„Mir hat Fußball immer Spaß gemacht!“
Der Lüner SV gratuliert Linksaußen Georg Schymetzek zum 70. Geburtstag
LÜNEN. Seinem Lüner SV war und ist er immer treu. Zuerst in 111 Spielen zwischen 1967 und 1972 in der Regionalliga. Bei den Rot-Weißen steht er damit auf Rang zehn der Liste der Akteure mit den meisten Einsätzen in der alten 2. Liga. 14 Tore schoss er damals. Macht im LSV-Ranking Rang sechs. Heute ist er regelmäßig fachkundiger, aber auch kritischer Zuschauer der Rot-Weißen im Stadion Kampfbahn Schwansbell. Die Rede ist von einem der erfolgreichsten Lüner Fußballer der 60er und 70er Jahre, von Georg Schymetzek. Am Dienstag, 25. Juli, feiert er seinen 70. Geburtstag.
Am 25. Juli 1947 in Beuthen geboren, hatte ihn Oberschlesien geprägt. „Menschen, die arbeiten wollten und konnten, katholisch geprägt, die aufbauten, auf den Zusammenhalt in der Familie setzen. Ganz wichtig für jeden damals und heute war und ist, die Sprache zu lernen. Das ist Das A und O.“ Erfahrungen eines Mannes, der 1966 in den deutschen Westen nach Wetter kam..
Schon in Beuthen spielte er in der Jugend-Auswahl. Für den FC Wetter 10/30, damals ein Kreisligist, lief er ein halbes Jahr auf. „Ich schoss viele Tore.“ Verbandstrainer Walter Ochs berief ihn in die Westfalenauswahl. Wer kennt heute noch einen Kreisklasse-Kicker in einer solchen Auswahl?
Mit dem „Ölprinzen“ zum BVB
All das verfolgten die Augen der damaligen Großen, Borussia Dortmund und Lüner SV. Mit dem Lüner Jockel Bracht, als Energie-Verkäufer später als der „Ölprinz“ bekannt, fuhr er zum Training beim BVB.
Doch das Rennen machte der LSV. Dieser war 1967 unter Trainer Werner Nagerski Meister der Verbandsliga 2 geworden und zum zweiten Mal in die Regionalliga West aufgestiegen. Mit Schymetzek als Neuem sprang dort im ersten Jahr ein guter achter Rang heraus. „Ich war beidfüßig, in der Jugend schon ein Offensiver, hatte in der Auswahl beim Lüner SV meinen Platz als Linksaußen“, erzählt er.
Das zweite Jahr nach dem Aufstieg ist bekanntlich immer schwieriger. So auch für den Lüner SV. Nach elf Spieltagen rutscht er auf den 17. Tabellenplatz ab. Trainer Artur Gruber musste gehen. Im November sprang Josef „Sepp“ Högerl, bisher Trainer der zweiten Mannschaft ein. Plötzlich passte vieles wieder zusammen. Auswärts begnügen sich die Rot-Weißen meist mit einem Punkt. In der Kampfbahn Schwansbell trumpften sie dann groß auf. Rot-Weiß Essen wurde 3:0 überrannt, Spitzenreiter VfL Bochum 2:1 bezwungen. Am Ende stand ein beachtlicher zehnter Platz.
Hans-Jürgen „Spatz“ Sperlich war 1969/70 der große Fang, den sich später die Bundesligisten Hertha BSC und Hamburg angelten. Trainer Herbert Eiteljörge baute den „Spatz“ bestens ein.
Mit „Schymi“ auf Platz vier
Dieser holte mit Schymi“ und Co den tollen vierten Platz, das bester LSV-Ergebnis in dieser Klasse.
Das Spiel gegen Tabellenführer VfL Bochum stand an. Die Südseite der Kampfbahn Schwansbell gleicht wegen des Tribünenbaus einer riesigen Baustelle. Das Schlagerspiel drohte zu einer finanziellen Pleite zu werden. Doch der LSV-Vorstand schaffte es, dass in das Dortmunder Stadion Rote Erde ausgewichen werden konnte.
