Briefe kamen nicht an, denn sie wurden geklaut
Als der erste Brief nicht ankam, dachte Hannelore Siebert noch an einen Zufall. Sie hatte ihrer Schwester im Sauerland zum Einzug gratulieren wollen. Doch ihre guten Wünsche per Post erreichten die Schwester nicht.
Auch Briefe mit Weihnachtsgrüßen blieben verschollen. Im Januar wollte Hannelore Siebert zwei Schwestern Fotos im Brief schicken – wieder vergeblich. Und die Schwägerin in Lünen wartete im Juli umsonst auf ihren Glückwunsch zum 75. Geburtstag.
Längst waren Hannelore Siebert und ihr Mann Edwin aus dem Veilchenweg in Horstmar misstrauisch geworden. „Egal welche Post wir hier in Horstmar an der Preußenstraße in die Briefkästen Mittelfeld und an der evangelischen Kirche einstecken, die Briefe kommen nicht an!“
Das schrieb Hannelore Siebert an den Lüner Anzeiger. Sie habe einen Nachforschungsantrag bei der Post gestellt und einen Suchantrag. „Doch alles verlief im Sande. Was kann man tun? Man traut sich ja gar nicht mehr zu schreiben, schon gar nicht einen größeren oder schwereren Brief einzustecken. Selbstgebastelte Karten im Briefumschlag, was vermutet man bei einem dickeren Brief wohl. Geöffnet, und dann einfach weggeschmissen? Ob es anderen Leuten in Horstmar wohl auch so geht? Nun muss man zur Hauptpost, obwohl ich 100 Prozent schwerbehindert bin.“
Der Lüner Anzeiger wandte sich an den Pressesprecher der Post in Düsseldorf. Dieter Pietruck forschte nach und tatsächlich: „Aufgrund der Hinweise von wenigen Kunden haben wir im Bereich Dortmund vor ein paar Wochen ein schwarzes Schaf entdeckt. Wir konnten einen Mann überführen, der für einen Subunternehmer der Post im Einsatz war. Dieser Fahrer hat Briefe in die eigene Tasche gesteckt. Er wurde sofort entlassen. Wir möchten uns bei allen Kunden entschuldigen.“
„Also habe ich recht gehabt“, sagt Hannelore Siebert zufrieden. Und überlegt: „Wer weiß, wieviele Leute noch betroffen sind und es vielleicht gar nicht wissen.“
Autor:Doro Backmann-Kaub aus Lünen |
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