"Rölle" Thiemann, Lünens Holländer

Der VfB 08 Lünen in der Saison 1956/57 mit Willi Wöstmann, Jochen "Janes" Wendhofen,Timo "Stina" Konietzka, Willi Eckey, Günter "Moritz" Kötter, Horst "Mete" Steinkuhl (st.v.l.), Rolf "Rölle" Thiemann, Kurt Konietzka, Manfred Abee, Klaus Broda und Friedhelm Roch. Repro Janning
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  • Der VfB 08 Lünen in der Saison 1956/57 mit Willi Wöstmann, Jochen "Janes" Wendhofen,Timo "Stina" Konietzka, Willi Eckey, Günter "Moritz" Kötter, Horst "Mete" Steinkuhl (st.v.l.), Rolf "Rölle" Thiemann, Kurt Konietzka, Manfred Abee, Klaus Broda und Friedhelm Roch. Repro Janning
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Von Bernd Janning

Lünen. Rolf „Rölle“ Thiemann - er galt als „eisenharter“ Linksverteidiger, machte über den damaligen SC Gahmen, den VfB 08 Lünen, Borussia Dortmund, Go Ahead Eagles Deventer in Holland und zum Schluss beim Lüner SV international Karriere.Geboren am 24. November 1938 in Gahmen, feiert er am Samstag seinen 80. Geburtstag.
„Ich fühle mich wohl!“ umschreibt er, dass er noch topfit ist. „Ich lebe meinen Ruhestand, erlebe viel in der Natur, male!“ Vom Fußball hat er etwas Abstand genommen, ist weniger in den Stadien, doch immer noch mitten dabei. „Natürlich habe ich zuletzt das 3:2 der Dortmunder Borussen über München verfolgt!“ Aber vor dem Fernseher in Werne, wo er inzwischen wohnt.
Geboren wurde er in Gahmen, wohnte im Haus mit der ehemaligen Traditionsgaststätte Dieckmann an der Ecke Gahmener Straße/Karlstraße, einem klassischen Revier für Straßen-Fußballer.
Mit dem Kicken im Verein fing er bei den Schülern des SC Gahmen an. Bald folgte der Wechsel zum benachbarten VfB 08. Dort durchlief er alle Jugend-Mannschaften. Mit der legendären Schüler-Elf der Süder verlor er das Endspiel um die Industrie-Meisterschaft gegen den FC Schalke 04. Kommentar „Rölle“: „Die haben uns damals verschoben!“
Als Seniorder 08er glückte der große Karrieresprung. Juli 1959 wechselte er zu den 09ern von Borussia Dortmund. Trainer war der legendäre Max Merkel. Bis Juni 1962 hielt er bei den Dortmundern in der damaligen Oberliga die Abwehr dicht. 1961 stand er gegen Nürnberg mit dem BVB im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, verlor 0:3. Zuvor hatte der BVB aber auch gerade mit der Leistung von Thiemann Teams wie den Hamburger SV mit seinen Stürmerstars Uwe Seeler und Gert Dörfel ausgeschaltet.
War die Zeit beim BVB schon gut, so strahlt der Abwehrmann noch heute, wenn er von den dann folgenden fünf Jahren in Holland erzählt. Go Ahead Eagles Deventer war sein Team, das im Stadion Adlerhorst auflief.
Thiemann: „Wir als Deutsche waren in der Nachkriegsphase in Holland alles andere als beliebt. Doch das anfängliche Misstrauen der Fans wich schnell. In Deventer brachte meine Frau Marlies unsere Tochter Anja zur Welt. Unsere holländischen Nachbarn boten immer wieder ihre Hilfe an, wollten gern auf unsere Tochter aufpassen!“
Der Lüner Junge schnupperte mit den Holländern international Luft, so gegen Celtic Glasgow. In Deventer wurde der Manndecker Kapitän und 1963 als erster Deutscher zum Sportler des Jahres gewählt.
1967 kehrte er zurück, lief zwei Jahre in der Kampfbahn Schwansbell für den Lüner SV in der damals zweitklassigen Regionalliga auf - zusammen mit den Reismann-Brüdern „Awo“ und „Stoppel“, Erhard Ahmann, Hans Bradatsch und Dieter Zorc. 33 Begegnungen wurden es, ohne Tor. Aber er war ja dafür da, Tore zu verhindern.

