Baustart für umstrittene L821n in Sichtweite

Daniel Aßmann, Projektleiter Bauausführung, Helgard Kleischmann, Projektleiterin Planung, und Melanie Nölke, Abteilung Straßenbau von Straßen. NRW, stellten die Pläne vor. | Foto: Tatenhorst
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Eines der umstrittensten Bauprojekte der vergangenen Jahrzehnte wird nun umgesetzt: die L821n. Anfang der Woche gab Straßen.NRW bekannt, dass im nächsten Jahr mit dem Bau der Umgehungsstraße zwischen Oberaden und Weddinghofen begonnen wird.

Den Winter über sollen die notwendigen Rodungsarbeiten erfolgen, im zweiten Quartal 2019 mit dem ersten von zwei Bauabschnitten begonnen werden. Voraussetzung ist allerdings, dass bis dahin alle Grundstückserwerbsverhandlungen erfolgreich geführt werden. Straßen.NRW hegt daran aber keinen Zweifel. „Natürlich herrscht derzeit noch eine gewisse Skepsis“, weiß Melanie Nölke, Abteilungsleiterin Straßenbau in der Regionalniederlassung Ruhr. „Es ist so lange nichts passiert, dass niemand glaubt, dass die Straße kommt. Aber wir wollen jetzt wirklich loslegen.“ Der Planfeststellungsbeschluss sei unanfechtbar, es herrsche Baurecht und 14,1 Millionen Euro seien für den Bau sind genehmigt. Zu der Tatsache, dass die Mehrheitsfraktion im Rat der Stadt Bergkamen beschlossen hat, die Zustimmung zum Bau der L821n nur dann zu geben, wenn gleichzeitig die Goekenheide sowie die Schul- und Kampstraße in Weddinghofen durch Herabstufung entlastet würde, sagt Straßen.NRW nichts. Auf Nachfrage heißt es im Pressegespräch, in dieser Frage müsse noch ein Konsens gefunden werden. Das Landesverkehrsministerium sei involviert. Die Pläne des Landesbetriebs sehen vor, dass die L821n innerhalb von drei Jahren gebaut werden soll. Die 1,8 Kilometer lange Trasse wird mit zwei fünfarmigen Kreisverkehren an die Lünener bzw. Erich-Ollenhauer-Straße angebunden. Dazwischen führt sie über zwei Brücken: Die über den Kuhbach wird eine Länge von 100 Metern und eine Höhe von 4,5 Meter haben, die über den Heidegraben wird 20 Meter reichen. Weil die Planungen für die Brücken noch einige Zeit in Anspruch nehmen, wird mit dem Neubau der L821n im Süden begonnen.

Kuhbachtrasse bleibt unberührt

Im ersten Bauabschnitt wird etwas abseits der jetzigen Führung der Lünener Straße in Höhe der im Volksmund „Vierhausen“ genannten Kurve der erste Kreisverkehr entstehen. Er bindet die L821 n an die Lünener Straße an, aber auch die Stichstraße, über die vier Häuser künftig erreichbar sein werden. Der fünfte Arm erfasst einen neuen Wirtschaftsweg, der auch von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt werden kann. Deshalb wird es auch einen Radweg entlang der Lünener Straße geben – auf der einen Seite bis zur Goekenheide, auf der anderen bis zum Ortseingang Oberaden. Der neue Wirtschaftsweg wird parallel zur L821n verlaufen und auf den Feldweg treffen, der derzeit in direkter Linie von der Jahnstraße zum Parkfriedhof in Weddinghofen führt. Dieser Weg wird noch bis 2020 komplett nutzbar sein, mit Beginn des zweiten Bauabschnittes rund ein Jahr nach Baubeginn aber dauerhaft abgebunden werden. Zu Fuß oder mit dem Rad können Radfahrer und Spaziergänger aber dennoch zwischen den Ortsteilen wechseln: Die Kuhbachtrasse bleibt von den Bauarbeiten unberührt, und im Bereich Pantenweg und Heidegraben wird es Querungsmöglichkeiten geben, so dass die jetzigen Spazierwege durch das Naherholungsgebiet weiter genutzt werden können. Wie die Querungsmöglichkeiten genau aussehen werden, steht noch nicht fest. Ausgeschlossen ist allerdings, dass der Autoverkehr von der L821n künftig in den westlichen Teil des Pantenwegs einmünden kann. „Das würde ja dafür sorgen, dass der Verkehr doch wieder durch das Wohngebiet fließt. Das wollen wir vermeiden“, erklärte Nölke. Lediglich für die Anwohner des östlichen Bereichs wird es daher eine Ab- und Auffahrt geben – allerdings lediglich in Richtung Norden.

