Interviews über:
NAKAMICHI ELAC Azimut Compact Cassetten Entmagnetisierung

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Mein Name ist Uwe H. Sültz. Im Berufsleben bin ich Werkstattleiter für NAKAMICHI und ELAC gewesen, jetzt Journalist und Autor. Im Laufe der Zeit habe ich das Glück gehabt, einige Größen im Bereich der Technik, insbesondere der HiFi-Technik kennengelernt und interviewt zu haben:
(Marken und Selbstständigkeit bis 2000: HiFi-Werkstatt für SABA, PHILIPS, GRUNDIG, ELAC, NAKAMICHI, u.w., DESIGN SÜLTZ - Schmuck, PORSCHE Museum, FERRARI Düsseldorf, SÜLTZ ELEKTRONIK - Messgerätebau, SAT-TV-SÜLTZ  - Satellitentechnik-Herstellung, KFO-Praxis Dr. Sültz. 
Marken und Selbstständigkeit ab 2000: SÜLTZ BÜCHER WELTWEIT)

Thema Azimut:
Die erste Frage über die Einstellung der Tonköpfe stellte ich natürlich Lou Ottens. Lou Ottens entwickelte damals den weltersten Compact Cassetten Recorder (Pocket-Recorder) PHILIPS EL 3300. Maßgeblich beteiligt im Team waren J.J.M. Schoenmakers und Peter van Sluis (die Urkassette EL 1903, den Recorder und den Mechanismus). Muss man einen Tonkopf einstellen?

Lou Ottens:
Am Anfang hatten wir eine Einstellung des Kopfes nicht in Betracht gezogen. Natürlich nach einem Kopfwechsel schon, aber das lag in der Ferne. Johannes Jozeph Martinus Schoenmakers und Peter van der Sluis waren die Entwickler der ersten Compact Cassette und des Mechanismus, dass die Cassette nach dem Start nicht aus dem Recorder fällt. Sie vermuteten, dass sich bei nicht richtigem Druck auf Start, der Kopf verkannten könnte. Dadurch könnte der Kopf verstellt werden. So kam es auch. Die erste Tonkopfeinstell-Cassette wurde geboren. Unsere ersten Recorder hatten Frequenzen bis 6000 Hz. Sie waren gedacht für Sprachaufnahmen. Eine minimale Verstellung hätte nie jemand bemerkt. Mittlerweile haben Recorder bis 20.000 Hz an Übertragung, da merkt man jede nicht korrekte Azimut-Einstellung. Da ich mich nicht unbedingt auf eine korrekte Einstellung verlasse, prüfe ich jeden Recorder. Das ist ja schnell erledigt.

Max Grundig:
Als 1979 Max Grundig mit PHILIPS zusammen kam, konnte ich, weil mich Azimut-Fragen immer brennend interessieren, ach Herrn Grundig die Frage stellen. Antwort: Die Tonkopfeinstellung nach dem Verkauf überlasse ich den Service-Händlern. Dazu stellt GRUNDIG Testcassetten zur Verfügung. Vor dem Verkauf, also während der Herstellung, überprüfe ich selbst stichprobenhalber immer wieder Recorder. GRUNDIG Tonköpfe sind immer perfekt eingestellt.

NAKAMICHI:
Als in den 1980er Jahren NAKAMICHI in Düsseldorf den Service eröffnete, sprach Dipl. Ing. Bernd Holler ganz klare Worte: Nicht nur die Kontrolle des A/W Kopfes ist wichtig, auch die Entmagnetisierung (dazu später mehr). Die Köpfe werden von Menschen eingestellt. Menschen können Fehler machen. Können einen schlechten Tag haben. Ganz gleich welcher Fehler am Deck vorliegt, entmagnetisiert und der Kopf wird immer. Das müssen wir dokumentieren, das ist die Qualität von NAKAMICHI.

Was ist mit der Entmagnetisierung?

