BMX-Profi aus Lünen: Kevin Nikulski erfindet das Rad neu
Radfahren – ein Hobby für Jung und Alt. Auch der Lüner Kevin Nikulski fährt gerne Rad. Allerdings höchst akrobatisch und kunstvoll. Der 18-Jährige fährt „Flatland BMX“ mit Leib und Seele – und mit Erfolg: mittlerweile hat er einen Profivertrag. Als jüngster Fahrer weltweit.
Fast schon kometenhaft scheint der Aufstieg des Lüners in die Weltspitze der BMX-Cracks. Sein Name wird immer bekannter in der Szene.
Alles begann vor fünf Jahren, als sich Kevin ein BMX-Rad zulegte. „Erst habe ich darauf rumgeeiert. Dann habe ich festgestellt, dass Flatland mein Ding ist, ich wurde recht schnell gut darin.“ Im Gegensatz zu anderen BMX-Disziplinen benötigt Kevin keinerlei Rampen oder einen speziellen Parcours. „Nur der Belag muss stimmen“, betont er. Ein flacher Boden – deshalb der Name „Flat Land“ – ist alles, was Kevin für seine Sprünge, Piouretten und Tricks benötigt. Im Fachjargon heißen die Figuren u.a. „Crack Packer“ und „Steel Roller“.
Den passenden Belag zum Üben fand er früher auf dem Ara-Parkplatz und auf dem Theater-Parkplatz. Mittlerweile trainiert Kevin täglich in Dortmund. Im Winter sind es zwei, im Sommer fünf bis sieben Stunden Training am Tag. Und das alles nach der Arbeit.
Zurzeit absolviert er eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker/Schweißtechnik bei Bayer/Schering. Auch das passt irgendwie zu seinem BMX-Spleen. „Auch zum Schweißen braucht man Talent. Das handwerkliche Interesse kam auch darüber, dass ich viel am Rad rumschraube“, so Kevin.
Der Lüner fährt am liebsten allein, so kann er sich voll auf das Training konzentrieren. Im Winter absolviert der 18-Jährige dies oft im Haupt- bzw. U-Bahnhof Dortmund. Eigentlich ist dort Radfahren nicht erlaubt. „Aber ich störe dort keinen und mache auch nichts kaputt“, sagt Kevin. Doch dies und die Tatsache, dass er zur Weltelite gehört, interessiert das Sicherheitspersonal wenig. „Einmal habe ich sogar vom Sicherheitsdienst Prügel bezogen“, berichtet Kevin. Wenn das Wetter es zulässt, fährt der Lüner dann „unbehelligt“ am Platz unter dem RWE-Tower.
Dass Kevin mit seinem Profivertrag sein Hobby zum Beruf gemacht hat, freut den Lüner natürlich. Die BMX-Firma „KHE-Bikes“ und u.a. eine Textilfirma haben den Lüner unter Vertrag. Obwohl es – in seltenen Fällen – schon mal vorkommt, dass er nicht Riesenlust hat zu trainieren, steigt er trotzdem auf‘s Rad. „Es ist jetzt ja auch Verpflichtung dabei“, so Kevin über sein Leben als Profi. Auch wenn er momentan mit seinen Verdiensten auf einem recht niedrigen Standard lebt. „Dadurch, dass ich in sehr kurzer Zeit so gut geworden bin, bin ich noch nicht ganz so bekannt wie manch anderer, aber das kommt jetzt.“ Momentan wohnt Kevin in Lünen bei seinem Vater, der ihn stets bei seinem Hobby unterstützt.
Rückschläge gab es für Kevin in seiner jungen Karriere aber auch schon. Vor zwei Jahren brach er sich bei einem Wettkampf in Barcelona die Kniescheibe, ein anderes Mal lernte er, dass Juryentscheidungen nicht immer fair sind, z.B. bei den BMX Worlds in Köln. „Da habe ich einmal einen super Lauf hingelegt und als Einziger alle Tricks gestanden“, erinnert sich Kevin an einen perfekten Durchgang, den man „so nicht oft im Leben schafft“. Viele aus dem Publikum gratulierten Kevin schon zum ersten oder zweiten Platz, doch am Ende hatte die Jury eine andere Wahrnehmung: der Lüner wurde „nur“ Sechster.
Kevin will jedenfalls weiter für Aufsehen sorgen, zuletzt schaffte er dies mit dem 3. Platz bei der letzten Runde der WM in Barcelona. Nun heißt es weitere WM-Contest abzuklappern. Auch nach New Orleans geht der Flieger in diesem Jahr. Als Profi bekommt er Reisen und auch Material bezahlt. Ein Bike kann bis zu 1.200 Euro kosten.
Der Fleiß beim Training hat sich für den talentierten Lüner ausgezahlt. Kevin scheint ohnehin für das BMX-Fahren geboren zu sein. Auf seiner Brust prangt also nicht von ungefähr der tätowierte Schriftzug „Born to Roll“.
Autor:Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd |
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