Lünen präsentierte sich vor über 15.000 Zuschauern glänzend und erreicht durch ein Tor von Peter Demhartner in der 89. Minute ein 1:1. Das Rückspiel gewann der LSV in Bochum, das anschließend Meister wurde und in die Bundesliga aufstieg, mit 3:1. Das Fernsehen ist regelmäßig bei den LSV-Spielen dabei. Der sechste Tabellenplatz mit 38:30 Punkten und 52:37 Toren ist einmal mehr der Lohn für eine ausgezeichnete Saison.
Große Erinnerungen. Aber das Geburtstagskind wirkt wehmütig, oder besser, enttäuscht: „Die Kampfbahn Schwansbell war immer voll. Der Lüner SV hat die Stadt Lünen doch erst bekannt gemacht!“ Aber, was macht diese Stadt heute daraus, wie steht es mit der Tradition des Vereins, wenn immer noch die Bilder der der bundesweit erfolgreichen Teams nirgendwo im Stadion oder sonst in der Stadt zu finden sind?
1971 verlor Lünen seinen Amateurnationalspieler Dieter Zorc an den Bundesligisten VfL Bochum. Manfred Balcerzak vom Hammer SV, später mehrmals Trainer beim LSV, übernahm für Zorc den Liberopart. Peter Wirsching vom FC Brambauer, inzwischen bei Schwarz-Weiß Essen gereift, kam dazu.
Doch es reichte nur zum 15. Platz. Für die Rettung sorgen erst der Wuppertaler SV und Rot-Weiß Essen mit ihren Aufstiegen in die 1. Liga. Danach verließ fast die komplette Mannschaft den LSV. „Awo“ Reismann, mehr als ein Jahrzehnt der gute Geist der Mannschaft, Peter Demhartner und andere hörten auf.
Schymetzek erinnert sich: „Für große Sprünge hatte der LSV auch in der Saison 1970/1971 kein Geld. Anfang Februar wurde Coach Herbert Eiteljörge entlassen.“ Erfolgstrainer Werner Nagerski, der gerade aus eigenem Entschluss den Stimberg in Erkenschwick verließ, kam zurück. Ihm glückte am Ende noch mit einem grandiosen 6:1-Heimsieg über Westfalia Herne der Sprung auf den 14. Tabellenplatz.
Unter dem neuen Trainer Theo Gründken, früher TSV Marl-Hüls, sollte mit jungen Talenten, wie meist aus Dortmund oder der näheren Umgebung, wieder einmal der Neuanfang geschafft werden. So den Lünen-Süder Karl-Heinz „Ellis“ Granitza (TSC Eintracht), Stefan Klos (früher Hörde, zuletzt VfL Witten), Rolf Urban (VfL Witten), Horst Angel (VfL Schwerte), Dieter Gurgel (TSV Marl-Hüls), Bernd Ochmann (VfB Habinghorst) und aus Polen Dieter Stannek vom Staatsligisten BKS Beuthen. Doch Gründken überstand eine Negativserie nicht. Selbst Notnagel „Sepp“ Högerl konnte nichts mehr ändern. Es blieb bei einem Sieg. Und dieser gelang mit 3:1 sogar noch auswärts bei Eintracht Gelsenkirchen. Insgesamt sieben Jahre Regionalliga waren vorbei.
Mit Nagerski nach Lüdenscheid
Schymetzek folgte Trainer Werner Nagerski , spielte zwei Jahre bei RW Lüdenscheid. Auch der Borusse Jürgen „Charly“ Schütz kickte dort. Das Endspiel um die Westfalenmeisterschaft ging 1973 in Lünen in Schwansbell gegen VfB Bielefeld 1:2 verloren. Aber das Nagerski-Team war in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga erfolgreich. Mit einem 4:2 am letzten Spieltag gegen Union Ohligs glückte der Sprung in die Zweitklassigkeit.