Lou Ottens:
Bei unserer Serie EL 3300/01/02 und allen ähnlichen Chassis war dies nicht nötig. Die Magnetisierung durch einen Schraubendreher war nicht stark genug, um Schaden anzurichten. Die ersten Recorder mit 6000 Hz, auch die letzten bis 10000Hz, machten sich nichts daraus. Hören konnte man dies schon gar nicht. Ganz anders sieht das bei den Recordern mit 3 Köpfen aus. Eine Magnetisierung des Kopfes und der Umgebung können Schaden produzieren.

NAKAMICHI:
Sogar vor der Überprüfung, bzw. der Reparatur wurde entmagnetisiert. Warum? Es verfälscht das Testergebnis. Dann wird repariert, dann wieder entmagnetisiert. Es werden der Kopf und die gesamte Umgebung/Mechanik entmagnetisiert. Wer ein geschultes Gehör hat und, Werbung muss sein, eine NAKAMICHI Musikanlage besitzt, der hört einen nicht entmagnetisierten Recorder.

Heinz Bluthard dazu:
Die Entmagnetisierung ist beim Cassettenrecorder extrem wichtig. Aufmagnetisierungen führen zu verstärktem Bandrauschen. Und da Cassettendecks aus technischen Gründen (geringe Bandgeschwindigkeit, schmale Spur, notwendige Entzerrung) sowieso mehr rauschen als Spulentonbandgeräte, muss man natürlich jede Rauschquelle rigoros zu Leibe rücken. Wie wirkt sich unerwünschter Magnetismus aus? Durch stärkeres Rauschen. Es ist ein dumpfes, polterndes Rauschen. Wenn ein drehbares Teil magnetisch wurde, tritt periodisch-schwankendes Rauschen auf. Der Rauschpegel kann im mittleren Bereich bis zu 7 dB angehoben werden, zudem wird die vorhandene Aufnahme angelöscht. Ist aber ein Band "angelöscht", durch eine Neuaufnahme mit einem magnetisiertem Kopf, hilft nur noch eine totale Entmagnetisierung des Bandmaterials.

Benötigt man einen Eraser, einen Löschmagnet?

Mal Sondock: 
Der Eraser war und ist für mich ein Lebensretter! Es ist mir einmal passiert, dass ich aus den Staaten einen neuen Hit vorgestellt habe und diesen auf Cassette aufnahm. Den ließ ich im Radio laufen. Dabei musste ich einmal für kleine Jungs. Der Hit war zu Ende, das Band lief weiter und ein Gedicht meines Sohnes wurde veröffentlicht. Daher ziehe ich jede Cassette für den WDR zuerst duch den Eraser. 

Stud. Dir. Wilhelm Vahland:
Eine Entmagnetisierung einer Compact Cassette wird nötig, wenn das Cassettendeck durch einen Fehler eine zu schwache Löschkraft aufweist. Wenn das Cassettendeck nicht für einen bestimmten Cassetten-Typ ausgelegt ist. Wenn die Cassette nicht mehr zu löschen ist. Wie löschen? Das geht natürlich mit dem für Compact Cassetten spezifisch gebauten ERASER. Hierbei werden 2 Dauermagneten benötigt. Die übereinanderliegenden Magnete stoßen sich ab, dazwischen herrscht "Chaos" der Magnetpartikel, durch die Abstoßung der Magnetpole. Es kann natürlich auch eine schwache Entmagnetisierung der Compact Cassetten durch Wärme (im Auto auf dem Armaturenbrett) oder durch Erschütterungen geben. Dies stand bei einigen Compact Cassetten damals auf dem Cover (bitte nicht Wärme und/oder Erschütterungen aussetzen).

Hartmut Lange Chefredakteurs bei der internationalen Musikzeitschrift "Intermusik":
Ich interviewte Tina Turner. Statt auf REC + START, drückte ich nur auf START. Dann spielten Kinderlieder, Tina Turner amüsierte sich, ich fand es eher peinlich. Seither durchliefen alle Bänder zuerst den Eraser. 

Dies ist der erste Teil, weitere folgen, denn es gibt viel Wissen über Compact Cassetten und Recordern weiterzugeben!

Danke für Ihr Interesse!
Uwe H. Sültz

Autor:

Uwe H. Sültz aus Lünen

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