"Urlaubs"erlebnisse
12 Jahre München gehen zu Ende (1)
Der vorerst letzte Ausflug nach München
Vorwort
12 Jahre hat mein Mann in München gearbeitet und so sind wir entweder geplant oder auf der Durchreise in den letzten 12 Jahren oft hier gewesen. Jetzt endet hier seine Beschäftigung und wir nutzen ein letztes Mal die kleine Wohnung, die zum Ende des Monats gekündigt ist.
Natürlich ist München schön; hat viele Sehenswürdigkeiten, ein großes Kulturangebot und ganz viel Geschichte zu bieten. Besonders die Innenstadt mit den vielen Kirchen, dem alten und neuen Rathaus und und und … .
Ausgewählt habe ich das Bild vom Titel, das ich von der Dachterrasse in etwa 8 Kilometern Entfernung aufgenommen habe. Man erkennt deutlich die Kuppel des Justizpalastes, die uneingerüsteten Türme der Frauenkirche - das gab es wie beim Kölner Dom schon seit Jahren nicht mehr, das neue Rathaus (hinter den Kränen versteckt) und den Turm von St. Peter.
Wenn man München näher kennenlernt, fallen einem die Schattenseiten auf. Es gibt keinen Wohnraum, als Familie hockt man auf wenigen Quadratmetern zusammen, Gärten sind Luxus und das alles zu einem Mietpreis, der einem die Schuhe auszieht. Die Menschen, die in Lohn und Brot stehen, denken mit Grauen an die Rente, weil sie nicht wissen, ob sie sich dann ihre Wohnung noch leisten können, wenn sie nicht das Glück haben, eine Genossenschaftswohnung zu haben. Wer sein Haus an die Kinder vererbt, muss damit rechnen, dass es dann verkauft und abgerissen wird, weil das eine Kind die anderen nicht auszahlen kann. Es gibt hier viele Spielplätze, die genutzt werde; aber doch wohl hauptsächlich, weil die Kinder weder in ihrem Zimmer noch in dem nicht vorhandenen Garten Platz haben. Nun, die Stadt München arbeitet an der Schaffung von Wohnraum, dazu später.
Und dann das Umland, traumhaft schön, also gibt es ausreichend Möglichkeiten, einen Ausflug zu machen. Haben Sie schon mal auf der B1 im Stau gestanden? So quält man sich dann aus München heraus – und abends wieder zurück, um am überfüllten Starnberger- oder Tegernsee keinen Platz zu finden. Wir waren da oft klar im Vorteil, denn wenn andere arbeiten müssen und keine Ferien in Bayern sind, kann man die Schönheiten richtig genießen.
Mein persönliches Fazit
München und das Umland sind wunderschön, aber für mich nur kurzzeitig - eben als Tourist, leben möchte ich hier auf keinen Fall, da bleibe ich lieber im Ruhrgebiet, stöhne ein bisschen über die Gartenarbeit und darüber, dass es in der Wohnung so viel zu putzen gibt.
Dennoch möchte ich Sie hier auf meinen wohl letzten Ausflug in „Die beste Stadt der Welt“ so steht es an den Bussen und mein Mann sagt immer: „Es gibt welche, die glauben das!“ mitnehmen.
Anfahrt
Alles wie immer und doch ganz anders, irgendwie entspannter. Die Fahrt ist ruhig, die Baustellen im Sauerland, man hat sich in den 12 Jahren daran gewöhnt. Wobei ich erwähnen muss, dass mein Mann keineswegs jedes Wochenende mit dem Auto unterwegs war.
Bei Würzburg verlassen wir die Autobahn, um irgendwo zu tanken und etwas zu essen. Während im Ruhrgebiet an jeder Ecke eine Pommesbude lockt, sehen wir zwar schöne alte Häuser - die mich wieder daran erinnern, dass wir uns im Ruhrgebiet viel zu sehr unter Wert verkaufen, denn unsere alten Fassaden bröckeln vor sich hin, während hier jeder alt aussehende Stein vermarktet wird – aber eine Möglichkeit schnell etwas zu essen – Fehlanzeige.