Schallschutzwall in Höhe Kleingartenanlage

Um die Anwohner vor Lärm zu schützen, wird es im Bereich der Kleingartenanlage „Am Heidegraben“ einen bepflanzen Schallschutzwall geben, in nördlicher Richtung folgt dann ein Gewerbegebiet, in südlicher Richtung sind die nächsten Anwohner weit weg. Der neue Kreisverkehr auf der Erich-Ollenhauer-Straße wird neben der L821n auch den Verkehr in die Straßen „Dorndelle“ und „In der Schlenke“ lenken. Und läuft alles nach Plan, werden 2021 die ersten Autos über die Umgehungsstraße rollen können – mit einer Höchstgeschwindigkeit von 70 Kilometern, so die derzeitigen Planungen. Deshalb schätzt Projektplanerin Helgard Kleischmann auch, dass die L821n in jedem Fall eine Entlastungswirkung für Weddinghofen haben wird, was von den dortigen Bürgern lautstark gefordert wird. „Es wird einen zeitlichen Vorteil geben, die neue Straße zu nutzen. Und deshalb wird sich der Verkehr entsprechend verteilen.“ - tat

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Lokalkompass Lünen / Selm aus Lünen

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1 Kommentar

Tanja Mastenbroek aus Bergkamen
am 17.09.2018 um 00:32

Bau der L821n ist ein umweltpolitisches Desaster

Wenn Frau Nölke von "einer gewissen Skepsis" gegenüber der Straße spricht, ist dies eine scherzhafte Untertreibung der Situation. Auch daß lediglich die Weddinghofer Bürger genannt werden, die die Straße lautstark gefordert hätten, gibt ein gewollt verzerrtes Bild wieder. Natürlich wird mit keinem Wort erwähnt, daß ein Großteil der Bergkamener diese Straße ablehnt. Kein Wort darüber, daß bereits 3000 Unterschriften gegen die L821n in Düsseldorf an das Verkehrsministerium übergeben wurden.
Ja, es ist richtig, daß lange nichts passiert ist, und daß war auch gut so, denn wir brauchen diese Straße nicht! Man müsste meinen, daß wenigstens die Politik auf lokaler Ebene schlau geworden ist aus Klimawandel und sich verändernden Umweltbedingungen. Dem ist leider nicht so.

Vor über 30 Jahren wurde die L821n von Holzwickede über Kamen-Bergkamen nach Werne geplant für den Fall, daß auf der A2 nichts mehr geht - in Anbetracht großer Verkehrsströme setzten sich damals schon erfolgreich die Anwohner vom Südabschnitt zur Wehr. Übrig blieb zuletzt das kleine Teilstück von Lünener- bis Erich-Ollenhauer-Straße zur Entlastung der Jahn-und Schulstraße vom (Schwerlast-)Verkehr, der zu den damals noch aktiven Bergwerken Grimberg und Haus Aden führte. Diese Zeiten sind vorbei!

