BVB oder FCB: Die Lüner Expertenrunde zum großen Champions League Finale

Jubel pur: Felipe Santana nach dem 3:2 gegen Malaga. | Foto: Stephan Schütze
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  • Jubel pur: Felipe Santana nach dem 3:2 gegen Malaga.
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Borussia Dortmund oder Bayern München? Verlängerung? Elfmeterschießen? Diese Fragen beschäftigen seit Wochen ganz Fußball-Deutschland.

Sie als Leser und Fan haben ihren ganz persönlichen Tipp sicherlich schon parat. Was sagen denn die Experten? Wir haben drei Lüner, die sich alleine schon von Berufs wegen mit diesen Fragen äußerst intensiv beschäftigen, nach ihrer Meinung zum Finale gefragt. Denn Marcus Krämer, Tim Müller und Rafael Buschmann sind als Sportjournalisten sozusagen immer „am Ball“. Marcus Krämer lebt und arbeitet in Hamburg, Tim Müller wohnt in Dortmund und ist für RevierSport unterwegs. Rafael Buschmann, früher auch Handballer des Lüner SV, arbeitet als Reporter für den Spiegel und sitzt auch ab und zu mal in der Expertenrunde beim „Doppelpass“ auf sport1. Die Redaktion des Lüner Anzeigers ist sich jedenfalls sicher, wer das große „deutsche Finale“ gewinnt: „Nur der BVB!“

Marcus Krämer: "Geklautes" System spielt keine große Rolle

„Unter den Eindrücken des Finalerfolgs von 1997, das ich mir vor wenigen Tagen in voller Länge angeschaut habe und wo ich als Zuschauer im Stadion war, sehe ich sehr gute Chancen für den BVB. Damals wie heute war der Gegner deutlich favorisiert, die beste Mannschaft der Welt ist selbstverständlich immer Favorit. Und damals wie heute steht in Dortmund ein Trainer in der Verantwortung, der aus taktischer Sicht mit dieser Außenseiterrolle sehr gut umgehen kann. Denn die Borussia wird dem FC Bayern, wie gegen alle Favoriten in der Königsklasse, die Hoheit über das Spiel überlassen. Deshalb wird Münchens große Stärke dieser Saison – das vom BVB „geklaute“ Umschaltspiel – keine große Rolle spielen. Ganz im Gegenteil, blitzschnell umschalten und gegenpressen wird nur eine Mannschaft. Individuell sind die Bayern stärker besetzt und damit klar im Vorteil. Dafür hat Klopp die „brutale“ Qualität entwickelt, die Schlüsselspieler des Gegners mit einfachen Mitteln auszuschalten. Doch die Farbe der Theorie ist grau, kommen wir zum Eingemachten: Ich tippe auf einen 2:1 des BVB nach Verlängerung. Denn auch aus journalistischer Sicht gibt es kaum etwas Attraktiveres, als über den gesunkenen Wert der bayerischen Dominanz-Saison zu philosophieren.“

Zur Person: Marcus Krämer eignete sich seine journalistischen Grundkenntnisse bei der Westfälischen Rundschau in Lünen an. Nach dem Studium ging er 2006 als Volontär nach Hamburg zu „sportal.de“, wo er im Laufe der Zeit zum Chefredakteur aufstieg. „Da ich mich dort aber immer weiter vom journalistischen Arbeiten entfernte, trennten wir uns im Januar 2013 nach sieben Jahren“, so Krämer. Seitdem arbeitet er als freier Journalist für verschiedene Medien und betreibt nebenbei den Fußball-Blog „gegendenball.com“. Marcus wird das Spiel mit Frau & Freunden in privater Atmosphäre in einer der Dortmunder Enklaven in Hamburg schauen und im Anschluss für „Gegen den Ball“ analysieren.

Lesenswert: Marcus Krämers Rückspiegel zum CL-Sieg des BVB 1997:
Hier geht's zum Fußballblog "gegendenBall.com" von Marcus Krämer

Rafael Buschmann: Herz oder Kopf?