Schymetzek erhielt Angebote von Dortmund und Erkenschwick. Er entschied sich für letzte, blieb in der 2. Liga und lief für die Spielvereinigung bis 1977 in 55 Punktspielen - sieben Tore – auf. Dazu kamen drei DFB-Pokalspiele, zwei für Erkenschwick und eines für den damaligen SV Holzwickede, für den er ab 1978 spielte. Beide Pokal-Spiele gingen 1:2 verloren - zuerst gegen VfL Bochum, ein Jahr später gegen FC Homburg. Dabei erzielte Schymetzek einen Treffer. Das Pokalspiel mit Holzwickede ging mit 0:5 in Werder Bremen verloren.
1976/77 stand Schymetzeks Ex-Verein, der Lüner SV, auch das erste und einzige Mal in der DFB-Pokal-Hauptrunde. Der LSV blamierte sich in Schwansbell gegen den Südwest-Klub SG Ellingen-Bonefeld mit einem 0:1 in der Verlängerung.
Holwickede – drei Jahre spielte Schymetzek für den damaligen SV – heute als SC Gegner des LSV in der Westfalenliga. Hermann Erlhoff und der Ex-Borusse Dieter „Hoppy“ Kurrat. Mit einem Platz unter den besten sieben Team der Verbandsliga (Westfalenliga) glückte der Aufstieg in die neue Oberliga.
Aus dem Spieler wurde ein Spielertrainer. Schymetzek wurde beim Landesligisten Wiescherhöfen Nachfolger seines früheren LSV-Kameraden Awo Reismann. Es schloss sich ein Jahr als Spielertrainer beim Bezirksligisten Welver an.
„Eigentlich wollte ich nicht mehr selbst spielen. Doch, obwohl schon 38 Jahre, ließ ich mich noch einmal überreden, für Holzwickede auf den Rasen zu gehen. Doch wir konnten damals den Abstieg aus der Oberliga nicht mehr verhindern.“
Die Fußballer-Karriere neigte sich dem Ende zu. Drei Jahre coachte er noch den SuS Oberaden in der 1. Kreisklasse, lief noch bis zu seinem 60. Geburtstag für die Altherren des SuS am Römerberg auf.
„Mir hat der Fußball immer Spaß gemacht. Es durfte nicht in Stressausarten. Das war mir immer wichtig. Weil es mir Spaß macht, arbeitete ich auch heute noch, berate für die Essener Firma Care Nova Krankenhäuser in Sachen Telefon- und Netztechnik.“
Seit 1971 ist er mit seiner Frau Christine verheiratet. Die Familie vervollständigen Sohn Markus mit Frau Katja und deren Töchter Amelie und Lena. Der Großvater: „Es ist schön, jetzt mehr Zeit für die Enkeltöchter zu haben. In der Zeit, die dann bleibt, verreisen wir gerne!“
Zwei Schlussworte widmet Schymetzek natürlich dem Fußball. Er schmunzelt. „Beim Lüner SV ließen wir die Saison mit zwei, drei Spielen in einem Trainingslager im Sauerland ausklingen. Wir hatten immer unheimlich viel Spaß. Damals kamen zu den Spielen viele Zuschauer. Wir hatten mit dem Vorstand die Vereinbarung, dass das Eintrittsgeld in die Mannschaftskasse kam. Ich habe noch heute das lange Gesicht von Kassierer Paul Plagge vor Augen, wenn er an uns auszahlen musste.“
Junger LSV kann es schaffen
Und die junge aktuelle Lüner Mannschaft lässt ihn optimistisch werden: „Als ich mit 19 Jahren zum Lüner SV kam, wollte ich mich nicht vor den Älteren verstecken, wollte nicht auf die Bank. Ich wollte spielen. Und das habe ich geschafft. Ich denke, die jungen LSVer sind heute genauso ehrgeizig. Das kann eine Garantie für Erfolg sein!“ Bernd Janning
Autor:Lüner SV Fußball e.V. aus Lünen |
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