Ich verstehe den Wunsch der Weddinghofer nach weniger Lärmbelästigung, aber dies kann doch nicht dadurch erreicht werden, indem man uns Oberadenern mehr Lärm und Abgase zumutet: man muß nur einen kurzen Blick auf die Baupläne werfen um zu erkennen, daß es sich bei der L821n nicht um eine sog. "Ortsumgehung" handelt; diese Straße zerteilt Bergkamen und läuft direkt am Ortsteil Oberaden entlang! Es wird direkte Anwohner dieser Straße geben, z.B. am Pantenweg. Die Notwendigkeit eines Schallschutzwalles unterstreicht zusätzlich die unmittelbare Nähe zu Oberaden.Was bedeutet die schwammige Aussage, andere Anwohner wären "weit entfernt"? Wenn bald der Verkehr mit Tempo 70 durch das Landschaftsschutzgebiet donnert, wird der Lärm "weit" herübergetragen werden.
Wieso wurden die vielen Gegner dieser Straße nicht gehört? Liegt es vielleicht daran, daß Ratsmitglied Gerd Miller (CDU) die Weddinghofer BI "L821n Jetzt " aktiv geführt hat? Oder hat Ratsmitglied Marco Morten Pufke (CDU) seine Kontakte zum Parteifreund und Verkehrsminister NRW, Hendrik Wüst, eingebracht? ( Sicherlich, erwartete er doch bereits im Juni 2017 wesentliche Auswirkungen des Regierungswechsels in Düsseldorf für Bergkamen, in Form einer neuen Perspektive für die L821n )

Daß die CDU auf Landesebene in Sachen Klimaschutz und Flächenverbrauch rückständig agiert, überrascht nicht übermäßig, geht doch schon die Bundesregierung mit schlechtem Beispiel voran. Die schwarz-gelbe Landesregierung NRW hat eine Änderung des Landesentwicklungsplans eingeleitet und will damit dem Ziel, den Flächenverbrauch in NRW mittelfristig auf 5 Hektar zu begrenzen (das sind immer noch ca. 7 Fußballfelder!!!) , den Rücken kehren. Dies würde den Flächenfraß massiv ankurbeln.( Dies wiederum ganz im Sinne von Herrn Pufke, der durch die Überarbeitung des LEP bereits eine 2. Chance für das geplante interkommunale Gewerbegebiet auf dem Gelände des Hofs Schulze-Elberg in Bergk.- Rünthe sieht)

Neue Straßen erzeugen neuen (induzierten) Verkehr. Ein Straßenneubau kann das Verkehrsaufkommen nicht verringern! Die L821n bedeutet mehr Verkehr, mehr Schadstoff- und Umweltbelastung für uns alle hier in Bergkamen.
Sie zerstört ein beliebtes und stark frequentiertes Naherholungsgebiet.
Wir brauchen intakte Erholungsgebiete in unserer immer schnelllebiger werdenden Zeit. (Noch mehr) schnelle Straßen und damit verbundener schneller Verkehr fördern diese
Schnelllebigkeit und können uns auf Dauer krank machen.

Ich bin stinksauer darüber, daß selbst unsere Kommunal- und Landespolitiker in Angesicht des rasant fortschreitenden Klimawandels mit unserem Planeten umgehen, als hätten sie noch einen zweiten in der Tasche. Man muß seinen Blick nicht in die Ferne richten, nicht auf die Abholzung des Hambacher Forsts oder gar des Regenwaldes, auch hier in Bergkamen darf man Naturzerstörung hautnah miterleben!

Die SPD ist jetzt noch in der Pflicht, es entspricht nicht der Tatsache, daß sie dem Land gegenüber völlig machtlos ist (siehe dazu auch Kommentar der BI "L821n Nein" im Bergkamener Infoblog). Jetzt die Hände in den Schoß zu legen wäre ein absolutes Armutszeugnis.

Noch eine Anm. zum Schluß: Zwangsenteignung von Grundstückseigentümern, die ihr Land nicht verkaufen wollen, betrifft nicht nur "südamerikanische Kleinbauern", sondern ist auch hier in Deutschland üblich (dann zum Wohle der Allgemeinheit - aber wieviel Prozent der Bevölkerung muß die Allgemeinheit ausmachen?). Man sollte das Kind dann auch beim Namen nennen und nicht verniedlicht mit "Einleitung rechtlicher Schritte" umschreiben...