenn die Anzahl der Interessierten die Anzahl an Plätzen im Bürgerhaus überschreitet, wird die Veranstaltung über Lautsprecher auf den Willy-Brandt-Platz übertragen", schreibt die Stadt Selm auf Ihrer Homepage.
Thema "Flüchtlinge" im Lokalkompass:
>Bork wird Standort für Flüchtlings-Zelte
>Zelte für Flüchtlinge auf Gelände der Polizei?
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