„Champions League. Finale. Bayern. Dortmund. Wembley. Eigentlich ist jeder einzelne dieser Begriffe schon für sich alleine bis über beide Ohren mit Historie, Emotionen und Kopfkino ausgestattet. Am Samstag, dem Tag an dem das erste deutsche Finale der Königsklasse ausgetragen wird und all diese Begriffe zusammenkommen, maximieren sich die Gefühlswelten wohl ins Unermessliche. Borussia Dortmund, die junge, aufstrebende, grenzbefreite Mannschaft trifft auf Bayern München, das alteingesessene, mächtige, fast übermächtige Team. Der BVB, er trifft mit seinen Typen und seiner Spielweise ins Herz, Bayern, das ist eher Verstand, Abgeklärtheit, pure Rationalität. Beide Mannschaften wirken grundverschieden, sind es aber auf dem Spielfeld mitnichten. Die Spielweisen ähneln sich zusehends, die Teams sind in der Lage sich komplett zu neutralisieren. Ein Tipp, wer dieses historische Spiel gewinnen wird, ist umso schwerer. Doch die Erfahrung aus zwei Finals, die besseren Wechselmöglichkeiten, die größere individuelle Stärke – all dies spricht für die Bayern. Ein knapper, hart erkämpfter Sieg des Rekordmeisters ist für mich die wahrscheinlichste Variante. Das sagt mein Kopf. Mein Herz tippt aber auf ein 2:1 für Dortmund.“

Zur Person: Rafael Buschmann wuchs in Lünen auf. Während seines erfolgreichen Studiums in Münster war er als freiberuflicher Journalist tätig, u.a. für die Süddeutsche Zeitung, die Financial Times und SPIEGEL ONLINE. Seit 2011 ist er Reporter beim SPIEGEL und berichtet auch regelmäßig über den BVB. So auch über das Finale, das er in Wembley vor Ort sehen darf.

Beitrag von Rafael Buschmann: "Hooligans in Krakau: Mit Messern und Macheten"

Tim Müller: Bayerns Angst vor dem Scheitern

„40 Millionen für einen defensiven Mittelfeldspieler? Inzwischen ist auch dem letzten klar, warum die Bayern bereit waren, so viel Geld für Javi Martinez zu bezahlen. Mit seinen Verteidigungskünsten wurde die Defensive des FCB in dieser Saison zu einem Bollwerk. Schon jetzt ist klar: Dortmund wird es schwer haben, gegen diese Abwehr ein Tor zu schießen. Auf der anderen Seite hat Jürgen Klopp aber Recht, wenn er sagt: seine Mannschaft werden die Münchener nicht abschießen können. Der BVB ist wahrscheinlich der unangenehmste Gegner für den Rekordmeister und ein bisschen Angst vor dem Scheitern werden Schweinsteiger und Co. mit in die Partie bringen. Wie so häufig beim Vergleich zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Weiß in den letzten Jahren wird das Finale meiner Meinung nach ein taktisch hochklassiges Spiel, in dem nur wenige Tore fallen. Ich denke aber nicht, dass die Bayern als haushoher Favorit ins Spiel gehen. Die Partie wird auf Augenhöhe ablaufen. Da der BVB in dieser Saison gegen Malaga und Madrid schon so viel Dramatik erlebt hat, glaube ich daran, dass der mit Abstand dramatischste Moment im Finale folgt. Vielleicht ruft Marcel Reif am Ende wirklich: „Großkreutz, Lupfen jetzt...“ Mein Tipp für‘s große Finale: 1:0 für den BVB“

Zur Person: Tim Müller startete als Mitarbeiter der Lokalsportredaktion der Westfälischen Rundschau in Lünen. Der 26-Jährige wurde in Lünen geboren, wohnt derzeit in Dortmund. Seit einem Jahr ist Tim Müller Redaktionsmitglied bei der Zeitung „RevierSport“. Er berichtet über Amateurfußball und gelegentlich als „zweiter Mann“ über Borussia Dortmund zusammen mit dem hauptverantwortlichen BVB-Redakteur beim RevierSport Stefan Schinken. „Ich habe in der Champions League in dieser Saison alle Heimspiele im Stadion gesehen, bis auf das Gruppenspiel gegen Madrid. Auswärts war ich im Halbfinale in Madrid dabei und bin nun auch beim Finale in London“, so Müller.

Video vom Tim Müller über Thorsten Möllmann, Trainer des SC 1920 Oberhausen, den "unnormal Bekloppten":

Mehr zum Thema:
>Der BVB schlägt den BVB mit 3:1

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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