Er fehlt an der LSV-Kasse und am Friseurstuhl - Siegbert Stähler fällt mit Schulterbruch aus

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Von Bernd Janning

Lünen. „Vorübergehend wegen Krankheit geschlossen!“ steht im Schaufenster des Friseurgeschäftes Siegbert Stähler an der Münsterstr. 65a. Auch die Frage „Was macht unser LSV denn heute?“ wird seit Wochen von Stähler im Kassenhaus beim Eintritt in das Stadion Kampfbahn Schwansbell nicht mehr beantwortet.

Stähler muss sich zuhause erholen, wartet jetzt auf eine ambulante Reha, wahrscheinlich in Kamen. „Ich fing mit 15 Jahren an zu arbeiten. Jetzt sind es 63 Jahre, Ich war noch nie krank und war jetzt das erste Mal überhaupt in einem Krankenhaus!“ schüttelt der 77jährige immer wieder den Kopf. „Das alles war einfach Pech!“

Stähler, wie immer mit dem Fahrrad unterwegs, war einkaufen, hatten in jeder Hand eine Einkaufstüte, wollte zu seinem Rad. Da wurde er von einem Einkaufwagen berührt, stolperte über einen Fuß.

„Ich bin noch mit dem Rad nach Hause. Ich war Sportler, Fußballer, dachte, am nächsten Tag bin
ich wieder fit! Doch die Schmerzen waren am nächsten Morgen noch stärker. Mein Hausarzt schickte mich zum Röntgen. Dort stellte man fest, dass meine rechte Schulter gebrochen war.“

Es musste operiert werden. Es gab eine Vorbesprechung. „Dann musste der OP-Termin im Lüner Marien-Hospital wegen akuter Fälle um vier Tage verschoben werden. Dafür hatte ich Verständnis.“ Stähler bekam ein neues Schultergelenk. „Der Arzt sagte, es sei eine schwierige OP gewesen. Acht Tage war ich im Krankenhaus. Jetzt bin ich wieder zuhause, muss, wenn ich liege, auf den Rücken. Das ist gar nicht meine Stellung!“

Langeweile hat er kaum. Immer wieder rufen ihn Kunden, vielfach wie cr, alte LSVer, an, fragen nach seinem Wohlbefinden und wann er wieder als Friseur zu Kamm und Schere greifen kann.

„Natürlich möchte ich so schnell wie möglich wieder auf Ballhöhe sein“, so der am 23. März 1943 geborene Lüner. „Ich will wieder arbeiten, wieder beim LSV die Kasse machen! Das kann aber noch eine Weile dauern!“

Der rechte Arm ist noch geschient. Dadurch tut ihm auch die andere Seite weh. „Ich bin ein Rechtshänder. Aber wenn man übt, kann man auch mit der linken Hand schreiben, andere Sachen erledigen.“

Seit 1953 ist Stähler Mitglied des Lüner SV. „Damals gab es beim Nachwuchs nur Schüler und Jugend. Um spielen zu können, musste man mindestens zehn Jahre alt sein.“ Mit den Schülern wurde er Kreismeister.

Als Senior lief er für die Zweite, die sich immer zwischen der Kreis- und der Bezirksliga bewegte, auf. „Die Erste, da waren viele, die waren besser als ich“, blickt er auf die erfolgreichen Zeiten der Erstvertretung, darunter auch sieben Jahre in der Regionalliga, zurück.

Er wurde Obmann bei der Zweiten, die da in der Bezirksliga spielte, und bei der Dritten, die damals den Durchmarsch bis in die Kreisliga schaffte. Und als Mitglied des Spielausschusses gehörte er dem Vorstand an.
Er brutzelte Bratwürstchen am Platz, verkaufte Getränke , stand, wie heute noch bei jedem Heimspiel, an der Eintrittskasse, drückt dort auch den Besucher das LSV-Stadionheft oder das zweimal im Jahr erscheinende Magazin der Löwen in die Hand. Aber er kassierte nicht nur im Stadion Kampfbahn Schwansbell oder am früheren LSV-Platz Schützenhof an der Cappenberger Straße.
„Damals, als Schwansbell seine Tribüne erhielt und wir in die Regionalliga nach Borussia Dortmund ausweichen mussten, habe ich im dortigen Stadion Rote Erde auch bei den Spielen unseres LSV gegen VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf kassiert! Ich war für das Kassieren des Eintritts der Tribünen zuständig. So viel Geld wie damals habe ich nie wieder auf einem Haufen gesehen!“ Allein das 1:1 gegen den VfL Bochum (Tor Peter Demhartner) 15.000 Fans.

Im Rahmen der Feiern zum 50jährigen Bestehen des LSV wurde Siegbert Stähler zusammen mit seinem verstorbenen Bruder Konrad mit der Goldenen Vereinsnadel ausgezeichnet. Siegbert Stähler wurde später auch zum Ehrenmitglied ernannt. Stähler, das ist eine Lüner Fußballer-Familie, zu der als dritter Bruder Hansjosef gehört. Dieser war über Jahre Stadionsprecher in Schwansbell. Konrad Stähler war lange im geschäftsführenden Bereich des Vereins aktiv.
Siegbert Stähler, seit ewig ein Fan des 1. FC Köln, ist der Geburtsstätte des Lüner SV, dem Norden der Stadt zwischen den ehemaligen LSV-Plätzen Schützenhof und Wüstenknapp, treu geblieben. Dort wohnt er auch weiterhin.

Alle LSVer wünschen Siegbert Stähler eine schnelle Genesung.

Autor:

Lüner SV Fußball e.V. aus Lünen

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