WORLD PRESS PHOTOS - auf den Dächern der Welt
Eisstupas in Indien
Tolle Fotos von Ciril Jazbec:
Man lernt nie aus, das dachte ich bei meinem Besuch der Wanderausstellung der WORLD PRESS PHOTOS im Depot in Dortmund (siehe "Ausstellung", auch für das passende Bild). Eine der Fotoserien handelte von Eisstupas in Ladakh/Nordindien, die Bilder von Ciril Jazbec waren beeindruckend, aber die Geschichte, die dahinter stand genauso. Ich gehe davon aus, dass Jazbecs Fotos urheberrechtlich geschützt sind, daher füge ich nur einen Ausschnitt des Plakats am Depot ein, das auch von Jazbec stammt und in die Serie über Stupas gehört.
Was ist ein Stupa?
Ich konnte vor dem Besuch der Ausstellung mit dem Begriff Stupa nichts anfangen. Es handelt sich um ein „kegelförmiges“ buddhistisches Bauwerk. Wer mehr dazu wissen möchte, sei an dieser Stelle auf "Wikipedia" verwiesen, die Namensgebung ist auf die Ähnlichkeit der Form sowie die Verbreitung von buddhistischen Stupas in Indien zurückzuführen.
Die Eisstupas von Ladakh in Nordindien
Bei den Eisstupas von Ladakh handelt es sich um künstlich geschaffene Eiskegel, in denen Schmelzwasser aus dem Himalaya gespeichert wird, um später zur Wasserversorgung zur Verfügung zu stehen. Doch der Reihe nach:
Bedingt durch den Klimawandel sind die Gletscher in der Region Ladakh in Nordindien zurückgegangen. Als Folge kommt das Gletscherwasser, das man für die Bewässerung der Felder benötigt, erst zu spät (die Gletscher schmelzen in den höheren Lagen später) in den betroffenen Dörfern an und bereitet so durch eine Trockenheit im Frühjahr der Landwirtschaft enorme Probleme.
Der indische Ingenieur Sonam Wangchuk hatte eine geniale Idee. Er nutzte ähnlich unseren Wassertürmen den hydrostatischen Druck, bzw. das Prinzip der kommunizierenden Röhren,
um Wasser aus Bergflüssen durch Rohre umzuleiten und dann durch die nach oben ausgerichteten Rohre an anderer Stelle in 30 bis 50 Meter Höhe zum Austritt zu bringen. Am Ende der Rohre befinden sich Düsen, die des nachts – wenn die Temperaturen sich in den Minusbereichen befinden – geöffnet werden. Das austretende Wasser gefriert, wenn es zu Boden sinkt und bildet nach und nach, bedingt durch ein vorgefertigtes Holzgerüst einen riesigen Eiskegel.
So simpel und doch genial. Für die Herstellung werden weder Strom noch Maschinen, Pumpen oder Brennstoffe benötigt. Durch die Kegelform (großes Volumen bei kleiner Oberfläche) bleibt das Wasser lange gefroren und kann so zur Bewässerung der Felder genutzt werden. Wer sich das nicht so ganz vorstellen kann, hat die Möglickeit, sich das Prinzip auf Youtube als "Film" anzusehen.
10 Millionen Liter Wasser können gespeichert werden:
Während der erste Versuchsstupa 150.000 Liter Wasser enthielt und dies bis in den Mai an die Landwirtschaft abgab, werden heute pro Stupa um die 10 Millionen Liter Wasser gespeichert, die im Frühjahr dafür sorgen, dass jeweils 10 Hektar Land bewässert werden können.
Bemerkenswert finde ich an dieser Stelle noch, dass der erste Versuchsstupa von Sonam Wangchuk durch Crowdfunding finanziert wurde.
Sonam Wangchuk ist noch nicht am Ende seiner Ideen und möchte durch dieses Prinzip nun versuchen, die Region grün zu machen, um durch die Bindung von Starkregen die Auswirkungen von Sturzfluten zu verringern. Wenn Sie neugierig geworden sind, es gibt einiges zu Sonam Wangchuk und seine Eisstupas im Netz zu lesen. Viel Spaß damit.
Quellen:
- wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Eisstupa
- national geographic: https://www.nationalgeographic.de/perpetual-planet/2018/03/die-eis-stupas-die-den-himalaya-bewaessern-koennten
- https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2020/06/selbst-gemachte-gletscher
- dw.wissen: https://www.dw.com/de/k%C3%BCnstliche-gletscher-gegen-trockenheit/av-57386175
- EGU https://tc.copernicus.org/articles/15/3007/2021/
Autor:Martina Seeliger aus Lünen |
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