"Sie haben ihr Ziel erreicht!"
RSVler/in Hildegard und Peter Noch beim Arlberg-Giro
Der Arlberg-Giro: 150 km, 2 Pässe, 2.500 hm. Als Rundkurs von St. Anton nach St. Anton (Tirol) hat er in seiner 11. Auflage das Zeug zur Legende.
Hier ein Fahrer(innen)bericht:
Schon im letzten Jahr hatten wir uns zum 10. Arlberg-Giro angemeldet. Wegen des schlechten Wetters gingen jedoch von den potentiell 1500 Teilnehmern nur 600 an den Start. Diese wurden allerdings zu Recht wie Helden gefeiert: Bei Regen gestartet, erwartete sie leichter Schneefall und Temperaturen um 0° auf der Bieler Höhe an der Silvretta-Hochalpenstraße. Wir verzichteten auf diese deutlich erschwerten Umstände und verfolgten die Zieleinkunft der Helden lieber vor Ort, besonders beeindruckt von der besonderen Aufmerksamkeit, die auch dem letzten Fahrer zuteilwurde: Motorrad-Eskorte, großer Jubel und ein Blumenstrauß!!! Mein Fazit: „Du musst entweder Erste(r) oder Letzte(r) sein, um die größtmögliche Aufmerksamkeit zu bekommen!!“
In diesem Jahr wollten wir also den Giro selbst in Angriff nehmen. Die Allgäu-Runde mit Trekking-Rädern plus Gepäck würde uns im Vorfeld noch einmal ein paar Höhenmeter und Muskeltraining liefern, dazu die Alpe di Neggia am Lago Maggiore mit Rennrädern 5 Tage zuvor. Trotzdem konnte das Motto für uns nur heißen: Ankommen! Und zwar um 12.00 Uhr auf dem 2. Pass, der Bieler Höhe, und vor 15.00 Uhr in der Fußgängerzone von St. Anton, denn das bedeutete: Zielschluss! Es gab nur eine Devise: Nicht den Zeitnehmer abnehmen lassen, nicht in den Besenwagen einsteigen, nicht nach 15.00 Uhr einlaufen, kein dnf (did not finsch) kassieren!!!
Die Organisation des Arlberg-Giro kann man professionell und liebevoll zugleich nennen: Expo auf dem sehr schönen Well.com-Gelände, Pasta-Party ohne Limit, Fahrer-Briefing, 5 Startblocks: alles perfekt.
Brav nach eigenem Ermessen in den fünften und letzten Block einsortiert, ging es pünktlich zum Start. Hier hinten verliert man durch den Start in Gruppen noch einmal 20 Minuten auf die 9 Stunden Gesamtzeit, außerdem verzichtet man quasi im Vorfeld schon auf das Einreihen in Gruppen und möglichen Windschatten. Ankommen heißt also: allein ankommen!!
12.05 Uhr, Bieler Höhe: Wir sind da! „Dieses Lied ist jetzt nur für euch!“, hören wir durch das Mikrofon. Kunststück. Alle anderen sind durch!! Zwei dankbare Radreisende laben sich an der üppig gefüllten 2. Labestation. Kurzes Follower-Video, Windbraker und Armlinge übergestreift, und – weiter geht’s! Die wunderbare Abfahrt Richtung Bludenz hält alles, was sie verspricht. Am Sonntagmorgen sind die Straßen auch jetzt noch wie leergefegt. Die Rennleitung im Besenwagen hat bereits eine emotionale Bindung zu uns aufgebaut („Du machst das super!! Braucht ihr noch was?“) und der Polizeiwagen mit der grünen Flagge, der uns immer wieder mal überholt, dann wieder wartet, ist ebenfalls schon sehr vertraut. Vielleicht lade ich den freundlichen Fahrer mal zum Kaffee ein…
Doch, zwei Mitstreiter gibt es noch für uns: Alexander, der eigentlich viel schneller sein müsste, aber offenbar mehr Zeit auf irgendwelchen stillen Örtchen vertreibt als auf dem Rad, und Manfred, Anfang 70, der wg. Krämpfen auch mal schieben musste…
Impressionen zum Arlberg-Giro im Video unter:
Video zum Arlberg-Giro
Noch 12 km. Peter und Alexander sind in Sichtweite weit vorne, Manfred hängt sich in meinen Windschatten. Einmal Lünen – Werne. Welcher Schnitt? Wie viel Zeit? Passt. Oh nein! Wieder 3%! Die letzten Kilometer sind geprägt von Gegenwind und contre-la-montre.
Da entdecke ich viele Motorradfahrer mit gelben Westen an einer einsamen Tankstelle. Seltsam, 4 davon gehen auf die Straße und setzen sich vor uns. Mmh… und plötzlich dämmert es: Wir sind die letzten! Die haben auf uns gewartet! Wir kriegen die Eskorte!!!
Jetzt geben wir noch einmal alles. Irgendwie denke ich, mich in den Windschatten der Motorräder hängen zu können. Aber die halten natürlich den Abstand! Und dann der fulminante Einlauf in die Fußgängerzone: Hupende Motorräder vor- und hinter uns. Beifall, Rufe, Handys auf uns gerichtet, der Sprecher ruft unsere Namen aus – einen besseren Zieleinlauf kann der Erste auch nicht gehabt haben!!! Strahlende Gesichter, 14.49 Uhr sagt die riesige Uhr, mein Mann schaut erstaunt: Wo kommst du denn her? Bis auf 1,5 min. habe ich den Vorsprung noch einmal zusammenschrumpfen lassen. Manfred, 4 Sekunden hinter mir, bekommt den Blumenstrauß. Als ich mich umdrehe, überreicht er ihn grinsend mir. Angenommen!!!
„Sie haben ihr Ziel erreicht!“ Haben wir. Sowasvon!!
Ihr wollt mehr über die Erlebnisse der RSV-Sportler/innen erfahren, dann schaut unter www.rsv-luenen.de oder kommt uns zu unseren Trainingszeiten besuchen.
Gern lernt uns auch einfach bei unserer Rad-Touristik-Fahrt am 04.09.2022 in Lünen Süd kennen.
Text & Bild: Eheleute Noch
Autor:RSV Lippe 23 Lünen e. V. aus Lünen | |
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