Neue Karriere als Werbefachmann in Deutschlands Stadien

Eine Karriere ging ihrem Ende zu. Beruflich ging es aber mit dem Fußball weiter. Die Lüner Werbeagentur Lindberg machte ihm ein Angebot. Er wurde in der „Tonwerbung“, wie es damals hieß, aktiv, ließ bundesweit in den Stadien Reklame erklingen.
Kein Knattern und Quietschen mehr bei den Fußballern des Lüner SV. Das gilt zumindest für die Kampfbahn Schwansbell und die dortige Lautsprecheranlage für das Stadion.
Die Firma K. Bellwon Elektrotechnik GmbH aus dem Lüner Norden hatte ihre Fachleute geschickt und die in die Jahre gekommene Anlage rechtzeitig zur Meisterschaft auf den neuesten Stand gebracht. Endlich konnte in der richtigen Lautstärke nach jedem LSV-Tor der beliebte Siegestusch erklingen.
Thiemann hatte bei dieser Aktion seine Aufgaben gelöst, seine Arbeit getan. Vor dem Anpfiff hatte er Zeit genug, auf seine alte Wirkungsstätte zu blicken, sich an die alten, erfolgreichen Zeiten, zu erinnern. Spiele gegen Bochum, Düsseldorf, Bielefeld, Essen. Leverkusen.... Es sind keine 10.000 Zuschauer mehr, auch keine 2000.
Auch so viele sind es heute nicht mehr. Aber die Lautsprecheranlage hatte schon den richtigen Sound. Jetzt muss nur noch die Mannschaft ihren Rhythmus finden.
Ob mit oder ohne Tusch. Was aber erstmals auch wieder lief, war die Werbung für heimische Unternehmen. Fünf Minuten vor dem Anpfiff und fünf Minuten in der Pause. Für diese Werbung und deren Einspielung war der frühere und bekannte Regional- und Oberliga-Spieler des Lüner SV und von Borussia Dortmund zuständig: Rolf "Rölle" Thiemann.
"Tonwerbung - Werbeberatung und Gestaltung“ steht noch heute auf der Visitenkarte des immer noch munteren früheren Verteidigers.
Ein gutes berufliches Angebot der Lüner Werbeagentur Lindberg folgte einst die Fußballer-Karriere von Thiemann. Die Firma wollte europaweit expandieren. In Sachen Tonwerbung war der gebürtige Gahmener in Berlin, München, Kaiserslautern und Offenbach vertreten.
Thiemann machte sich 1973 selbstständig, blieb aber in der Branche.
Seine erste Tonwerbung spielte Thiemann einst im alten Stadion von Borussia Dortmund, "Rote Erde", wohin auch der Lüner SV mehrfach auswich, ab.
Es folgten über 25 Jahre im Westfalenstadion, wie die BVB-Anlage lange hieß, in der Westfalenhalle, bei Stadtfeiern, wie Brunnen- und Drachenfest in Lünen, sowie bei der Lüner Stadtmeisterschaft in der Halle.
Seinen letzten großen fußballerischen Auftritt hatte er 2005, ein Jahr vor Anpfiff der Weltmeisterschaft in Deutschland. De Ruhr Nachrichten, der Lüner SV und der BV Brambauer organisierten ein Spiel der Uwe Seeler-Traditionself mit Weltmeister Wolfgang Overath sowie den Ex-Nationalspielern Klaus Fischer, Stefan Kuntz, Frank Mill und Uli Stein gegen eine Auswahl des Lüner SV und BV Brambauer an. Die Traditionself wurde von Uwe Seeler, Ehrenspielführer der Deutschen Nationalmannschaft, betreut. In der Seeler-Elf liefen auch die Ex-Profis Uwe Bein, Matthias Herget, Martin Kree, Holger Fach, Michael Zorc, BVB-Sportmanager, und Dr. Reinhard Rauball, Präsident der Dortmunder Borussen, auf.
Die Lüner Auswahl des LSV und BVB betreuten Helmut Krause und Siegfried Baecker. Es spielten Timo Konietzka, der Schütze des ersten Bundesliga-Tores, Manfred Balcerzak, Spieler und zweimal Trainer des Lüner SV, Milan Mikuljanac, Frank Hermannspan vom Lüner SV, Werner Smuda, Peter Wirsching, Thomas Langer, Norbert Hübenthal, der belgische Ex-Profi Dieter Weihrauch, Thorsten Nitsche und Tobias Retzlaff vom BV Brambauer.
Die Liste der Lüner Auswahlspieler war noch länger: Als Torleute standen Detlef Behrens, Ralf Prein und Andreas Roch darauf. Bundesliga-Luft schnupperten schon Thomas Audehm und Mario Plechaty.
Dabei war der Ex-LSVer Andreas Bolst, der damals als Trainer mit BW Alstedde in die Bezirksliga-aufgestiegen war. Immer wieder die Stiefel für den Lüner SV zogen Peter Gatzka und Richard Scheiring an. Wie Konietzka bei der Dortmunder Borussia spielte auch der Horstmarer Klaus Brakelmann.
Und das Aufgebot komplett machte als ein Profi vergangener Jahre: Rolf "Rölle" Thiemann, das jetzige Geburtstagskind.
All diese Jungs und noch viele Freunde mehr sagen heute „Herzlichen Glückwünsch, „Rölle!“

Autor:

Lüner SV Fußball e.V. aus Lünen

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