Wir kommen dann durch Iphofen, wo die Firma Knauf, die unter anderem Rigipsplatten herstellt, ansässig ist, es gibt sogar ein "Knauf-Museum", und auch Aldi, zumindest ein paar Brötchen mit Frikadellen sichern und tanken. Wie man es so kennt, nachdem Brötchen und Frikadellen in der Einkaufstasche sind, taucht tatsächlich ein Schild Peter’s Imbiss auf. Wir folgen den Hinweisschildern, warum wohl auf dem letzten Schild in 400 m rechts steht und der Imbiss nach 800 Metern auf der linken Seite liegt – wir haben ihn trotzdem gefunden. Direkt am Eingangstor der Firma Knauf, hätte man sich denken können, die haben eine Filiale in Dortmund. Wieder zuhause habe ich ein bisschen gegoogelt, interessante Firma "die Knaufs".
Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich wach werde, verlassen wir bei Obermenzig die Autobahn, auch wie immer; kommen an der Lotsenstation vorbei, doch die ist einem Coffee-shop gewichen. Nun Lotsen benötigt man heute nicht mehr, dafür gibt es Navigationsgeräte. Dann an der Blutenburg vorbei, fahren an der Würm entlang, wo wir oft spazieren gegangen oder mit dem Rad gefahren sind. Weiter an den Tennisplätzen – richtig, den Griechen mit dem leckeren Saganaki gibt es auch ein paar Jahre nicht mehr. Und dann liegt er vor uns, der RAMSES; kein Scherz, das Haus heißt tatsächlich so.
Wir finden sogar einen Parkplatz am Haus, das hat Seltenheitswert, erleichtert aber, das Gepäck in die Wohnung zu tragen. Wie immer mit Kaffeemaschine, denn ohne Kaffee geht es nicht.
Das Wohngebiet Westkreuz in Aubing, in dem mein Mann wohnt, wurde in den Jahren 1964 bis 1983 für 12.000 Menschen auf dem Gebiet des ehemaligen bäuerlichen Anwesens „Kreuzhof“ errichtet. Allein der 55m hohe „Ramses“ bietet 343 Wohnungen. Schon damals wurde Wohnraum gebraucht.
Blick auf einen Teil des Neubaugebiets von 1964 – auch das ist München
Ankunft am RAMSES
Ich würde gerne „alles wie immer“ schreiben, aber der blaue Schimmer vom Schwimmbad fehlt, denn ganz oben über den Dächern von München gibt es tatsächlich ein Schwimmbecken. Wenn man Glück hat, kann man von oben die Alpen mit der Zugspitze sehen. In den Abendstunden ist das Wasser beleuchtet und dadurch entsteht ein blauer Schimmer an der Decke, den man von der Straße sehen kann. Durch Corona ist der Betrieb eingestellt worden und so werde ich bei diesem Besuch keine Runden schwimmen können, schade.
Auch im Bereich vor dem Haus hat sich einiges geändert. In München fehlt immer noch Wohnraum und so hat man die Bungalowartigen Geschäfte abgerissen und neu gebaut. Allerdings hatte ich mir das schlimmer vorgestellt und nach einem Blick von oben, gefällt mir der Neubau sogar sehr gut. Über dem Penny ist ein Kindergarten mit Spielplatz auf dem Dach.
Witzig finde ich allerdings die Bänke, die man entlang des Weges aufgestellt hat und von denen man auf den Ramses gucken kann. Es würde mir im Ruhrgebiet nicht im Traum einfallen, mich auf eine Bank zu setzen, um auf ein Hochhaus zu gucken. Ob man das hier macht?
Auf dem Weg zur Wohnungstür warte ich auf den Jungen, der mich schnell noch überholt, damit er bei Papas Wohnung ganz oft hintereinander auf die Klingel drücken kann. Er kommt nicht, denn er ist mittlerweile erwachsen und wird erst in der nächsten Woche hier aufschlagen, ohne Mama und Papa, ob er dann allerdings nicht doch auf den Klingelknopf drücken wird – ich bin mir da nicht so sicher.
Die kleine Wohnung wirkt geräumiger als sonst, denn mein Mann hat den größten Teil seiner Sachen wieder in Dortmund. In der „Flurküche“ noch immer die seltsame Tapete aus den 70er Jahren und im Wohn-Schlafraum ein Poster von Oberbayern, das ich aufgehangen habe, damit man sich besser orientieren kann. Mir fällt wieder ein, dass am Anfang unserer Münchenbesuche eine Außenstelle der München Touristik im Nebenhaus (das wie oben erwähnt abgerissen wurde) untergebracht war und ich das Poster dort bekommen habe. Die Außenstelle gibt es schon ein paar Jahre nicht mehr. Mal gucken, was die nächsten Tage noch bieten.
Zum zweiten Teil gelangen Sie
"HIER":
Autor:Martina Seeliger aus Lünen |
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