"Urlaubs"erlebnisse
12 Jahre München gehen zu Ende (2)
Es ist sicher von Vorteil, den ersten Teil vorab zu lesen, um zu verstehen, worum es hier geht. Sie finden ihn "hier".
Für diejenigen, die den ersten Teil gelesen haben: Ich habe den Jungen gefragt, er hat tatsächlich geklingelt.
Der erste Tag in München
Mein Mann ist müde von der Fahrt und möchte schlafen, also begebe ich mich allein auf den ersten Rundgang. Sofort fallen mir wieder diese schicken Bänke auf. Wer in aller Welt kommt auf die Idee Bänke so aufzustellen, dass man auf ein Hochhaus guckt.
Den Ausblick, den man von diesen Bänken hat, muss man sich etwa so vorstellen:
Nur zur Erinnerung, der „RAMSES“ ist 55 Meter hoch und erstreckt sich über eine Breite von ca. 120 Metern. Außerdem gibt es auf der anderen Seite des Ramses auch Bänke und die liegen so:
Als ich die Stufen zum Einkaufszentrum, das noch eine große Baustelle ist, hochgehe, fallen mir die Schilder auf: Neueröffnung am 14. Oktober; in zwei Tagen erleben wir tatsächlich auch noch die Wiedereröffnung des Penny-Marktes, der wegen des Umbaus (siehe Teil 1) über 2 Jahre geschlossen hatte. Bis auf die seltsamen Bänke wirken die restlichen Grünanlagen und Sitzmöglichkeiten auch im unfertigen Zustand einladend. Vielleicht hat der Planer ja einfach übersehen, dass zwischen dem Ententeich und den neuen Bänken der Ramses steht. Auch von oben sieht man die Lage der Bänke gut.
Das Wetter bleibt unbeständig und bei meinem zweiten kurzen Ausflug – mein Mann genießt es, länger liegen bleiben zu dürfen – fängt es an zu regnen. München möchte mir den Abschied leicht machen, aber fotografieren soll ich den Regen nicht, denn als ich die Camera aus der Tasche hole, ist der Akku leer. Also erst einmal aufladen. Für die Fotos musste ich noch einmal los.
Ich laufe nach Pasing, der alte Stadtteil hat sich gewandelt, die Pasinger Arcaden
– eines dieser austauschbaren Einkaufszentren, wie es sie in jeder Stadt gibt; vielleicht etwas kleiner, aber mit den gleichen Läden – sind entstanden und bei meinem weiteren Weg frage ich mich zum ersten Mal, wann wohl hier die alten Fassaden anfangen zu bröckeln, denn von den alten Geschäften, die es zu Anfang gab, sind nicht mehr viele vorhanden. Dafür leuchtet grell rot die Leuchtreklame vom Istanbul Market. Hinter den „Arcaden“ stehen Wohnhäuser in der bekannten Blockbauweise.
Auf meinem Rückweg fällt mein Blick auf die Häuser gegenüber vom Bahnhof, noch strahlen sie, auf der gegenüberliegenden Straßenseite bröckelt es tatsächlich schon. Irgendwie scheint auch hier alles austauschbar zu werden. Das Ursprüngliche verschwindet.
Es geht auch anders, ein schönes Beispiel für aus alt mach neu ist für mich das alte Pumpenwerk direkt an der Würm - hier wurde der Würm das Wasser entnommen, mit denen die Dampflokomotiven im Münchner Hauptbahnhof versorgt wurden -, das wunderschön wieder hergestellt wurde, auch wenn ich nicht unbedingt die Werbung mag, versorgt wird hier auch wieder.
Ich kreuze die Würm und denke an unsere Radtouren, auf denen ich diesen zweispurigen Radweg mit Gegenverkehr (Foto im Anhang) so beeindruckend fand.
Auch unsere Ausflüge zur Nymphenburg, deren "Wasserspiele" von der Würm gespeist werden, kommen mit wieder in den Sinn. Das werden wir bei diesem letzten Aufenthalt nicht mehr schaffen.
Am Nachmittag immer noch trübes Wetter, also waren wir unterwegs und da kommt man zwangsläufig an Neubaugebieten vorbei. Erschreckend, wie die riesigen Häuser ähnlich denen früher im Osten aus dem Boden gestampft werden. Ca. 28.000 Leute werden allein in Freiham Nord leben. Dazu kommen in Pasing im ersten Wohnabschnitt 4 000 Wohnungen. Damit die jungen Familien ihre Kinder auch zur Schule schicken können, gibt es die sechszügige Grundschule gleich dazu. Ich hätte mein Kind ungern auf eine sechszügige Grundschule geschickt, heißt also ca. 180 Mitschüler*innen pro Jahrgang.
Und das ist längst nicht alles. Im Stadtteil Lochhausen zum Beispiel wird sich die Einwohnerzahl in den nächsten Jahren verdoppeln (hab ich aus dem Münchner Lokalkompass, der allerdings "Hallo München" heißt, aber auch jeweils mittwochs und samstags kostenlos verteilt wird). Nun, die vielen Leute wollen morgens und abends auch ihren Weg zur und von der Arbeit zurücklegen und am Wochenende bestimmt auch in die Umgebung fahren.
Das soll es auch an Nörgelei gewesen sein, denn natürlich geht München auch anders. Zudem müsste ich, um mich weiter dazu zu äußern sicher viel mehr recherchieren, wenn ich nicht an der Oberfläche bleiben will. Beenden wir das Thema München, Wohnraum und Verkehr hier.
Abends waren wir in Obermenzing in einem alten Gasthaus essen. Die Bedienung oder Besitzerin ist dort auch schon so lange wie wir nach München kommen und hat uns trotz zweijähriger Abstinenz wiedererkannt. Vor 11 Jahren hat sie uns den "Rosstag Feldmoching" empfohlen und das war richtig klasse. Leider sind die Fotos verloren gegangen, so dass ich nur auf den Link verweisen kann. Solche Situationen versöhnen mich mit den vielen für meine Begriffe häufig unschönen Veränderungen hier. Das Essen verlief mit viel Abstand zu den Nachbartischen und es fühlte sich ganz normal an.
Sie finden weitere Bilder von Pasing sowie von einigen Bauvorhaben im Anhang. Zu Teil 3 mit Bildern vom Umland kommen Sie
"Hier".
Autor:Martina Seeliger aus Lünen |
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